Pfötchen geben und Stöckchen holen, das können viele Hunde. Jessica Lang aus Hessen hat mit „Elliott“ ganze Tanz-Choreographien einstudiert. Nun geht es zur Dogdance-Europameisterschaft nach Österreich.
Auf dem Hunde-Dressurplatz hat „Elliott“ den Blick fest auf Jessica Lang gerichtet. Graziös
trippelt die Australian-Shepherd-Hündin mit der 27-Jährigen vor und zurück, schlüpft gewandt und schnell durch die Beine der jungen Frau, tanzt um sie herum. Lang hat mit „Elliott“ Dogdancing einstudiert, der Hündin also Choreographien beigebracht. „Elliott“ macht das Tanzen auf dem Platz des Hundesportvereins Dreieich-Sprendlingen (Kreis Offenbach) sichtlich Freude.
Die Idee für die Choreographie zum Dogdance Wettbewerb
Mit ihrer Hündin will Lang vom 22. bis 25. September zu den Dogdance-Europameisterschaften nach Österreich – im Gepäck hat sie das Stück „Secret“ aus der US-Serie „Pretty Little Liars“. Etwa drei Minuten dauert der Tanz. „Elliott, kennt ihre Choreographie auswendig“, sagt Lang. „Das Programm steht.“ Erwartet würden in Krieglach in der Steiermark etwa zehn deutsche Teams.
Ein Hund, der Musik liebt? Wie das? Die Hündin sei behördlich beschlagnahmt worden und mit siebeneinhalb Wochen und damit „relativ früh“ zu ihr gekommen, erzählt Lang. Am Anfang sei es mitunter nicht ganz einfach mit „Elliott“ gewesen. „Der einzige Moment, in dem sie ruhiger werden konnte, war Musik“, stellte Lang fest. „Sie mag sehr gerne klassische Musik.“ So wurde Lang eine, die mit dem Hund tanzt.
Nicht alle Vierbeiner sind für Dogdance geeignet
Hundetanz werde nicht von allen Vereinen akzeptiert, sagt Marlies Köster von der Geschäftsstelle des Deutschen Hundesportverbandes in Wesel in Nordrhein-Westfalen. Das sei mehr ein „Fun-Sport“, werde allerdings auch „mit Herzblut“ betrieben. Mit der bekannten landläufigen Dressur, zu der Stöckchen holen gehört, habe der Hundetanz auch wirklich wenig zu tun.
Beim Dogdancing müsse Antrainiertes schnell, harmonisch und exakt ausgeführt werden, sagt Köster. „Mensch und Hund bewegen sich zu Musik – wie, wenn jemand mit einem anderen tanzt.“ Das verlange höchste Konzentration. „Der Hund muss sehr genau auf Herrchen oder Frauchen schauen.“ Dafür sei nicht jeder Vierbeiner geeignet. Große Hunde etwa seien nicht so wendig und agil, sagt sie. „Mit einer Dogge können Sie so etwas nicht machen.“ Am besten sei es, „die Tiere gehen bis Kniehöhe“.
Dogdance ist noch klein im Hundesport
Im Hundesport sei Tanzen „noch ein kleines Pflänzchen“, sagt Axel Weber aus Vörstetten in Baden-Württemberg. Er ist Vorsitzender des erst 2009 gegründeten Vereins Dogdance International in Europa. Hundetanzen werde ein bisschen „von oben herab“ behandelt, was vielen Fans missfalle. Dennoch: „Wir machen unser Ding“, sagt Weber.
Karl Weissenbacher, Bundestrainer beim Österreichischen Hundesportverband mit Sitz in Linz und Unterstützer der Europameisterschaft, betrachtet Dogdancing als eine freie Form. „Das geht auch zu Hause im Wohnzimmer“, sagt er. „Das kann ich auch auf zwei mal zwei Meter machen, ohne Dressurplatz.“
Lang nimmt auch mit ihrem Collie-Mischling „Romeo“ an Wettkämpfen teil. „Elliott“ aber liebe weniger die klassischen Hunde-Dressuren wie „Agility“ (Hindernis-Parcours) oder „Obedience“ (Gehorsamkeits-Übungen), sondern eben Tanzen. Konkurrenten seien „Romeo“ und „Elliott“ trotzdem nicht, ganz im Gegenteil. „Romeo“ strahle Ruhe aus, sagt Lang. „Das ist bei Elliott nicht so, bei mir auch nicht. Elliott und ich, wir sind eins zu eins der gleiche Charakter.“