Die meisten Thüringer sind natürlich keine Tierquäler und haben ihre Tiere lieb und kümmern sich rührend um die Zwei- und Vierbeiner. Tierquälerei ist die Ausnahme wird aber vielleicht gerade deshalb immer öfter angezeigt.

Tierquäler verteilen Giftköder im Park, nagelgespicktes Hundefutter und quälen Katzen. Tierquälerei ist auch in Thüringen regelmäßig ein Thema. Die Polizei und einige Landkreise bekommen mehr Anzeigen wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Am häufigsten betroffen sind Hunde und Katzen. Während die Behörden in Sonneberg, Sondershausen, Nordhausen und Eisenberg kaum mehr Vorfälle festgestellt haben, berichtet die Schleizer Fachbehörde von einem „kontinuierlichen Anstieg“ im Saale-Orla-Kreis.

280 Anzeigen wegen Tierquälerei

„Im vergangenen Jahr gingen knapp 280 Anzeigen ein“, sagte Behördensprecherin Mandy Käßner. Schwerpunkte seien vernachlässigte Tiere, mangelnde Versorgung und Pflege. 80 Prozent der Anzeigen erfolgten anonym, weitere durch Bekannte, Nachbarn und Touristen.

Laut Kriminalstatistik ist die Zahl der Verfahren in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen: 2013 wurden 218 Verfahren geführt, 2014 schon 276 und 2015 dann 297. Die Zahl für 2016 liegt noch nicht vor.

„Kranke Hirne“ die gewaltsam gegen Tiere vorgehen

Der Thüringer Tierschutzverband sieht indes keinen Anstieg bei Tierquälerei. Er geht von Einzelfällen aus. „Tierschutz als ein hohes Gut wird von den meisten Menschen akzeptiert und praktiziert“, sagte der Landesvorsitzende Gerd Fischer.

Die meisten Vorfälle ereigneten sich aus Unkenntnis über die Eigenheiten der Tiere. Dass ein Hamster nachtaktiv ist und tagsüber weniger spielen wolle, sei oft nicht bekannt. Umso größer sei die Verwunderung, wenn er dann Kinder beiße. Vereinzelt gebe es aber „kranke Hirne“, die gewaltsam gegen Tiere vorgingen. Auch unter Nachbarschaftsstreitigkeiten müssten oft Hunde und Katzen leiden.

Tierquäler verwenden Hundeköder mit Nägeln gefüllt

Die 450 in Thüringen niedergelassenen Tierärzte zeigen alles an, was in ihren Kliniken und Praxen als Tierquälerei erkennbar ist. Bei jeder Polizeiinspektion gibt es spezielle Ansprechpartner, die nach eigener Schätzung 50 von Tierärzten festgestellte Vorfälle auf den Tisch bekommen. „Immer wieder gibt es Vorfälle gegen Hunde mit Giftköder und mit Nägeln gefüllte Hundeköder, weiß Bodo Kröll, Vorsitzender der Thüringer Tierärztekammer. Auf dem Röntgenbild seien die Nägel gut zu erkennen.

Auf Katzen wird auch geschossen.

Erst vor einer Woche mussten zwei Katzen mit Schussverletzungen in seiner Erfurter Klinik behandelt werden, eine habe nicht überlebt. „Solche Tierhasser schießen auch mit dem Luftgewehr auf Tauben oder setzten Tiere aus“, sagte Kröll. Aus dem Praxisalltag kennt er auch Verletzungen durch Stachelhalsbänder oder Laufleinenhaltung.

Nicht art- gerechte Haus- und Nutztierhaltung

Die Veterinärämter erhalten immer wieder Bürgerhinweise auf nicht art- gerechte Haus- und Nutztierhaltung. „Diesen Hinweisen gehen wir nach“, sagte Michael Volk, Sprecher des Landratsamtes in Sonneberg. Bisher sei in keinem Fall Tierquälerei festgestellt worden.

Auch im Wartburgkreis erweisen sich eingehende Anzeigen häufig als nicht gerechtfertigt. Trotzdem gehe man allen seriösen Hinweisen nach, sagte Sprecherin Sandra Blume. Tatsächliche Verstöße würden mit Auflagen, kostenpflichtigen Nachkontrollen und Bußgeldern geahndet. Je nach Schwere landen die Verfahren auch bei der Staatsanwaltschaft.

34 juristische Sanktionen, davon 14 Urteile gegen Tierquäler

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes gab es im Jahr 2015 nur 34 juristische Sanktionen, davon 14 Urteile gegen Tierquäler. 2014 bekamen noch 64 Personen einen Strafbefehl oder ein Urteil. Ganz selten sind Haftstrafen wegen Tierschutz-Verstößen – für das vergangenen Jahr ist lediglich eine statistisch erfasst. Das Amtsgericht Mühlhausen verurteilte eine Katzenhalterin aus Bad Langensalza zu 1200 Euro Strafe. Aus ihrem Haus hatte die Polizei fast 50 kranke und verwahrloste Tiere geholt.

Veterinäre halten die juristische Aufarbeitung von Tierquälerei oder -vernachlässigung nicht unbedingt für zufriedenstellend. Der Erfurter Amtsleiter Ulrich Kreis beklagte vor allem, durch die Justiz würden „auch eklatante Verstöße als Bagatelldelikte abgehandelt“.

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