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In Großstädten herrscht Arbeitslosigkeit und Langeweile – unter Hunden

In Großstädten herrscht Arbeitslosigkeit und Langeweile - unter Hunden

© depositphotos

Langeweile und „Arbeitslosigkeit“ bei Hunden sind Ursache vieler Probleme. Insbesondere Rassehunde, die ursprünglich für ganz bestimmte Zwecke in der Jagd und zum Hüten von Weidetieren gezüchtet wurden, leiden oftmals an Langeweile. Sie sind arbeitslos, weil sie ihre rassespezifischen Triebe in den Stadt oft nicht ausleben dürfen. Rastlosigkeit, Zerstörungswut und Unverträglichkeiten mit Artgenossen sind Folgen von nicht artgerechter Haltung.

Langeweile: Jack der arbeitslose Jäger

Der drei Jahre alte Weimaraner-Rüde Jack stand kurz vor dem Einzug ins Tierheim. Zum Glück fanden er und seine Halter jedoch noch den Weg zu einem professionellen Hundetrainer, der ein besonderes Händchen für Jagdhunde hatte.

Jacks Halter hatten zuvor viele Trainer konsultiert und verschiedenste Möglichkeiten der Problembewältigung ausprobiert. Seiner aufgeregten und stürmischen Art sollten zum Beispiel tägliche Fahrradtouren und Ballspielen entgegenwirken. Die Zerstörungswut des Rüden, welche ihn überkam, wenn Herrchen und Frauchen die Wohnung verließen, sollte mit Körbchentraining und Futterautomaten der Vergangenheit angehören und die Unverträglichkeit mit anderen Artgenossen sollte durch Kastrationschip und Gegenkonditionierung beseitigt werden.

Auf dem ersten Blick erscheinen diese Maßnahmen wie perfekte Trainingsansätze. Jedoch zeigen sie bei Jack keinerlei Wirkung. Woran liegt das? Ist Jack etwa nicht „normal“?
Aber Jack ist, laut neuem Hundetrainer, völlig normal und sogar ein erstklassiger Hund bei korrekter Haltung. „Jack ist ein reinrassiger Weimaraner im besten Alter aus einer ursprünglich jagdlich geführten Arbeitslinie. Das bedeutet, dass Jack auf der Welt ist, um zu arbeiten!“ so der Hundetrainer. „Um einem solchen Hund gerecht zu werden, müssen die Halter viel Zeit und Arbeit investieren.“

Für die Halter hieß es nun, mit Jack umzugehen wie mit einem Arbeitshund. Vorbei sind die Zeiten der unkontrollierten Hatz im Wald, dem grenzenlosen Spurensuchen und dem unkontrollierten Rumgehampel an der langen Leine in der Stadt.

Ab jetzt hat Jack einen Job!

Jack darf nun (zumindest ein Stück weit) Jagdhund sein, denn nun gehören jagdähnliche Übungen, wie Fährtenarbeit und die Arbeit an der Reizangel, zum Leben des Hundes und der Halter.

Nach 6 Monaten waren der Hund und seine Menschen nicht mehr wieder zu erkennen und der Gedanke ans Tierheim ist in weite Ferne gerückt. Auch die Probleme zu Hause und auf der Straße haben merklich abgenommen, denn Jack ist zufrieden und ausgelastet. Langweile ist Vergangeheit.

Geschichten wie diese ereignen sich heutzutage immer häufiger und sind gerade in der Stadt aktuell, den besonders hier fehlt es vielen Hunden an Auslauf und Beschäftigung. Die seltenen und oft überfüllten Grünflächen z.B. werden von unsicheren Hundehaltern gemieden, um eventuelle Streitereien mit anderen Hunden zu umgehen. Die Spaziergänge werden oft zu kurz gehalten, weil der Hund einfach unkontrollierbar in der Fußgängerzone ist. Manchmal fehlt es aber auch einfach an Zeit und somit schließt sich der Teufelskreis.

Diese Hunde haben Langeweile und wollen arbeiten

Die Vorfahren unserer Rassehunde wurden ursprünglich zu bestimmten Zwecken gezüchtet. Und um besondere Aufgaben im Zusammenleben mit dem Menschen zu übernehmen. Heutzutage werden allerdings immer weniger Hunde gehalten, um ihren ursprünglichen Job zu erledigen. Immer öfter werden diese arbeitswilligen Tiere in passive Begleitpositionen gedrängt oder als Statussymbol missbraucht.

Auch Hunde aus reinen Arbeitslinien können heutzutage von jedem angeschafft werden, der über das nötige Kleingeld verfügt. Vor einiger Zeit war beispielsweise für den Erwerb eines Jagdhundes aus einer Jagdlinie bei den meisten Züchtern noch das Vorhandensein eines Jagdscheins nötig.

Nun, einige Hunde arrangieren sich mit diesem Wandel, jedoch lange nicht alle. Viele Hunde neigen bei Langeweile und Unterauslastung zu Rastlosigkeit, Zerstörungswut und Unverträglichkeiten mit Artgenossen. Nicht selten führt schlichte Unwissenheit des Menschen zu solchen „Fehlanschaffungen“, die häufig für den Hund den Einzug ins Tierheim bedeuten.

Wesensmerkmale ausnutzen, nicht unterdrücken

Typische Wesensmerkmale wie zum Beispiel Wachsamkeit, hoher Finderwille (Jagdverhalten), Mannschärfe, Wildschärfe oder Härte sind für Gebrauchshundeführer äußerst wichtig und werden gefördert. Für den „normalen“ oder unwissenden Hundehalter können diese Merkmale allerdings zu großen Problemen führen.

Kurz gesagt, die Hunde brauchen eine artgerechte Beschäftigung und Auslastung sowohl körperlicher als auch geistiger Art. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass sich bei vielen Hunden die Probleme durch korrekte Auslastung quasi in Luft aufgelöst haben. Nutzt man die Veranlagung des Hundes und leitet die Energie des Hundes in die kontrollierte Richtung, erhält man einen sportlichen und zuverlässigen Arbeitspartner.

Aggressivität, Nervosität, Zerstörungswut

Die Verhaltensauffälligkeiten bei Langeweile und unterforderten Hunden sind äußerst verschieden. Aggressivität, Nervosität, Zerstörungswut, Bellattacken, Selbstzerstörung durch übermäßiges Lecken von Körperpartien oder sogar Lustlosigkeit und Depression sind einige Auswirkungen von Langeweile beim Hund. Diese gilt es zu erkennen und auch die Ursache zu ergründen.

Abhilfe und Lösungen können interessante Beschäftigungen mit dem Hund schaffen.
Entweder man versucht sich selbst daran oder lässt sich von einem Hundetrainer ein paar Tipps geben, um die perfekte Beschäftigung für den Vierbeiner zu finden.

Je nach Veranlagung und Alter variieren die Beschäftigungsarten dabei stark.
Es gibt zum Beispiel Übungen speziell für Hütehunde, Hunde mit starkem Jagdtrieb oder Hunde mit einer sensiblen und sehr wachsamen Art. Es werden auch oft Kurse oder Sportgruppen für bestimmte Hundetypen angeboten, wie zum Beispiel Anti-Jagd-Training für die Jäger oder Trendsportarten wie Treibball für Hütehunde.

Bis zu 20 Stunden schlafen Hunde. Dann bleiben 4 Stunden für Beschäftigung und Bewegung. Symbolbild © SOURCE: Pixabay ElvisClooth

Ruhe nicht vergessen!

Was bei all dem aber nicht vergessen werden darf: Genauso wichtig wie Beschäftigung und Bewegung für den Hund ist Ruhe. Hunde schlafen und ruhen je nach Alter oder Kondition bis zu 20 Stunden am Tag. Schlaf-oder Ruheentzug kann ebenso wie zu wenig Auslastung, zu körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen und Krankheiten des Hundes führen. Es ist also wichtig, ein gesundes Gleichgewicht herzustellen und dem Hund auch ausreichend Ruhephasen zu gönnen.

Einige aufgeregte oder aber sehr arbeitswillige Hunde kommen in manchen Situationen allerdings schwer zur Ruhe und brauchen Hilfe dabei. Es bietet sich an, Ruherituale einzuführen und sich über bestimmte Beruhigungstechniken zu informieren.

Kurz gesagt: Es ist wichtig, dem Hund eine für ihn angepasste Alternativbeschäftigung zu bieten, welche ihn geistig und körperlich fordert und ihm zum Ausgleich entsprechende Ruhephasen zu gönnen. Diese Hunde sind wie ausgewechselt, sobald sie einen Job haben, den sie mit Herz und Seele erledigen dürfen und auch die dazugehörigen Zweibeiner freuen sich über die Erfolge, die sie mit ihrem Hund erleben können. Probiere es einfach mal aus…

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