26Tom Turcich will mehr als 30.000 Kilometer über alle sieben Kontinente laufen – zusammen mit seinem Hund Savannah. Seit Beginn der Corona-Pandemie stecken er und Savannah vorübergehend in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku fest. Zeit für einen Rückblick auf seine abenteuerlichen Reisen mit Hund.
Tom Turcichs Abenteuer rund um die Welt begann aus einem traurigen Anlass. In seiner Jugend starb seine enge Freundin Ann Marie. Ihr Tod zerstörte seine bisherigen Annahmen über das Leben. Wissend, dass jeder Tag sein letzter sein könnte, begann sich in ihm eine neue Philosophie zu festigen: Nutze den Tag. Und das tut Tom seitdem.
Acht Jahre lang bereitete Tom sich auf die große Wanderung quer über die Erde vor. Arbeitete hart, sparte Geld, häufte sich ein finanzielles Polster an, bis er mit 26 Jahren genug Geld beisammen hatte, um seine Reise zu beginnen. Von New Jersey in den USA nach Uruguay in Südamerika, über 15.000 Kilometer an Strecke. Beim Wandern, auf den unendlichen Strecken durch Wälder, Berge oder Wüsten, in Tagen und Wochen voller Freiheit und Einsamkeit, fand er Ruhe und zu sich selbst zurück. Und er fand Savannah.
Eine Begleiterin fürs Leben
Nach vier Monaten auf seiner Wanderung durch Nordamerika traf Tom per Zufall in Texas auf einen verwahrlosten Welpen auf der Straße. Von Herrchen oder Frauchen keine Spur. Tom nahm den Welpen unter seine Fittiche und gab ihr den Namen Savannah. Er päppelte sie auf und nahm sie mit auf seine Reise.
Wandern mit Hund ist nicht immer einfach. Weil Savannah noch zu jung war, um lange Strecken zu laufen, organisierte Tom extra einen Buggy zum Schieben für sie. In den ersten Monaten durfte Savannah im Buggy mitfahren und Tom konnte seine Wanderung fortsetzen.
Doch der Mischling, in dem vor allem Labrador, Chow-Chow, American Staffordshire Terrier und noch jede Menge anderer Hund steckt, erwies sich als ebenso laufbegeistert wie ihr Herrchen. Jeden Tag lief sie ein bisschen weiter, rannte vergnügt neben Tom her und wurde schnell zu seiner größten Stütze. Inzwischen läuft Savannah die durchschnittlichen 50 Kilometer pro Tag mit Leichtigkeit und erlebt mit ihrem Herrchen ein Abenteuer nach dem anderen.
Zusammen mit Tom schwamm sie im Pazifik, überquerte die Anden und schlief in der Wüste von Atacama. Wandern mit Hund ist wunderschön und einzigartig, dennoch muss man auch Rücksicht auf den Vierbeiner nehmen. Als Savannah in Chile eine bakterielle Infektion mit schweren Symptomen bekommt, legt Tom eine Pause ein. Er bringt Savannah zum Tierarzt und dieser prüft sie auf Herz und Nieren. Mit den verschriebenen Medikamenten und einer ordentlichen Ruhephase erholt sich Savannah komplett und die große Reise kann weitergehen.
Savannah das Fotomodell
Inzwischen sind vier Jahre seit Toms Aufbruch in die Welt und sein schicksalhaftes Zusammentreffen mit Savannah vergangen. Nach Südamerika ging es weiter nach Europa und Afrika, wo Tom und Savannah über 8.000 Kilometer zurücklegten. Nicht immer begleitete Savannah ihr Herrchen. Für die Reisen in die Antarktis oder in das kalte Island im Winter ließ er seine treue Begleiterin lieber bei Freunden oder Familie. Tom wusste, dass nicht alle Reisen mit Hund möglich waren und er auch auf Savannahs Gesundheit achten musste.
In Italien, Kroatien, Türkei und Georgien ist Savannah jedoch wieder dabei. Sie riecht die fremden Gerüche der weiten Welt, kuschelt sich nachts im Zelt an Tom und meistert Berge wie Wüsten, als hätte sie nie etwas anderes getan. Für den leidenschaftlichen Fotografen Tom, der seine Reise mit unglaublichen Bildern auf Instagram festhält, ist Savannah darüber hinaus sein beliebtestes Motiv. Egal, wie anstrengend eine Reise zu sein scheint, Savannah hechelt jedes Mal glücklich in die Kamera.
Tom Turcich´s Zwangspause in Aserbaidschan
Im vierten Jahr wollen Tom und Savannah in die Mongolei wandern, das Land der ewigen Steppe. Weitere Pläne sind Australien und zurück in die USA. Doch plötzlich kommt es anders. Im März 2020 erreichen Tom und Savannah Aserbaidschan. Es sollte nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Kasachstan und von dort in die Mongolei sein. Aber die weltweite Verbreitung des Coronavirus führt auch in Vorderasien zu weitreichenden Folgen.
Aserbaidschan und Kasachstan schließen die Grenzen. Baku, die Hauptstadt Aserbaidschans, geht in den Lockdown. Unsicher, was als Nächstes zu tun ist, beschließt Tom, erst mal in Baku auszuharren. Er findet für sich und Savannah eine gemütliche Bleibe und harrt dort die Ausgangsbeschränkungen aus.
Wie in vielen anderen Ländern wird es ruhig auf den Straßen. Geschäfte und Restaurants sind geschlossen, außer für wichtige Besorgungen und Gassi gehen dürfen die Menschen nicht mehr aus ihren Häusern. Das Land zu verlassen, scheint unmöglich. Die Grenzen sind geschlossen und auch der internationale Reiseverkehr ist zu großen Teilen zum Erliegen gekommen.
Tom Turcich Reise geht weiter
Die nächsten Schritte weiß Tom immer noch nicht. In Baku geht es Savannah und ihm gut. Es wird viel getestet und die Zahl der Infektionen ist eher gering. Savannah genießt die Ruhe und die Zweisamkeit mit Tom. Sie schläft viel auf dem Sofa und streckt sich genüsslich in der Sonne aus, die durch das Fenster scheint. Tom hält derweil seine Follower über Instagram auf dem Laufenden. Mitte Mai 2020 berichtet er, sie seien immer noch in Baku. Vor kurzem aber wurden die Ausgangsbeschränkungen gelockert.
Tom nahm Savannah auf einen langen Spaziergang durch die Parks. Es sind zwar keine 50 Kilometer am Tag, aber es ist ein Anfang. Vor Tom und Savannah liegt immer noch der zweite Teil ihrer Mammut-Reise, weitere 15.000 Kilometer. Für Tom steht außer Frage, dass es bald weitergeht. Er schreibt auf Instagram: „Wenn es Zeit wird weiter zu wandern, werden wir bereit sein, bis dahin sind wir geduldig.“
So weitreichend die Folgen der Corona-Pandemie für die Welt sein mögen, so hat Tom eines bei seinen vielen Reisen gelernt. Das Leben ist unergründlich und unvorhersehbar. Also nutze den Tag.