100 000 Euro für einen Fall von Welpenschmuggel. Die Tierheime in Bayern müssen häufig selbst für aufgegriffene Tiere zahlen – weil sich andere aus der Verantwortung ziehen.

Die Tierheime in Bayern bleiben immer häufiger auf den Kosten für aufgegriffene Tiere sitzen. Nach Angaben des Tierschutzbunds weigern sich die Kommunen oft, Kosten für beschlagnahmte oder gefundene Tiere zu übernehmen, die in Tierheimen untergebracht wurden. Neu ist die Größenordnung: Ein einziger Fall von Welpenschmuggel verursachte allein bei zwei betroffenen Tierheimen Kosten von über 100 000 Euro – die niemand bezahlen will.

Die Polizei hatte auf der A 70 einen illegalen Hundewelpen-Transport aus Tschechien gestoppt.

78 Welpen, „wie Salatköpfe“ in Gemüsekisten eingepfercht, wurden von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt und in sieben Tierheimen in ganz Bayern untergebracht. Dort mussten die kleinen Hunde aufgepäppelt, untersucht und geimpft werden. Allein in zwei der Tierheimen, Schwebheim bei Schweinfurt und Feucht bei Nürnberg, sind dafür noch Rechnungen von zusammen rund 107 000 Euro offen.

Nach Ansicht des Tierschutzbunds müssen dafür die Landratsämter aufkommen, welche die Welpen in den Tierheimen untergebracht hätten. „Wenn die Gemeinde einen Maler beauftragt, muss sie den ja auch bezahlen“ sagte die Präsidentin des Deutschen Tierschutzbunds Bayern, Nicole Brühl. Das Landratsamt Schweinfurt fühlt sich aber nicht zuständig. Die Hunde seien durch die Staatsanwaltschaft ins Tierheim gekommen, das Landratsamt habe anschließend lediglich eine Quarantäne für die nicht-geimpften Hunde verfügt.

Für die Kosten müsse der Züchter der Hunde in Tschechien aufkommen.

Der Tierschutzverein Schweinfurt hat das Landratsamt deshalb jetzt vor dem Verwaltungsgericht Würzburg verklagt. Denn insbesondere diese Fälle von illegalem Welpenschmuggel nähmen zu, sagte ein Sprecher des Tierschutzbunds. Er rechnet vor: „Je nach Gesundheitszustand verursacht ein einzelner Welpe Kosten von 1500 bis 2000 Euro.“ Wenn kein Besitzer auffindbar sei oder der auf sein Eigentum verzichte, blieben diese Kosten am Tierheim hängen.

Die Tierheime müssen versuchen, die Summen über Spenden aufzufangen. 15 der Welpen aus Tschechien kamen ins Tierheim Feucht. Nach Angaben von dessen Leiter hat das ein Jahresbudget von 850 000 Euro – wovon gut 20 000 Euro allein für diesen einen Fall von Welpenschmuggel aufgewendet werden mussten.

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