Bei einem Jagdhund kommt es auf Leistung an, nicht auf Schönheit. Dies werde bei der Züchtung häufig nicht beachtet, beklagen Experten.
Auffällig lange Schlappohren, kurze Beine und viele Falten: Unter den Jagdhunderassen ist der Basset Hound ein Beispiel für Überzüchtung. Was manche süß finden, kann gesundheitliche Folgen haben, wie Experten bei der gerade beginnenden Dortmunder Messe „Jagd und Hund“ warnen, der größten Jagdmesse in Europa.
Viele dieser Hunde leiden nach ihren Angaben an chronischen Ohrenentzündungen, und das Laufen fällt ihnen schwer. Der Jagdgebrauchshundverband (JGHV) erkennt die Tiere als Jagdhund nicht mehr an. Der Grund: Bei der Paarung liege das Augenmerk in erster Linie auf dem Aussehen und nicht auf der Genvielfalt. Eine solche Übertreibung könne Krankheiten oder Wesensveränderungen zur Folge haben.
Die Voraussetzungen für Jagdhunde
Laut dem Verband kommt es auf drei Dinge an: das Wesen des Hundes, seine jagdliche Leistungsfähigkeit und seine Gesundheit. „Der Körperbau muss dem Jagdzweck dienen und kommt vor der Schönheit“, sagte Jan Schafberg, Geschäftsführer des JGHV. Außerdem sei es wichtig, dass das Tier einen für die Jagd tauglichen Charakter habe: ruhig und ausgeglichenen und weder Artgenossen noch Menschen gegenüber aggressiv.
„Die anerkannten Jagdhunderassen sind allesamt gesunde Rassen“, sagt Schafberg am Rande der Messe „Jagd und Hund„. Ein Ausdruck dessen sei die Anzahl der Welpen pro Wurf und ein Alter von durchschnittlich über zehn Jahren. Hunderassen, die erfolgreich für den Jagdbetrieb gezüchtet werden und bei den Jägern beliebt sind, sind zum Beispiel der Deutsch-Drahthaar, Deutsch-Langhaar oder Deutsche Jagdterrier.
Wenn es bei der Zucht aber zu großen Teilen um die Schönheit der Tiere geht, können manche Anlagen verloren gehen. Wenn der Hund gar keinen Willen mehr hat, Wild aufzuspüren und Beute zu machen, kann der Jäger sich auf ihn nicht verlassen. „Schon aus Egoismus will der Jäger einen gesunden Hund“, sagte Udo Kopernik, Geschäftsführer des Verbands für das deutsche Hundewesen (VDH). Mischlinge sind wegen ihrer Genvielfalt viel weniger vorbelastet und leiden seltener unter Erbkrankheiten. Es sind aber nur wenige von ihnen für die Jagd geeignet und überhaupt zu den Brauchbarkeitsprüfungen der Bundesländer zugelassen.
Prüfungen für Jagdhunde
Ob das Tier gut stöbern, suchen und apportieren kann, wird in Prüfungen bewertet. Die sind auch Voraussetzung für eine Zucht. Hier spielten neben den Schönheitsmerkmalen zumindest auch charakterliche Eigenschaften bei der Zuchtauswahl eine Rolle, sagt eine Sprecherin des Tierschutzverbandes. Der kritisiert, dass viele Züchtungen erfolgten, ohne sie aus Sicht des Tierschutzes oder gar ethisch zu hinterfragen.
Um eine genetische Vielfalt sicherzustellen, hat der Verband für das Deutsche Hundewesen Vorschriften an die Züchter formuliert. So ist zum Beispiel Inzestpaarung nur in Ausnahmefällen erlaubt und muss genehmigt werden. Voruntersuchungen sollen das Risiko einer vererbbaren Krankheit außerdem reduzieren. Zudem gibt es Regelungen, die beschränken, wie oft sich ein Rüde paaren darf. „Ansonsten ist Zucht so gut wie nicht geregelt in Deutschland“, sagt Kopernik vom VDH.