Feine Nase und vier Pfoten im Dienste der Wissenschaft
Maple schnuppert im Dienst der Wissenschaft. Die einjährige Labradorhündin ist offizieller Diensthund des Senckenberg-Instituts. Zusammen mit ihrer Trainerin Laura Hollerbach ist sie Wildtieren auf der Spur.
„Maple“ Diensthund für den Naturschutz
Die braunen Augen funkeln, die Nase ist dicht an den Boden gesenkt. Die knallorange Schleppleine wird gestreckt, als Labradorhündin „Maple“ Witterung aufnimmt und vorwärts sprintet. Schwanzwedelnd zeigt sie ihrer Trainerin Laura Hollerbach an, dass sie etwas gefunden hat. Maples Nase zuckt, als sie dicht am Luchskot – Luchslosung, sagen die Fachleute dazu – am Waldboden kauert. Ihre blaue Dienstweste mit dem Senckenberg-Schriftzug leuchtet. Gleich darauf gibt es Lob und ein Stückchen Wiener Würstchen zur Belohnung für den erfolgreichen Sucheinsatz.
Die studierte Verhaltensforscherin Hollerbach ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Senckenberg Forschungsinstituts in Gelnhausen. Einer der hiesigen Arbeitsschwerpunkte ist Naturschutzforschung – und zusammen mit ihrer vierbeinigen Mitarbeiterin geht Hollerbach neue Wege. Denn der Einsatz von Spürhunden ist in Deutschland noch Neuland. In Amerika dagegen gebe es im Naturschutz bereits seit längerem vierbeinige Unterstützung, sagt sie.
Hollerbach lernte während ihrer Masterarbeit in Australien die Arbeit mit Spürhunden beim Wildtiermonitoring kennen. Im Rahmen ihres Promotionsprojekts geht es nun unter anderem darum, wie effektiv der Hundeeinsatz im Vergleich zu anderen Untersuchungsmethoden ist. Eine Untersuchung im Nationalpark Bayerischer Wald jedenfalls war vielversprechend.
Die Suchhunde erschnüffelten mehr als 50 Proben von Luchs, Wolf und Wildkatze
Die Suchhunde legten dabei rund 600 Kilometer in einem 176 Quadratkilometer großen Suchgebiet zurück. Mit herkömmlichen Suchmethoden wurden hingegen nur etwa zehn Proben gefunden.
Bei solchen Untersuchungen gehe es darum, „dass wir erst mal sehen, wie viele Tiere können wir nachweisen“, sagt Hollerbach. Allerdings könne man daraus nicht unbedingt auf die Gesamtzahl der in einem Gebiet lebenden Tiere schließen. Wenn aus dem vorliegenden DNA-Material nicht nur die Tierart, sondern auch ein individuelles Tier identifiziert werden kann, lassen sich aber auch Aussagen über Wanderbewegungen oder genetische Herkunft
machen – wie etwa im Fall der aus Polen nach Deutschland eingewanderten Wölfe.
Suchhunde helfen bei der Bestimmung von Anzahl und Arten der im Wald lebenden Tiere
Bei den Untersuchungen im Bayerischen Wald seien beispielsweise neun individuelle Luchse nachgewiesen worden, berichtet Hollerbach. „Als genetisches Referenzzentrum für große Beutegreifer führen wir seit beinahe zehn Jahren DNA-Analysen von bedrohten Wildtierarten durch. Dabei sind wir auf Proben sehr seltener Tierarten angewiesen“, sagt Carsten Nowak, Leiter des Fachgebietes Naturschutzgenetik des Gelnhausener Instituts. Dabei werde Maples Arbeit „immer wichtiger“.
Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie ist an dieser neuen Datenerfassungsmethode im Rahmen einer Kooperation beteiligt. Voraussichtlich im kommenden Frühjahr sei eine Untersuchung in Nordhessen geplant, um den dortigen Luchsen und Wildkatzen nachzuspüren.
Ausbildung zum Suchhund
Die Ausbildung von Maple unterscheidet sich nicht allzu sehr von der jener Spürhunde, die im Auftrag von Polizei, Zoll oder Rettungsdiensten Drogen, Sprengstoff oder verschüttete Menschen entdecken. Nur die Gerüche, auf die die Hündin konditioniert wurde, sind eben ganz andere.
So wurde für Maple zunächst in der reizarmen Umgebung des Senckenberg-Instituts Luchslosung ausgelegt. „Irgendwann geht der Hund da hin, um daran zu schnuppern – und lernt durch die sofortige Belohnung: Wenn ich da hin gehe und daran rieche, ist das was ganz Tolles und ich werde belohnt“, sagt Hollerbach. „Und dann fängt man langsam an, die Schwierigkeitsstufen zu erhöhen, die Probe an eine andere Stelle zu legen, zu verstecken
und irgendwann rauszugehen und die Ablenkungsreize zu erhöhen.“
Mittlerweile ist sie mit Maple regelmäßig in einem Waldgebiet unterwegs, um mit den Proben zu trainieren. Etwamzehn Kilometer lange Strecken geht es dann, denn der Hund muss lernen, dass das „schnelle Leckerli“ für den Fund eines Luchsköttels nicht garantiert ist und der Erfolg auf sich warten lässt. „Sie muss auch lernen, mit Frustrationen umzugehen“, betont Hollerbach. Da geht es der jungen Labrador-Hündin gar nicht anders als ihren zweibeinigen Kollegen.