Beine so weit das Auge reicht
Wenn du mit deinem Hund an der Leine durch die Fußgängerzone läufst siehst du hauptsächlich den ganzen Kram in den Schaufenstern, fremde und bekannte Gesichter, Straßenschilder und Werbeplakate. Für deinen Hund besteht die Innenstadt hauptsächlich aus Beinen. Beinen in Jeans und Strumpfhosen, dicke Beine, dünne Beine. Vor allem aber: sich bewegende Beine.
Mit einem Blickwinkel von bis zu 240 Grad (bei uns Menschen sind es 200 Grad), sieht dein Hund also noch viel mehr Beine als du, wenn du so klein wärst wie er. Der eigentliche Sinn dessen ist, dass er bei der Jagd den Kopf nicht so viel drehen muss, wenn er sehen will, was fast hinter ihm ist. Allerdings kann er den Raum in seiner Tiefe nur in einem verhältnismäßig eingeschränkten Blickfeld sehen.
Zwar ist die Sehschärfe des Menschen fast sechs Mal so gut, wie die eines Hundes, dafür kann ein Hund in der Bewegung schärfer sehen. Während du nur einen verschwommenen Schatten erkennst, der schnell an dir vorüberzieht, sieht dein Hund genau, dass es sich um einen Vogel handelt. Dass er das so genau sehen kann bedeutet auch, dass er die ständig an seiner Nase vorbeifahrenden Autos klar erkennt, und die sich unkalkulierbar bewegenden Fahrräder. Bewegung so weit das Auge reicht, da muss ein Landhund schon weniger wegstecken.
Was das Farbsehen angeht ist das hündische Auge nicht so gut ausgestattet.
Weil viele Tiere, die er jagt (oder früher mal gejagt hat) in der Dämmerung durch Wald und Flur laufen, ist sein Sehen bei schlechten Lichtverhältnissen dafür umso besser ausgestattet. Für den Hund ist es nicht wichtig, ob das Reh nun braun oder blau ist. Entscheidend ist, dass er es sieht!
Sein Farbensehen ist mit einer starken rot-grün-Fehlsichtigkeit beim Menschen zu vergleichen. Die Stäbchen, die auf der Netzhaut für das Farbensehen verantwortlich sind, sind nicht so zahlreich vorhanden wie bei uns Menschen. Dafür hat der Hund mehr Stäbchen, kann also besser Hell-Dunkel-Eindrücke wahrnehmen. Zusätzlich befindet sich auf der Rückwand des Hundeauges eine lichtreflektierende Schicht und seine Pupillen sind etwas größer, als die der Menschen. Bei geringen Lichtverhältnissen kann er also deutlich besser sehen.