Die Kastration eines Hundes hat Folgen. Allerdings nicht nur positive. Der enorme Eingriff in seinen Körper kann ihm und seinem Halter zwar hormonbedingten Stress ersparen. Doch ein Hund ohne Sexualtrieb büßt auch an Eigensinn ein.
Neben den für Hunde beiden Geschlechts bekannten Kastrations-Risiken wie der Tendenz zum Übergewicht und zur Harninkontinenz, Fell- und Hautveränderungen sowie dem erhöhten Risiko, an einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder an bestimmten Krebsarten zu erkranken, kann eine Nebenwirkung der Kastration auch eine unerwünschte Verhaltensänderung des Hundes sein. Paradoxerweise auch dann, wenn die Änderung bestimmter Verhaltensweisen gerade das Ziel der Kastration gewesen ist.
Geändert oder verhindert werden soll in diesen Fällen gerade jenes Verhalten, das von den Sexualhormonen eines Hundes gesteuert wird.
Bei Rüden sind das Streunen, Jaulen, Markieren, Aufspringversuche, Hyperaktivität und gesteigertes Aggressionsverhalten gegenüber Artgenossen und Menschen. Hündinnen dagegen sollen eine stabilere psychische Grundkonstitution erlangen, da starke hormonelle Schwankungen während der Läufigkeit oder auch während häufig wiederkehrender Scheinschwangerschaften entfallen.
In der Mehrheit aller Kastrationsfälle treten die erwünschten Verhaltensänderungen ein und Halter nehmen ihre Hunde im Anschluss als ausgeglichener und gehorsamer wahr. Das bedeutet allerdings auch, dass ein vor der Kastration quirliger, besonders aktiver und eigensinniger Hund, diese durchaus auch als Qualitäten geltenden Eigenschaften verlieren kann.
In selteneren Einzelfällen ist der Verlust drastischer und bringt eine unerwünschte, vor allem für den Hund unangenehme Persönlichkeits- und Verhaltensänderung mit sich.
So kann das Einbüßen der Sexual-Identität eines Hundes vor allem in Kontakt mit seinen intakten, nicht kastrierten Artgenossen zu starken Verunsicherungen und infolgedessen zu Rückzugsverhalten oder unkontrollierter Stressaggression führen. Hierauf sollte schnell und souverän mit vom Halter initiierter Gegenkonditionierung reagiert werden, um den Hund von seiner Souveränität und seiner Potenz auf anderen Gebieten zu überzeugen.
Halter von Hunden, die bereits vor einer Kastration derartige Verhaltenstendenzen aufweisen, sollten diesen Eingriff daher nur aufgrund einer besonders dringlichen medizinischen Indikationssetzung durchführen lassen. Eher um eine Folgeerscheinung von tendenzieller Gewichtszunahme nach einer Kastration handelt es sich, wenn von gesteigerter Faulheit oder phlegmatischem Verhalten des Hundes die Rede ist. In diesen Fällen gilt es, der Fettleibigkeit des Hundes durch eine Diät und tägliche Bewegungspflicht entgegenzuwirken.