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Vogelgrippe in Hamburg: Leinenpflicht für Hunde wird weitestgehend ignoriert

Eine Leinenpflicht für Hunde in ganz Hamburg soll seit Sonntag die Ausbreitung der Vogelgrippe stoppen – doch das kümmert viele nicht. Der Tierschutz kritisiert die neuen Regelungen.

Eigentlich sollte wegen der Vogelgrippe auf den ausladenden Wiesen an der Außenalster kein Hund mehr alleine umhertollen. Eigentlich sollte jeder an der Leine geführt werden, es gilt die Leinenpflicht. So wollen es die neuen Vorsichtsmaßnahmen, welche die Behörden am Sonntag erlassen haben, um die Ausbreitung der Vogelgrippe zu stoppen. Wegen des aggressiven Erregers H5N8 müssen auch Katzen drin bleiben. Nur so kann laut Behörden verhindert werden, dass die Vierbeiner mit toten Wildvögeln in Kontakt kommen und das Virus an Geflügel weiterverbreiten.

© dpa /Foto: Christian Charisius

Die meisten finden die Regelung sinnvoll

Im Alsterpark hält sich am Dienstag aber nur rund jeder zweite Hundebesitzer an die neuen Regelungen. So trottet ein 13 Jahre alter Jagdhund langsam neben seinem Besitzer her – ohne Leine. „In seinem Alter brauchen wir das nicht“, sagt der ältere Mann. „Als er jünger war, hätte es vielleicht Sinn gemacht. Dann schleppte er alles an – auch mal einen toten Schwan.“

Ein paar Meter weiter sind zwei Freundinnen mit Hund Ludwig unterwegs. Ebenfalls ein Jagdhund, auch ohne Leine. „Mit seinem Bewegungsdrang kann ich mich nicht immer an die Leinenpflicht halten“, sagt die Besitzerin etwas unschuldig. Etwas entfernt diskutiert eine Gruppe Hundehalter über die neue Pflicht, während ihre Hunde frei um sie herumspringen. „Direkt am Wasser ziehe ich meinem Hund die Leine schon an, aber hier haben wir sie ja im Blick“, sagt das Frauchen. Was auffällt: Obwohl sich viele nicht an die Regelung halten, finden die meisten sie generell sinnvoll.

© dpa /Foto: Christian Charisius

Maßnahmen sind Augenwischerei

Ganz anders sieht dies aber der Hamburger Tierschutzverein, der nach eigenen Angaben auch das zweitgrößte Tierheim Deutschlands betreibt. „Diese Maßnahmen sind Augenwischerei“, sagte der Sprecher des Vereins Sven Fraasz. „Es ist unwahrscheinlich, dass ein Hund das Virus mit seinen Pfoten zu den Hühnern bringt.“ Auch würde diese Pflicht sich negativ auf die bewegungsliebenden Tiere auswirken.

In Hamburg gibt es anders als in anderen Bundesländern vorwiegend Hobby- und kaum kommerzielle Geflügelzüchter. Dafür aber umso mehr Hunde. Über 46 000 Hundehalter sind offiziell beim Hamburger Finanzamt gemeldet – in der Hansestadt liegt die Anzahl der Vierbeiner höher. Die Zahl von Hauskatzen registrieren die Behörden nicht.

© dpa /Foto: Daniel Bockwoldt

Tote Vögel an Behörde melden

Vorerst wollen die Behörden aber nicht mit großer Härte gegeben Hundebesitzer vorgehen, die sich nicht an die neuen Regelungen halten, sagte eine Sprecherin des Bezirk Hamburg-Mitte. Polizisten würden die Regelbrecher lediglich auf den Verstoß hinweisen.

Am Sonntag war bei drei verendeten Wildvögeln H5N8 nachgewiesen worden. Bei weiteren untersuchten Verdachtsfällen konnte das Virus bisher nicht festgestellt werden, teilte der Sprecher der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz mit. Finden Passanten einen toten Vogel, können sie dies den Behörden unter der Nummer 115 melden. Diese sammeln die Vögel dann ein und ermitteln die Ursache.