Auf der Nürnberger Messe stellten sich am Wochenende rund 3500 reinrassige Vierbeiner den kritischen Blicken der Wettbewerbsrichter.
Nürnberg – Es riecht nach Hund. Wohin das Auge auch blickt, Hunde: Hunde an der Leine, in Boxen, Zelten, Käfigen, Bettchen und natürlich auf den Wettbewerbsflächen. 35 solcher „Ringe“ für die unterschiedlichen Rassen gibt es in den beiden Hallen der Nürnberger Messe. Dazwischen Verkaufsstände, Hundehalter auf Campingstühlen, beim Füttern und Frisieren ihrer Tiere. Groß gewachsene Frauen in kurzen Ballkleidern mit Schleife stehen neben tätowierten Motorradfahrern und Männern mit Schiebermütze und Schnauzbart.
Rassehunde – Ausstellung CACIB in Nürnberg
3500 Hunde – so viele bevölkern nur einmal im Jahr das Nürnberger Messezentrum, wenn der fränkische Ableger des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH) zur Rassehunde-Ausstellung CACIB lädt.
Den 2500 Hundehaltern ging es darum, Franken-Sieger zu werden und damit eine Anwartschaft auf den Titel des Internationalen Schönheitschampions (kurz CACIB = Certificat d’Aptitude au Championat International de Beauté) zu ergattern. „Das ist ziemlich schwer, aufwendig und auch kostspielig, sagt Ausstellungsleiter Peter Schön.
350 Tage im Jahr dürfen sie Schweinchen spielen, nur circa einmal im Monat müssen sie funktionieren
Statt in den Urlaub zu fahren, nimmt Nicole Kappes aus dem hessischen Bad Vilbel mit ihren West Highland Terriern an Rassehunde-Schauen teil, unter anderem in Deutschland, Österreich, Ungarn, Luxemburg und Belgien. Der 47-jährigen Hobbyzüchterin ist es wichtig zu betonen, dass ihre Tiere ganz normale Hunde sind, die sich abseits der Wettbewerbe schmutzig machen, im Wald toben und in Seen baden dürfen.
„350 Tage im Jahr dürfen sie Schweinchen spielen, nur circa einmal im Monat müssen sie funktionieren“, sagt Kappes. Außerdem gehe sie nicht mit allen ihren Hunden zu Wettbewerben. Weil: „Das mögen nicht alle. Und ich finde, das muss man respektieren.“
Dass die Ausstellungen mit den vielen Artgenossen und Menschen Stress für die Tiere bedeuten, bestätigt Barbara McClure. Sie ist für den Ring der Labrador Retrievers zuständig, der mit rotem Teppich ausgelegt ist und in dem dieses Mal 67 Hunde gegeneinander antreten.
Bewertungen der Richter
Ein Richter beurteilt das Aussehen, das Wesen und die Harmonie des Hundes. „Ein Labrador sollte zum Beispiel einen geraden Rücken, einen kesselförmigen Brustraum und gute Winkelungen der Hinterläufe haben», erklärt McClure aus Winkelhaid im mittelfränkischen Landkreis Nürnberger Land fachmännisch. «Außerdem sollte er freundlich im Wesen sein, was für die Rasse ja typisch ist.“ Deswegen werde sie auch gerne als Blinden- und Therapiehunde eingesetzt.
Aber ein Tier ist halt ein Tier.
Neben den Labrador Retrievers zählen die Golden Retrievers mit 74 Teilnehmern und die Rhodesian Ridgebacks mit 126 Teilnehmern zu den größten Wettbewerbsgruppen auf der 42. CACIB. Das sei schon seit vielen Jahren so, berichtet Ausstellungsleiter Schön. Einen Trend zu bestimmten Arten könne man aus den Meldezahlen nicht ableiten, meint der VDH-Landesvorstand. Vielmehr bestimme die Werbung, welches Haustier gerade besonders gefragt sei – oft mit fatalen Folgen: «In der Werbung sind Hunde und Katzen immer lieb und gut», kritisiert Schön. „Aber ein Tier ist halt ein Tier.“
Kritik an der Rassehunde – Ausstellung CACIB
Kritik an der CACIB und der Züchtung von Rassehunden kommt indes von der Tierrechtsorganisation Peta. Denn obwohl derzeit Tausende ausgesetzte und abgegebene Vierbeiner in deutschen Tierheimen auf ein neues Zuhause warteten, produziere die Zuchtindustrie fortlaufend Nachschub, um die Nachfrage nach bestimmten Mode-„Rassen“ zu befriedigen. „Die absurden Verformungen ihrer Körper nach Maßgaben der Verbände bedeuten für die Tiere mitunter lebenslanges körperliches Leid“, sagt Tierärztin Dörte Röhl von Peta. So komme es bei Schäferhunden häufig zu Hüftgelenksdysplasien, warnt Peta.