In Hessen hat der erste Handy-Spürhund seinen Dienst aufgenommen. Auch andere Länder setzen auf die Partner mit der feinen Nase. Die Justiz versucht zu verhindern, dass Mobiltelefone in Gefängnisse geschmuggelt werden. Viel Schindluder kann damit betrieben werden.
Bono sucht Smartphones
Bono wedelt schon aufgeregt mit dem Schwanz. Sein Hundeführer Florian Gimbel befiehlt „Such!“ – und schon läuft der Belgische Schäferhund durch eine der Gefängniszellen in der Justizvollzugsanstalt Kassel I. Unter einem Spalt zwischen Boden und Kühlschrank entdeckt er das Ziel seiner Begierde: ein verstecktes Smartphone. Selbst eine kleine Sim-Karte, die unter eine Tischkante geklemmt sein könnte, kann Bono spielerisch ausfindig machen.
Bono ist Hessens erster Handy-Spürhund
Bono ist Hessens erster Handy-Spürhund. Sein Job ist es, in Haftanstalten Mobiltelefone aufzuspüren. Denn Handys sind für Häftlinge verboten. Nicht, dass man es ihnen nicht gönnen würde, die Stimme von einem lieben Menschen zu hören. Dafür gibt es Gesprächszeiten. „Der Einsatz von Handy-Spürhunden in den Justizvollzugsanstalten dient dazu, eine unkontrollierte Kommunikation von Inhaftierten mit der Außenwelt zu unterbinden“, erklärte Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU), die sich am Freitag in Kassel einen Eindruck von den Fähigkeiten des für 10 000 Euro speziell an einer Hundeschule ausgebildeten Tieres machte.
Seit April ist der zweijährige Malinois im Einsatz
Es gibt Drogenhunde. Hunde die Waffen, Sprengstoff, Falschgeld und anderes entdecken können. Handy-Spürhunde sind noch vergleichsweise neu in Deutschland. 2013 wurde der erste Hund, Schäferhund Artus, in Sachsen vorgestellt. Auch Sachsen-Anhalt und Niedersachsen haben Spürnasen auf vier Beinen im Einsatz, wie das Justizministerium in Wiesbaden mitteilte. Da andere Bundesländer gute Erfahrungen gemacht haben, hat Hessen mit Bono nun auch sein Pilotprojekt gestartet. Seit April ist der zweijährige Malinois im Einsatz. Es ist ein verspielt wirkender Vierbeiner mit glattem, hellbraunen Fell und einer schwarzen Schnauze.
Bono kann Handys in Räumen, Autos, Erdverstecken, Kleidung, Gepäckstücken und an Personen finden
Wie er die Handys aufspürt? Das will Hundeführer Gimbel im Detail nicht erklären – Betriebsgeheimnis. Aber das Ministerium verrät wenigstens soviel: Der Hund sei auf die Geruchsstoffe der Hardwarekomponenten in den Handy konditioniert. Er erkenne Mobiltelefone und Teile wie Lithium-Ionen-Akkus und Sim-Karten. Auf welcher Frequenz das Gerät arbeitet und ob es ein- oder ausgeschaltet ist, sei egal. Bono könne Handys in Räumen, Autos, Erdverstecken, Kleidung, Gepäckstücken und an Personen finden.
Pro Jahr werden in der JVA Kassel I 15 Handys gefunden
Um Bonos Können am Freitag den Medienvertretern zu präsentieren, wurde auch ein Handy in einer Gefängniswerkstatt versteckt. Und auch hier hat das quirlige Tier Erfolg: Nach wenigen Minuten entdeckt er das Mobiltelefon. Es war mit Klebeband unter einem Hubwagen befestigt. Handys werden von Häftlingen gern außerhalb der Zelle geheim deponiert. Die Umgebung bietet mehr Möglichkeiten. Und wenn es entdeckt wird, kann es erstmal nicht so leicht einem Besitzer zugeordnet werden. Pro Jahr werden in der JVA Kassel I etwa 15 Handys gefunden, wie Anstaltsleiter Joerg-Uwe Meister sagt.
Der Handy-Spürhund hilft das Handy-Problem im Gefängnis zu beheben
„Handys sind ein echtes Problem im Strafvollzug. Sie sind wertvoller als Drogen und werden versucht, auf jede erdenkliche Art und Weise hereinzuschmuggeln. Die einen versuchen es in der Unterhose, andere sogar rektal im Darm“, erklärt Ministeriumssprecher René Brosius. Soviel Aufwand wird betrieben, weil Handys und Smartphones den Gefangenen viele Möglichkeiten bieten. Nicht nur zu Unterhaltungszwecken.
Die Justiz will Handys aus vielen Gründen aussperren. Im Besitz von Gefangenen droht die Beeinflussung von nicht abgeschlossenen Strafverfahren. Zeugen könnten unter Druck gesetzt werden. Mit Telefonkontakten könnte der Drogenhandel organisiert und erleichtert werden. Sie können zu Aufbau und Pflege extremistischer Organisationen dienen, auch zur islamistischen Radikalisierung. Selbst Geiselnahmen oder Fluchtversuche können abgesprochen werden. Mit den Handykameras könnten Fotos von Sicherheitseinrichtungen geschossen werden, wie das Ministerium auflistet. Auch illegale Internetseiten (Kinderpornos, Darknet) könnten aufgerufen werden.
Bono ist der ersten Handy-Spürhund in Hessen
In Hessen ist Bono nun der erste Handyspürhund. Die sechs anderen Spürhunde sind alle auf Drogen spezialisiert. Im Gegensatz zu ihnen werde ein Handyspürhund nur bei konkreten Verdachtsmomenten eingesetzt, berichtete das Justizministerium. Bono sei zwar keine Garantie, alle Handys zu finden, die womöglich im Umlauf sind unter den Gefangenen. Seine Erfolgsquote ist nicht perfekt. „Aber er findet die Geräte mit seiner feinen Nase auf jeden Fall häufiger als Beamte bei Durchsuchungen“, sagt Ministeriumssprecher Brosius.