Hunde haben gute Nasen und kommen in allen erdenklichen Bereichen als Spürhunde zum Einsatz. Warum sollen sie nicht auch das Unkraut Ambrosia erschnüffeln, das Allergikern zu schaffen macht? Erste Versuche in Berlin machen Forschern Hoffnung.
Berliner Hunde als Ambrosia-Schnüffler – diese Idee verfolgen jetzt Wissenschaftler der Freien Universität. In einem ersten Versuch habe eine Hundetrainerin eigene Tiere erfolgreich darauf abgerichtet, die für Allergiker gefährliche Pflanze zu finden, sagte der Meteorologe Thomas Dümmel (Freie Universität) der Deutschen Presse-Agentur.
So sei die Idee entstanden, künftig auch andere Hundebesitzer zu ermuntern, ihre Vierbeiner bei der Suche nach den Pflanzen einzusetzen. Das aktuelle Jahr sei für Allergiker in Berlin relativ entspannt gewesen. Die Pollenwerte waren moderat – im Gegensatz zu Brandenburg.
Ausbildung für Hunde startet im Frühjahr
„Hut ab. Die Hunde finden die Pflanzen sehr schnell“, sagte Dümmel, der sich im Berliner Aktionsprogramm gegen Ambrosia engagiert, mit Blick auf die ersten Tests. Noch werde an der Spürhunde Ausbildung selbst und der Idee, das Hundeprojekt auszuweiten, gearbeitet. „Es könnte funktionieren. Allerdings werden wir damit nicht die ganze Stadt bereinigen können“, räumte der Wissenschaftler ein. Aber je mehr Hundebesitzer ihre Tiere trainierten, desto besser sei es.
Hundehalter seien ohnehin viel mit ihren Tieren draußen unterwegs und die Chancen, die ungeliebten Pflanzen zu finden, entsprechend groß. Außerdem sei es auch für die Tiere schön, eine Aufgabe zu haben. „Die wollen beschäftigt werden“, sagte Dümmel. Er rechnet damit, dass die ersten Hundebesitzer im Frühjahr mit einer Ausbildung ihrer Vierbeiner starten könnten.
Der Grenzwert für Allergiker liegt bei zehn Ambrosia-Pollen
Bislang reißen in einigen Bezirken nur so genannte Ambrosia-Scouts die Pflanzen aus. Die Finanzierung ist mitunter schwierig. Oder Freiwillige engagieren sich. Künftig – so die Idee – könnten Hundebesitzer dann mit anpacken.
Die Scouts kartieren ihre Funde in einem zentralen Internet-Register. Auch andere Bürger können im Ambrosia-Atlas Funde melden. Außerdem messen Dümmel und Kollegen die Pollenbelastung mit Fallen. In Berlin sei in diesem Jahr der Höchstwert von 15 Pollen pro Kubikmeter Luft gemessen worden. Der Grenzwert für Allergiker liegt bei zehn Pollen. In Vorjahren seien bis zu 60 Pollen erreicht worden.
Brandenburg ist Ambrosia Hotspot
Anders in Brandenburg. In Drebkau (Spree-Neiße) wurde laut Dümmel ein Höchstwert von 180 Pollen pro Kubikmeter gemessen. Auch in Cottbus und Vetschau (Oberspreewald-Lausitz) wurden die Grenzwerte mit bis zu 50 bzw. 40 Pollen/Kubikmeter deutlich überschritten.
Ein möglicher Grund für die relativ niedrigen Werte in Berlin könne die große Trockenheit im August und September gewesen sein. Die Pflanzen seien einfach vertrocknet, bevor sie ihre Pollen verteilen konnten. Außerdem sei es möglich, dass die kurzfristig aufgestellte neue Messstation am Berliner Ambrosia-Hotspot Adlershof ein verfälschtes Bild wiedergegeben habe. „Die Falle steht auf einem relativ hohen Gebäude. Wir werden uns jetzt nach Alternativen umschauen“, sagte Dümmel.
Ein Großteil der Bevölkerung und nahezu alle Allergiker reagieren sensibel
Die Ambrosia-Pflanze (Beifußblättriges Traubenkraut) wurde vor mehr als 150 Jahren nach Europa eingeschleppt. In Berlin treten die ein- und mehrjährigen Ambrosia seit einigen Jahren verstärkt auf.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung informiert in einem Faltblatt über die Gefahren der Pflanze. Demnach reagieren ein Großteil der Bevölkerung und nahezu alle Allergiker sensibel auf die Pollen. Möglich sind Symptome wie tränende Augen, Augenjucken, Lichtempfindlichkeit, Kopfschmerzen und Müdigkeit.