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Was quält den Vierbeiner? So arbeitet ein Hundepsychologe

Was quält den Vierbeiner? So arbeitet ein Hundepsychologe

SOURCE: © Karolin Krämer/dpa-tmn

Wenn der Hund immer unruhig ist, beißt oder Besucher anbellt, kann das unterschiedliche Ursachen haben. Ein Hundepsychologe geht ihnen auf den Grund. Außerdem zeigt er Haltern, wie ihr Tier tickt.

Was Hundetrainer sind, wissen die meisten. Aber was macht ein Hundepsychologe? Tatsächlich geht es Hundepsychologen nicht darum, dem Tier irgendwelche Kommandos beizubringen – stattdessen steht die Seele des Vierbeiners im Mittelpunkt. „Es ist die Hauptaufgabe von Hundepsychologen, herauszufinden, was für das Tier am besten ist“, fasst es Thomas Riepe zusammen. Der Vorsitzende des Berufsverbandes der Hundepsychologen hat bereits mehrere Ratgeber zum Thema veröffentlicht.

Es klingt zwar ein bisschen verrückt, aber Halter sollten am besten schon vor der Anschaffung des Tieres Kontakt zu einem Hundepsychologen aufnehmen.

„Er gibt Auskünfte zu verschiedenen Rassen und deren Bedürfnissen und berät auch, welche Hunde am besten zum Interessenten passen“, erklärt Riepe. Viele Halter gehen aber erst zu einem Hundepsychologen, wenn sie zuvor zahlreiche andere Methoden ausprobiert haben. „Sehr oft haben Besitzer die Hunde überfordert: Wenn die Tiere ständig beschäftigt werden, stehen sie unter Dauerstrom und kommen nicht zur Ruhe – sie reagieren also gereizt und bellen zum Beispiel häufiger andere Hunde an.“

Bei der Arbeit eines Hundepsychologen geht es nicht darum, das Tier zu erziehen – die Seele des Hundes steht im Mittelpunkt. SOURCE: © Alexander Heinl/dpa-tmn

Auch Vera Müller aus dem hessischen Rheingau-Taunus-Kreis arbeitet als Hundepsychologin. „Wir helfen den Tieren bei Problem- oder Zwangsverhalten“, sagt sie. Hierfür muss man sowohl die Hunde, als auch ihre Halter beobachten. Im ersten Schritt trifft sich Müller mit den Besitzern zu einem Beratungsgespräch. „Ich muss wissen, ob der Hund gesundheitliche Beschwerden hat, denn auch das kann Ursache für ungewöhnliches Verhalten sein.“ Wenn der Hund zum Beispiel Schmerzen hat, reagiert er aggressiver.

Ein Therapieplan wird erstellt, nachdem sich auch ein Bild von der Umgebung des Vierbeiners und vom Zusammenleben mit dessen Besitzern gemacht wurde.

Ähnlich geht auch Jens Beyer vor, Hundepsychologe aus Berlin. „Es ist immer wichtig, dass man sich die Situation vor Ort anschaut.“ Ein Beispiel: Eine Kundin rief Beyer an und erzählte besorgt von ihrem Hund, der seit ein paar Wochen kaum noch schlief und einen völlig überdrehten Eindruck machte. „Als ich sie besuchte, fiel mir auf, dass sie auf ihrem Smartphone viele Nachrichten empfing – jedes Mal ertönte eine kurze Pfeifmelodie“, schildert Beyer. „Wir stellten also fest, dass ihr Hund so aufgeregt war, seitdem sie ihr neues Smartphone besaß. Hier war die Lösung ganz einfach: Sie musste nur einen anderen, gedämpften Klingelton verwenden.“

Jens Beyer bei seiner Arbeit: Um zu sehen, wie Herrchen und Hund miteinander umgehen, schaut er sich gern die Situation vor Ort an. SOURCE: © Alexander Heinl/dpa-tmn

Nur wer seinen Hund besser versteht, kann entspannt mit ihm zusammenleben. „Einige Besitzer denken, dass Hunde eine bestimmte Rangordnung brauchen und dass sie ihnen viel verbieten müssen. Strenge ist aber nicht der richtige Weg“, erklärt Riepe. Wer etwa Knurren und Bellen ständig unterdrückt, macht die Vierbeiner unsicher. Hundehalter erreichen mehr, wenn sie ihrem Hund ein gutes Gefühl vermitteln, zum Beispiel indem sie ihm Leckerchen geben, wenn er etwas richtig gemacht hat.

Stress und Überforderungen müssen vom Halter erkannt werden

Neigt der Hund etwa dazu, Besucher anzubellen, sollten Besitzer versuchen, positive Assoziationen mit dem Besuch zu verknüpfen – wenn es an der Tür klingelt, kann man beispielsweise ein paar Leckerchen auf den Boden werfen. Ist ein Hund gestresst oder überfordert, gibt es dafür klare Anzeichen. Halter müssen nur lernen, diese zu erkennen: „Oft höre ich von Kunden, ihr Hund habe ohne Vorankündigung zugebissen. Dabei zeigen die Tiere durchaus vorher Stresssymptome„, sagt Müller. Zum Beispiel neigen sie dazu, extrem zu hecheln, schnüffeln sehr viel am Boden oder fixieren bestimmte Punkte.

Hundepsychologe Jens Beyer mit einigen Vierbeinern bei der Arbeit: Der Experte rät verzweifelten Haltern zum Beispiel ein Tagebuch zu führen. SOURCE: © Alexander Heinl/dpa-tmn

„Allgemein gilt, dass man Ängste und Aggressionen nicht löschen kann – Hunde sind schließlich keine Maschinen. Man kann nur versuchen, diese Gefühle umzulenken und den Tieren beizubringen, andere Denkmuster anzunehmen“, erklärt Müller. Manchmal kommt es auch vor, dass Hunde wieder in alte Gewohnheiten zurückfallen. „Hier sind natürlich Geduld und Konsequenz gefragt.“ Da laut Beyer vor allem die Halter an ihrem Umgang mit dem Hund arbeiten müssen, wendet er gerne eine weitere Methode an: „Ein Tagebuch kann helfen, ihre Tiere genauer zu beobachten. Durch diese intensivere Auseinandersetzung mit ihrem Hund erkennen Sie besser, wie er auf Sie und die Umwelt reagiert.“

„Frei nach dem Motto: Verstehen Sie Ihren Hund, versteht Ihr Hund Sie.“ !

 

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