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Meerschweinchen-Müsli und Hundefutter: Milliardenmarkt Tierbedarf

Meerschweinchen-Müsli und Hundefutter: Milliardenmarkt Tierbedarf

SOURCE: ©dpa/Horst Ossinger

Mehr als vier Milliarden Euro geben deutsche Tierhalter im Jahr für ihre Lieblinge an Tierbedarf aus. Ketten wie Fressnapf und Online-Händler wie Zooplus sichern sich einen immer größeren Teil des stagnierenden Marktes. Andere Händler leiden.

Krefeld – Der Markt für Heimtierbedarf in Deutschland ist im Umbruch. Große Ketten wie Fressnapf und Online-Anbieter wie Zooplus sichern sich einen immer größeren Anteil des Marktes. Leidtragende sind nicht zuletzt kleinere Fachhändler und Baumärkte.

„2016 war für Fressnapf ein geiles Jahr“, freute sich am Donnerstag der Gründer und Eigentümer der Tierfachmarktkette, Torsten Toeller. Kein Wunder, denn die schnell wachsende Kette gehört zusammen mit dem Online-Händler Zooplus zu einer kleinen Gruppe von Unternehmen, die dabei sind, den Zoofachhandel in Deutschland zu revolutionieren. Während der Gesamtmarkt für Tierfutter und Tier-Hygieneartikel wie Katzenstreu nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) praktisch stagniert, sichern sie sich ein immer größeres Stück vom Kuchen – auf Kosten der übrigen Marktteilnehmer.

Tierbedarf: Zahl der Tiere wächst kaum

Das Grundproblem der Branche beschreibt der GfK-Experte Tore Heinlein: „Die Zahl der Tiere wächst kaum“. Im vergangenen Jahr war der Markt für Hundefutter, Katzenstreu und Meerschweinchen-Müsli laut der Marktforscher mengenmäßig sogar leicht rückläufig.

Für den Handel bedeutet das einen Verdrängungswettbewerb. Verlierer sind GfK zufolge vor allem kleine Fachhändler, aber auch Baumärkte und Discounter. Besser schneiden im Kampf um die Gunst der Tierhalter bislang die klassischen Supermärkte ab, aber auch Selbstbedienungs-Warenhäuser und Drogeriemärkte mit ihrem Angebot an Tierfutter. Doch die größten Gewinner sind Fressnapf, Zooplus und Co..

Beispiel Fressnapf: Der erst Markt der Heimtierbedarf-Kette öffnete vor 27 Jahren in Krefeld seine Tore. Heute gibt es bereits 1378 Läden in 11 Ländern, davon 879 in Deutschland. Und in den nächsten fünf Jahren sollen mehr als 800 weitere hinzukommen. Allein im vergangenen Jahr steigert Fressnapf seinen Umsatz um fast 8 Prozent.

2017 will der Konzern noch etwas stärker zulegen und erstmals die 2-Milliarden-Euro-Umsatzschwelle überschreiten. Dabei profitiert der Marktführer nicht nur von seinen großen Absatzmengen, die ihm günstige Einkaufskonditionen sichern, sondern auch vom Erfolg seiner Eigenmarken, die rund 45 Prozent des Umsatzes ausmachen.

Tierbedarf: Online-Umsätze um 22 Prozent gestiegen

Auch sein lange vernachlässigtes und noch kleines Online-Standbein baut das Unternehmen inzwischen zügig aus. Allein im vergangenen Jahr wuchsen die Online-Umsätze in Deutschland um 22 Prozent auf 59 Millionen Euro. Auch in wichtigen Auslandsmärkten will Fressnapf in den nächsten drei Jahren Online-Shops starten.

Das ist allerdings auch nötig. Denn Fressnapf ist zwar beim Tierbedarf die Nummer eins im Handel in Deutschland und Europa. Im zukunftsträchtigen Online-Geschäft hat jedoch nicht das Krefelder Unternehmen, sondern der Münchener Konkurrent Zooplus die Nase vorn. Im vergangenen Jahr steigerte der reine Onlinehändler aus Bayern seine Umsätze europaweit um 28 Prozent auf 908 Millionen Euro. Damit war das Zooplus-Online-Geschäft gut 15 mal so groß wie das von Fressnapf. Allerdings fällt der Gewinn bei Zooplus bislang unter dem Strich eher bescheiden aus.

Tierbedarf: Schlechte Nachrichten für die Zoohändler

Die Wachstumspläne der beiden großen Firmen sind schlechte Nachricht für die klassischen Zoohändler. Zooplus-Chef Cornelius Patt betonte erst vor wenigen Tagen: „Immer mehr Kunden erkennen die Vorteile des Onlinehandels, eine Sättigung ist nicht abzusehen.“

Und Fressnapf-Gründer Toeller bastelt ununterbrochen an neuen Ideen, um Hundehalter und Katzenbesitzer noch enger an sein Unternehmen zu binden. Derzeit laufen erste Tests, das Angebot in den Fressnapf-Märkte mit angegliederten Hundesaloons und Tierarztpraxen abzurunden. Sein Ziel sei der „Wettbewerbsvorteil von morgen“, sagt Toeller.

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