Trüffelschweine waren gestern, heute gibts Trüffelhunde.

Trüffelhunde wie die kleine Jule würden es locker mit einem Trüffelschwein aufnehmen. Der Mischling hat eine so gute Nase, dass es der Mensch manchmal nicht glauben mag. Trüffelhunde sind für Sabine Hörnicke einfach die besseren Trüffelschweine. Sabine Hörnicke ist Diplom Trüffelberaterin und Mitglied der Forschungsgruppe Hypogäen, dort beschäftigt sie sich mit der ökologischen und mykologischen Untersuchung der heimischen Trüffel. Trüffelhunde eignen sich schon aus praktischen Gründen besser. Ein Schwein hätte nicht in ihr Auto gepasst, um damit nach Langerwehe in die Voreifel zu fahren.

Trüffelhunde sind die besseren Trüffelschweine
© dpa/Foto: Maja Hitij

Trüffelhunde spüren unterirdisch wachsende Pilze auf

Stattdessen kommt die Frau mit Jule: Ein kleiner Mischling aus Border-Terrier und etwas Mopsartigem. Bei dem Treffen geht es aber um Jules „Trüffelnase“. Die spürt die unterirdisch wachsenden Pilze auf – und seien sie noch so klein. „Guck mal, ob Du etwas findest“, sagt Hörnicke ihrem Hund – und der scheint das tatsächlich zu verstehen. Konzentriert schnüffelnd läuft er durch das Waldstück. Schon sehr bald tippt Jule mit der Pfote auf eine Stelle am Waldboden und guckt Hörnecke an. Die versteht sofort: „Hast Du was gefunden? Zeig noch mal“, sagt die Frau. Jule tippt noch mal auf dieselbe Stelle.

Jagdtrieb und Spürnase

Hörnicke und Jule haben sich vor zehn Jahren über eine Fernsehsendung kennengelernt. Tierschützer suchten für den Mischling ein neues Zuhause. Der Kleine hatte einen starken Jagdtrieb, und Hörnicke fragte sich, womit sie die Spürnase auslasten kann. So stieß sie auf die Trüffelsuche. Hörnicke ist neben dem Hund in die Hocke gegangen, scharrt mit einem Schäufelchen über die Erde, fährt tastend mit den Händen über den Boden und nimmt etwas, das ohne weiteres auch ein Steinchen hätte sein können. Es ist aber eine Trüffel – für Fachleute ist der Pilz weiblich.

Trüffelhunde Lagotto Romagnolo
SOURCE: Pixabay balzacan

Lagotto Romagnolo ist der klassische Trüffelhund

Der Mensch mit seinem vergleichsweise schlechten Riecher muss deutlich näher ran mit seiner Nase: Die Trüffel riecht süßlich, herb und würzig. Jule bekommt zur Belohnung ein Leckerchen. Hönicke bildet mittlerweile selbst Hunde in Kursen aus. „Grundsätzlich ist jeder Hund geeignet“, meint sie.

Die klassischen Trüffelhunde sind aber Lagotto Romagnolo. Der Lagotto Romagnolo ist gut erziehbar und gehört zur Rasse der Wasserhunde. Er ist verspielt, kinderlieb, munter und aufgeweckt, sowie arbeitseifrig. Seine natürliche Begabung zum Revieren und sein ausgezeichneter Geruchssinn haben seinen Wandel zu einem Trüffelhund begünstigt. Züchter dieser Rasse gibt es vor allem in Süddeutschland, Österreich und Italien.

In den italienischen und französischen Trüffel-Regionen gebe es so gut wie keine Trüffelschweine mehr, sagt Hunde-Züchterin Denise Stadler. „Das Trüffelschwein ist nur noch Nostalgie. Grundsätzlich suchen die alle mit Hunden.“ Die seien einfacher zu transportieren als ein 300 Kilogramm schweres Schwein und richteten keinen Flurschaden an. Der Hund fresse zwar genauso gerne Trüffel wie das Schwein: „Aber der Hund ist besser erziehbar.“

© dpa/Foto: Maja Hitij
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Trüffelsuche ist in Deutschland ein exotisches Randthema

In Deutschland dürfen die wichtigen Speisetrüffel, die hierzulande wachsen, nicht mitgenommen werden – Burgundertrüffel, Frühjahr- und Wintertrüffel sind nämlich geschützt. Die Sammler suchen nur die Pilze, die nicht als Speisetrüffel ausgewiesen sind – um mehr über ihr Vorkommen in Deutschland zu erfahren. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) nimmt die Trüffelsuche in Deutschland noch nicht als Problem wahr, wie Mykologe Kai Frobel sagt. Für ihn ist die Trüffelsuche in Deutschland ein exotisches Randthema: „Wenn jetzt eine Modewelle losginge, dann wäre das etwas anders.“

Leckerchen im Tausch für Trüffelchen

Sabine Hörnicke wird ihren Trüffel-Fund dokumentieren und einem bundesweiten Verbund von Trüffelfreunden in der Forschungsgruppe Hypogäen melden. Dazu ermuntert sie auch die Hundebesitzer, die zu ihr in die Ausbildung kommen. Es sei zu wenig bekannt über das Vorkommen in Deutschland. Jule bekommt einen Schluck Wasser. Nasenarbeit ist anstrengend. Dann hat Jule schon wieder etwas gefunden. Hörnicke findet nichts. Jule lässt nicht locker. „Nee Jule, hier ist nichts“, sagt die 43-Jährige, guckt aber weiter – und findet ihn endlich: Einen schönen daumenkopf-großen Hirschtrüffel. Dafür gibt es Hundeleberwurst aus der Tube.

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