Wir zwei und Hund Titus gönnen uns Anfang April eine kurze Auszeit und reisen nach Binz auf die Ostseeinsel Rügen.
Wir haben irrsinnig Glück mit dem Wetter. Weiß strahlt die Stadt Binz auf Rügen, als wir zwei Jungs mit Hund, in den Ort hineinfahren. Diese gründerzeitliche Ostseearchitektur.
Auf dem ersten Blick unfassbar schön, auf dem zweiten Blick ein wenig Disneyland ohne Fahrgeschäfte. Obwohl, Bummelbahn und London-Style Taxis, welche die Touristen zu den Sehenswürdigkeiten transportieren, unterstreichen den Eindruck eines Vergnügungsparks. Es gibt einfach keine schmuddelige Ecke in diesem Binz. Alles wirkt geleckt, wie in einem Ferienresort in Miami.
Richtung Prora liegen Strandabschnitte, an denen die ganze Familie mit Hund baden darf
Moment, Miami?? Der weiße Kalk-Sandstrand, der sich 3,2 Kilometer vom Südzipfel in Binz bis nach Prora erstreckt (knapp 5 weitere Kilometer verläuft der Strand am Gebäudekomplex von Prora), kann locker mit dem karibischen Strand Floridas mithalten. Im Sonnenschein leuchtet und knirscht der Strand fein sandig und reinweiß unter unseren Sneakers und Pfoten. Titus unser kleiner Terrier Jack-Russel-Irgendwas Mix, kriegt trotz seines vorangeschrittenen Alters von 12 Jahren, jugendliche Frühlingsgefühle und rennt und jagt, wie ein Junger, die Möwen aufs Meer. Mehr geht nicht und wir beide merken, wie glücklich es uns macht, dass unser oller Großstadtneurotiker so richtig abgeht.
So fröhlich am Strand herumjagen, darf er jetzt gerade noch, denn ab 1. Mai bis 30. September ist Schluss mit lustig, zumindest am ausgewiesenen Strandabschnitt für Badegäste. Hunde sind in dieser Zeit dort nicht erwünscht. Aber kein Grund nervös zu werden, am Südzipfel und Richtung Prora liegen Strandabschnitte, an denen die ganze Familie mit Hund baden darf. Richtung Prora finde ich den Strand eh viel schöner, abgelegener, ein perfektes Rückzugsgebiet vor dem Massentourismus.
Besser positiv überrascht werden, als andersherum
Massentourismus? In Binz gestaltet sich dieser etwas anders als am Ballermann. Im Ostseebad Binz herrscht die größte Dichte an 5 Sterne Hotels, an der gesamten deutschen Ostseeküste. Kein Wunder, dass hier alles so geleckt ist. Nun sind wir keine reichen Ostseegäste. Wir bauen gerade erst UrbanDog auf und leben von Titus Leckerlies. Doch aufgrund eines Gutscheins, den wir von einem lieben Freund geschenkt bekommen haben, war es uns möglich im vier Sterne Hotel Loev zu übernachten. Direkt am Platz, an der Promenade, mittendrin im Ostseebad Binz. Insgesamt bleiben wir ganze drei Nächte. Wir waren sehr positiv überrascht. Die Webseite versprach etwas Anständiges, doch so schön, haben wir es uns nicht vorgestellt. Die Webseite befindet sich im Relaunch, wie wir später erfahren haben. „Na ja, besser positiv überrascht werden, als andersherum“, haben wir uns gedacht. Ab 2. Mai präsentiert sich Hotel Loev mit edlem, neuen Online-Auftritt.
Ein gedeckter Platz für Hund Titus
Ein Detail, das wir erst ziemlich spät bei unserer Reiseplanung bemerkt haben, ist, dass das Hotel Loev ausgesprochen Hundefreundlich ist. Das schaue ich mir mal genauer an, vielleicht eignet sich dieser Ostseeausflug ja für einen ersten eigenen Reisebericht für UrbanDog. Und wie sich das eignet. Gleich auf dem Zimmer erwartet uns ein sauberer Hotelduft und ein gedeckter Platz für Hund Titus.
Ein Napf und eine kleine aber feine Dose Nassfutter. Ich persönlich habe so etwas noch nicht auf meinen Reisen erlebt und bin entsprechend beeindruckt. Titus nicht – der liebt den dicken Hotelteppich und streckt gleich alle Viere von sich. Wir loggen uns gleich mal in das kostenlose W-Lan ein und posten die ersten Bilder auf Facebook. Ein Kostenloser Internetzugang ist in Deutschland leider immer noch kein Standard dafür aber im Hotel Loev, für uns ein dicker Pluspunkt.
Ein riesiger Art Déco Leuchter hängt in der Mitte des Saals
Das Familiengeführte Hotel Loev überrascht auch hinsichtlich seiner Optik. Man könnte annehmen vor einem historischen Gebäude zu stehen. Doch das Haus wurde als Neubau erst am 18. Juni 1994 eröffnet. Der Vorgängerbau wurde 1993 komplett abgerissen und der Neubau nach alten, ursprünglichen Plänen im Bäderstil errichtet.
In der Hotellobby erinnert kaum etwas an die alten Zeiten. Sie ist modern gestaltet, genau wie die 77 Zimmer des Hauses, die einen vier Sterne Standard angenehm erfüllen. So gibt es Doppelzimmer, Studios und Apartments. Die Zimmer verfügen über Minibar, Flatscreen TV, Telefon, Bad/WC oder Dusche/WC. Unser Zimmer verfügt sogar über eine schöne Terrasse mit Tisch und Stühlen.
Zum Frühstück geht es in die Brasserie. Ein großer Raum mit schönen Panoramafenstern zur Promenade. Die Brasserie ist im Art Déco Stil gestaltet. Bilder von Tamara de Lempicka hängen neben gerahmten, historischen Schwarz/Weiß Aufnahmen der Stadt Binz. So ist nur folgerichtig, dass ein riesiger Art Déco Leuchter in der Mitte das Saals von der Decke hängt. Darunter sind die Servicekräfte, in klassischem Schwarz, freundlich lächelnd, für die Gäste da. Das Frühstücksbuffet ist großzügig und lässt kaum zu wünschen übrig.
Nur Hund Titus muss während des Frühstücks auf dem Zimmer bleiben. Begründet wird das Hundeverbot mit dem offenen Buffet und einzelnen Gästen, die die Anwesenheit von Hunden nicht tolerieren. Ganz anders zum Abendessen, da darf der Hund in der Brasserie dabei sein und erhält vom Personal sogar eine Handvoll Leckerlis. Regionale Küche und und die Steakkarte werden beworben. Ich hatte ein Wiener Schnitzel und muss sagen, auch an der Ostsee, knapp 1000 Kilometer von Wien entfernt, schmeckt das Schnitzel ausgezeichnet.
Das Hotel wird von Hundenarren geführt
Nach all diesen Eindrücken stellt sich uns die Frage, wie es sich ein Hotel im schicken Binz, erlauben kann, Hundefreundlich zu sein. Es gibt doch, wie überall, sicher Gäste, die nicht so glücklich über Hunde im Hotel sind. Wir verabreden uns mit der Hotelmanagerin Ina Kurowsi und ihrem Vater und Hotelbesitzer Arne Kurowski. Zusammen mit Ehefrau Heike und Tochter Tina leitet die ganze Familie die Geschicke des Hotel Loev, mit Brasserie, Cocktailbar samt Sauna, Spa und Fitnessraum.
Das Hotel wird von Hundenarren geführt, wie wir bei unserem netten Gespräch feststellen. Die Familie besitzt zwei Rhodesian Ridgebacks. Die beiden Rhodesian Ridgebacks sind Brüder aus einem Wurf und kamen als Welpen zur Familie Kurowski. In der Rangordnungsphase wurde aus Geschwisterliebe, Konkurrenz und nun vertragen sich die beiden getrennt am besten. Einer lebt bei Ina Kurowski und einer bei Arne Kurowsi. Tochter Tina fällt aus der Reihe mit einem Labrador Retriever. Die Hundeliebe ist aber allen gemein. „Diese Hunde haben einfach Persönlichkeit, mein Ridgback ist fast wie ein Sohn.“ Sagt Arne Kurowski. „Ganz genau“, sagt Ina, „der Hund ist quasi mein Bruder.“ Alle lachen und wir verstehen nur zu gut was Arne und Ina meinen.
Der Hund gehört einfach zur Familie
Ob die Ridgebacks denn überhaupt gerne ins Wasser gehen, fragen wir. Arne erklärt: „Die Hunde haben das Meer lieben gelernt. Von Natur aus ist diese Rasse eher Wasserscheu und schon die kleinste Regenpfütze wird gemieden.
Doch diese beiden gehen gern ins Meer.“ Überhaupt eignet sich die schöne Landschaft der Insel Rügen perfekt für ausgedehnte Spaziergänge mit großen Hunden. Es gibt Richtung Granitz wunderbare Wanderwege und neben den erwähnten Strandabschnitten in Binz, auch bei Lauterbach ausgedehnte Strände ohne Steine, an denen Hunde erlaubt sind.
„Der Hund gehört einfach zur Familie, warum sollten wir also eine Familie daran hindern zusammen, also einschließlich Hund, Urlaub zu machen?“
Klare Ansage von Arne Kurowksi. Im Hotel Loev gibt es eine eigene Etage, auf der ausschließlich Hundebesitzer einquartiert werden. So gibt es auch keine Probleme mit nicht Hundehaltern.
„Viele Gäste kommen gerade ihrer Hunde wegen an die Ostsee, Hunde lieben das Meer und den Strand genau wie ihre Besitzer. Nirgendwo lässt es sich das ganze Jahr über, besser spazieren gehen und die frische Luft genießen.“
Die Ostsee leuchtet blau. Klar und ungetrübt von geölten und mit Sonnencreme verschmierten Badegästen. Denn wenn man im Sommer, an hochfrequentieren Badestellen, durchs Wasser schwimmt, kommt mir ab und an, der Gedanke an ein Tankerunglück oder an die Explosion einer Ölplattform. Der Kontrast der Wasserqualität, im Gegensatz zur Sommerzeit, überrascht mich sehr. Wie seltsam, dass viele Menschen glauben, Hunde würden das Badewasser verschmutzen.
Titus traut sich schließlich kaum ins Wasser. Er erschrickt von der kleinsten Welle. Als würde ein fieser Typ im Wasser lauern und ihn immer, wenn er ans Wasser geht, nassspritzen wollen. Das leicht salzige Ostseewasser schmeckt ihm auch nicht. Er liebt es allerdings, zwischen uns im Strandkorb zu liegen und die Umgebung zu beobachten. Das tun wir auch gerne, zumal das Bier im Strandkorb, bei kühlem Wind, viel besser schmeckt.
Uns drei hat der Aufenthalt im Hotel Loev sehr gut gefallen, wir können das Haus mit bestem Gewissen allen Familien, ob mit oder ohne Hund empfehlen, schließlich haben wir die liebenswerte Familie Kurowski persönlich kennengelernt und es scheint zu stimmen, „wer Hunde liebt, kann kein schlechter Gastgeber sein.“