Depression im Großstadt-Grau? Das kommt auch im besten Hundeleben mal vor. Als der beste Freund deines Vierbeiners bekommst du ihn definitiv wieder hin. Aber wie?
Therapie-Tipps für traurige Hunde (und ihre Besitzer).
Antriebslosigkeit, Minderwertigkeitskomplexe, Sozialangst. Während wir Großstadtmenschen versuchen mit Netflix, grünen Smoothies und dem Smartphone unsere depressiven Verstimmungen zu therapieren, gibt es für deinen Hund nur eine Therapie: dich. Ein Hund, der down ist, braucht einen starken und aufmerksamen Freund an seiner Seite.
Symptome
Doch ist dein Hund wirklich depressiv oder hat er nur einen schlechten Tag? Eindeutiges Symptom für ein ernsthaftes Down ist eine scheinbar spontane Verhaltensänderung, die über mehrere Wochen anhält. Reagiert dein Hund, wo er vormals lebhaft mitmischte, auf das Geschehen um ihn herum teilnahmslos und desinteressiert, zeigt er keinen Spaß an seinen Lieblingsspielen, stattdessen aber am Zerstören oder Stehlen, und scheint selbst die Wunderdroge Futter kein High mehr in ihm auszulösen, sind das deutliche Warnsignale, die nach Ursachenforschung verlangen.
Ursachen
Die Ursachen für die Hundekrise können so vielfältig sein wie das Leben selbst. Älteren Hunden mit körperlichen Gebrechen können Schmerzen und Erschöpfung bereits bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben zu schaffen machen. Ein Hund, den du im Tierheim kennengelernt hast, trägt möglicherweise schwer an einem Schockerlebnis wie dem Verlust seines Vorbesitzers, einem Unfall oder sogar Misshandlungserfahrungen.
Aber auch die klassischen Probleme des Großstadtlebens – Stress, zu wenig Schlaf und rare oder unterbrochene Ruhephasen – können ebenso wie beim Menschen zu einem von Depressionen begleiteten Burn Out Syndrom führen, was sich bei Hunden meist an übersteigertem Verhalten, an Zerstörungswut, Unsauberkeit, starkem Herzklopfen und Hecheln zeigt. Eine andere Ursache kann negativ verstärkte Ängstlichkeit sein. Ein Hund, der seines Temperamentes wegen in Konkurrenzsituationen mit anderen Hunden häufig einstecken muss verliert an Selbstbewusstsein, wenn sein Besitzer ihn im Anschluss übermäßig tröstet und bemitleidet. Passiert das regelmäßig, wird der Hund zum Jammerlappen.
Therapie
Entsprechend der diversen Ursachen einer Depression empfehlen sich natürlich unterschiedliche Therapie-Pläne. Hunde, die an ihrer körperlichen Konstitution, an Einschränkungen, Schmerzen oder Altersschwäche leiden, benötigen eine adäquate medizinische oder homöopathische Behandlung – Medikation oder Globuli, Massagen oder ähnliche Körpertherapien, die oft schon nach kurzer Zeit für Besserung sorgen.
Sollte sich ein Schock oder Trauma als Ursache der Krise herausstellen, ist ebenfalls Expertenwissen ratsam. Bereits zwei oder drei Besuche beim Hundepsychologen können ausreichen, um gemeinsam Strategien und Tricks zu erarbeiten, mittels denen du deinem Hund helfen kannst, Trauer zu verarbeiten, Vertrauen zu fassen und wieder Freude an den Abenteuern des Lebens zu finden.
Etwas anstrengender wird es, sollte sich dein eigener Lebenswandel als Depressions-Ursache herausstellen – entweder, weil dein Hund genauso busy sein muss wie du selbst und vor lauter Termindruck, Großstadttrubel und Freizeitstress um seinen Schlaf und sein enormes Ruhebedürfnis von rund zwanzig! Stunden pro Tag gebracht wird, oder weil du zwar busy bist, dein Hund aber deswegen seine Zeit hauptsächlich allein zuhause im Hundekorb fristet. Beide Varianten verlangen deine Initiative.
Ist dein Hund über- oder unterfordert?
Ist dein Hund körperlich unterfordert, solltest du dir die Zeit nehmen und duch ein schweißtreibendes Hobby suchen. Einmal in der Woche zum Rally Obedience oder Agility-Training zu gehen, endlich gemeinsam mit dem Joggen anzufangen oder ein regelmäßiges Kaffee-Date mit einem anderen Hunde-Besitzer, während dem sich Eure Vierbeiner von ganz allein austoben, kann das Problem schon lösen.
Ist dein Hund überfordert, solltest du ihm weniger Straßenverkehr- und Lärm, festere Routinen und sichere, lange Ruhephasen an einem geschützten Ruheort gönnen. Nur so kann er neue Energie und Lebenslust entwickeln – denn du selbst bist vielleicht ein mit allen Wassern gewaschener Großstadtnomade, dein Hund aber würde im Zweifelsfall vermutlich gern auf einer einsamen Insel leben.
Solltest du feststellen, dass dein Hund an einem angeknacksten Ego zu knabbern hat, gilt es, ihm zu zeigen, dass du nicht an ihm zweifelst. Bei Begegnungen mit dominanten Artgenossen bleibst du vollkommen ruhig – du sprichst nicht, du schimpfst nicht und du animierst ihn nicht. Ohne dich und deinen Hund zu bewegen wartest du ab, bis er sich beruhigt und wieder ansprechbar ist. Dann lenkst du ihn mit einem Kommando oder einem Spielzeug ab und verschaffst ihm so ein Erfolgserlebnis, das er jetzt viel dringender braucht als Trost oder Mitleid.
Leidet dein Hund unter Berührungsängsten, empfiehlt sich der sogenannte Tellington-Touch, bei dem du deinen Hund, während du gar nicht oder spärlich und monoton sprichst, behutsam von der Nasenspitze bis zu den Hinterpfoten abstreichst. Eine andere Möglichkeit ist es, mit deinem Hund in seiner eigenen Sprache zu sprechen und sogenannte Calming Signals, wie das Wegdrehen des Kopfes, das Abwenden des Blickes, Gähnen oder sich Kleinmachen, anzuwenden, um ihn zu beruhigen und zu bestärken.