Der Seehund hat bis auf den Namen nicht viel gemeinsam mit dem Hund. Im Gegenteil, sie sind eher natürliche Feinde. Dieses Jahr hatte es der Seehund-Nachwuchs an der Niedersächsischen Küste schwer. Schlechtes Wetter mit Gewittern und Störungen durch Mensch und Hund, haben viele Jungtiere von den Müttern getrennt. 130 Heuler hat die Seehund-Station Norden-Norddeich in dieser Saison bisher aufgenommen und aufgepäppelt. Die meisten von ihnen sind wieder so kräftig, dass sie im August im Wattenmeer ausgewildert werden können.
Eher die Ausnahme: Seehund liebt Hund
Ein Selfie mit Robbenbaby? Keine gute Idee, warnen Experten. Die Heuler brauchen vor allem Ruhe. Menschen stören die Jungtiere. Es gibt seltene Ausnahmen auf die man es nicht ankommen lassen sollte. Folgende Situation, die mit dem Smartphone festgehalten wurde ist sehr kurios. Gibt es vielleicht doch eine unbekannte Affinität zwischen Seehunden und unseren Haushunden? Beim Spaziergang entdecken Leute einen Seehund, der einsam am Strand liegt. Als sie zu ihm kommen, um ihn zu streicheln, will dieser von den Zweibeinern allerdings nichts wissen. Die Robbe hat ein ganz anderes Ziel: Sie robbt munter auf den Hund zu! Dieser hat sich gerade zu einer kleinen Pause in den Sand gelegt.
Die Robbe will doch nur kuscheln
Dort bleibt er nicht lange allein. Die Robbe möchte nichts lieber als mit dem Labrador kuscheln! Nichts und niemand kann die beiden von nun an trennen! Der Hund zeigt sich allerdings unbeeindruckt von der Kuschelattacke der Robbe. Er lässt das Spiel geduldig über sich ergehen.
Seehunde in freier Wildbahn in Ruhe lassen
Aktuell kümmern sich Tierpfleger um den Seehund-Nachwuchs. „Wer jetzt noch einzelne Jungtiere in freier Wildbahn sieht, sollte sie in Ruhe lassen“, sagt Stationsleiter Peter Lienau. Die selbstständigen Tiere seien weder auf ihre Mütter noch auf menschliche Hilfe angewiesen.
Störungen für Robben
Störungen gibt es genug für den Seehund-Nachwuchs, der jetzt vor allem Ruhe braucht. 300 Meter sollten Spaziergänger von den Tieren Abstand halten, doch es gibt immer wieder dreiste Verstöße, berichtet Lienau: „Einmal hat ein Lehrer seine Schüler aufgefordert, mit Gegenständen zu werfen, um die Bewegungsabläufe der flüchtenden Tiere zu studieren.“ In einem anderen Fall habe ein Spaziergänger seine Hunde auf ruhende Seehunde auf einer Sandbank gehetzt. Für Unruhe sorgen zudem Touristen, die Selfies vor Seehund-Jungen machen oder Kinder, die die Tiere streicheln wollen.
Größter Horror Feuerwerk
Segel- und Motorboote, Surfer, Flugzeuge und Watt-Spaziergänger hat Lienau als häufige Störungsquellen ausgemacht. Hinzu kommen unerfahrene Kajakfahrer, die im Juni während der Wurfzeit zu nahe an Seehundbänke und in die Priele fahren. „Der größte Horror für alle Wildtiere sind Silvester-Feuerwerke mit Knall- und Blitzeffekten“, sagt Lienau. Auch das am Sonntag geplante Feuerwerk auf der Insel Langeoog sei eine massive Störung und lasse sich nicht mit Naturereignissen wie Gewitter vergleichen.
Seehund-Aufzucht- und Pflegestation in Norden-Norddeich (Niedersachsen)
Angeborener Jagdinstinkt
Nur geschwächte und vereinzelte Jungtiere von Badestränden und Festlandsdeichen werden in den Seehundstationen im ostfriesischen Norden-Norddeich und im nordfriesischen Friedrichskoog aufgenommen. Jetzt nach gut 60 Tagen mit menschlicher Betreuung ist der Nachwuchs fit für die Freiheit und muss dann nur noch die Jagd auf Fische üben. „Das ist aber angeboren und klappt sofort, wenn wir die jungen Seehunde in der Nordsee aussetzen“, sagt Tierpfleger Tim Fetting. „Einmal ist ein Seehund beim Aussetzen gleich nach dem ersten Sprung ins Wasser mit einem Plattfisch im Maul wieder aufgetaucht.“
Seehund-Stationen klären Touristen auf
Jetzt in den Sommerferien strömen Scharen von Urlaubern in die Seehundstationen und informieren sich über die Tiere, ihren Schutz und welche Störungen ihnen drohen. „So erreichen wir Tausende Menschen, die für das Thema sensibilisiert werden“, sagte Lienau. Die meisten Besucher würden auch gern selbst einen kleinen Seehund pflegen, hat Fetting erfahren: „Doch man tut den Tieren keinen Gefallen, wenn wir sie vermenschlichen.“
Fazit
Statt mit Seehunden beschäftigen wir uns doch besser mit unseren Haushunden und achten beim Urlaub an der Nordsee darauf, dass sie ihre Namensvettern schön in Ruhe lassen. Denn in der Regel verstehen sich beide Tierarten nicht besonders gut.