Bis Sonntag laufen, schnüffeln sie – und ja, sie beißen auch: Rund 130 Schäferhunde aus aller Welt stellen sich im niedersächsischen Meppen der Schäferhunde-Weltmeisterschaft. 42 Nationen nehmen teil.
Gut zweieinhalb Stunden, bevor sein Hund an den Start geht, ist Peter Rohde seine Nervosität leicht anzumerken. Am Nachmittag steht die Unterordnungs-Übung für seinen viereinhalbjährigen Schäferhundrüden Vucan auf dem Programm. Der Hund habe die Ruhe weg. „Vucan schläft jetzt“, sagt der 50-Jährige aus dem niedersächsischen Nordenham. Er selber sei aufgeregt, gesteht Rohde. Für die Tiere sei das Spiel – den Stress hätten die Hundeführer, die mit ihren Tieren antreten. Bis Sonntag tragen im emsländischen Meppen Teams aus 42 Ländern die Weltmeisterschaft der Schäferhunde aus. Knapp 130 Tiere sowie ihre Herrchen und Frauchen gehen an den Start.
Weltmeisterschaft im Heimatland des Schäferhundes
Organisiert wird die WM von der Weltunion der Vereine für Deutsche Schäferhunde, erzählt Roswitha Dannenberg, Pressesprecherin des Vereins für Deutsche Schäferhunde. „Dass die Weltmeisterschaft dieses Jahr hier im Heimatland der Hunderasse stattfindet, ist für uns etwas ganz besonderes“, sagt sie. Jedes Jahr findet der internationale Wettstreit statt – im vergangenen Jahr war er in Finnland, im nächsten Jahr soll er in den Niederlanden über die Bühne gehen.
Juroren beurteilen, ob die Tiere mit Freude bei der Sache sind
Im Stadion selbst sind die Wettkämpfe in den Bereichen Unterordnung und Schutzdienst zu sehen. Draußen, im Gelände, müssen die Tiere ihre Fertigkeiten im Fährtenlesen unter Beweis stellen. Vucan habe bei dieser Disziplin gute Chancen, sagt Rohde. „Aber wenn der Hund die Spur verliert, kann man auch ganz leicht mit null Punkten dastehen.“
Bei der Disziplin Unterordnung – oder auch Gehorsam – müssen die Tiere im Prinzip zeigen, wie gut die Erziehung ist. Zwei Tiere sind gleichzeitig auf dem Feld: Das eine muss unbeeindruckt auf seinem Platz liegen, während das andere neben seinem Herrchen oder Frauchen herlaufen muss, auf Kommando stehenbleibt, eine Strecke alleine läuft, etwas apportiert oder Hindernisse überwindet.
Bei der Schutzdienst-Prüfung sollen die Tiere eine Person stellen: Der Hundehalter steht in einiger Entfernung abseits, und die Hunde bellen laut einen Helfer an, verfolgen ihn, wenn er wegläuft und dürfen sich auch nicht abschütteln lassen. Die Schäferhunde beißen dazu in einen dick gepolsterten Schutzarm.
Die Juroren beurteilen aber auch, ob die Tiere mit Freude bei der Sache sind und ob sie mit ihren menschlichen Bezugspersonen ein gutes Team bilden, sagt Dannenberg.
„Papa, was soll das denn jetzt noch?“
Rohde beschäftigt sich seit 31 Jahren mit dem Hundesport. „Meine Eltern hatten eine Hundepension, ich bin da seit meiner Kindheit reingewachsen.“ Das Faszinierende sei der enge Kontakt zwischen Tier und Mensch. „Ich kenne den Hund genau, er kennt mich genau. Der Hund ist ein Kumpel für mich.“ Jede Stimmung nehme er von dem Tier wahr – und umgekehrt eben auch. Die Beziehung zwischen Mensch und Tier sei intensiver als bei den Hobby-Tierhaltern. „Wir leben zusammen im Trailer oder in Hotels, das schweißt zusammen.“
Für Vucan und Rohde geht mit der Weltmeisterschaft ein langes und erfolgreiches Wettkampfjahr zu Ende. Landesmeisterschaft, Bundesmeisterschaft – überall war das Zweier-Team erfolgreich. Das Problem sei, dass die Tiere irgendwann die Wettkämpfe nicht mehr so richtig ernst nehmen, erzählt er. „Eigentlich machen sie es nur, weil sie wissen, dass sie hinterher eine Belohnung kriegen“, sagt er. Ein Spielzeug sei das Größte für die Hunde. Aber nach einer Zeit könne es sein, dass die Tiere ihre Lust an den Spielchen verlören. „Dann guckt mich der Hund an, als ob er sagen will: Papa, was soll das denn jetzt noch?“, erzählt Rohde mit norddeutschem Zungenschlag. Den Ehrgeiz, Weltmeister zu werden, habe er durchaus.
Lebensplan für den Schäferhund
Der Reiz solcher Wettkämpfe liege für Hundefreunde darin, dass die Tiere bei solchen Wettkämpfen ihr natürliches Verhalten zeigen und ausleben können, sagt der Geschäftsführer des Verbandes für das deutsche Hundewesen (VDH), Jörg Bartscherer. Wer gerne einen Hund halten wolle, solle sich Vorfeld auf jeden Fall erkundigen – auch dafür stünden die Mitgliedsvereine des Verbands bereit.
„Ich muss mir überlegen, was für einen Lebensplan habe ich für den Hund, was habe ich mit ihm vor?“ Wer jeden Tag beruflich so eingespannt sei, dass er kaum Zeit habe, sich jeden Tag mehrere Stunden an der frischen Luft mit ihm zu bewegen, für den sei ein solches Tier nichts. Die Vereine bieten auch Kurse etwa für den Hundeführerschein an – denn erzogen sein sollten die Tiere schon. Wenn jemand mit dem Hund durch den Wald gehe, und es kommen Jogger oder Radfahrer – dann müsse der Hund aufs Wort gehorchen.