Zugegeben, bisher habe ich mich wenig mit dieser Frage beschäftigt. Habe ich doch schlicht und ergreifend ausgeblendet, was mir nicht genehm war. Dann gehe ich eben nicht mit meinem Vierbeiner zu dem Festival, schließe Reisen mit Hund und Bahn aus und vermeide österreichische Städte als gemeinsames Reiseziel.

Ehrlich gesagt, hat mir das bisher auch nicht gefehlt, und wenn ich meinen Hund nun sagen wir mal in der Bahn mitnehmen müsste, würde ich mich schon charmant rausreden können. Denn meine Wuffelz sind natürlich superlieb und tun nix. Mittlerweile denke ich, vielleicht wäre es doch nicht schlecht, die eigenen Tiere an den Maulkorb zu gewöhnen, so dass sie, sollte es wider Erwarten einmal erforderlich sein, keinen unnötigen Stress haben. Denn Gründe, einen Maulkorb (auch “Beißkorb” genannt) tragen zu müssen, gibt es viele.

Maulkorb in öffentlichen Verkehrsmitteln

Bist du in einem Zug der Deutschen Bahn unterwegs, musst du deinen Hund die ganze Zeit an der Leine führen. Überschreitet dein Hund eine bestimmte Größe und kann nicht im Korb transportiert werden, muss er einen Maulkorb tragen. Wer sich nicht daran hält, kann theoretisch vom Zugbegleiter aufgefordert werden, den Zug zu verlassen. Allerdings, so sind sich vielreisende Freunde einig:

● wer mit einem entspannten, freundlichen Hund reist,
● diesen nah bei sich und einen Maulkorb gut sichtbar bei sich bereit hält und
● im Idealfall vorab (per Onlinekauf mit Zusendung des Tickets per Post ist das möglich) einen Platz reserviert hat,

sollte auf Verständnis und Toleranz seitens der Schaffner und Mitreisenden hoffen können. Diese Regelung gilt übrigens für die meisten öffentlichen Verkehrsmittel in Deutschland.

Gründe bei Hund und Halter

Innerartliche oder Aggressionen gegen Menschen, Objektbesessenheit oder das Fressen von Hinterlassenschaften oder anderen Dingen können es erforderlich machen einen Maulkorb zu tragen. Ein Tierschutzhund aus dem Bekanntenkreis nahm beim Spazierengehen nahezu besessen Steine auf, er wollte sie wirklich fressen. Am liebsten alle. Natürlich muss man mit solchen Tieren intensiv arbeiten und für eine seelische Linderung sorgen – aber zwischenzeitlich helfen Hilfsmittel wie Maulkörbe. Auch kann es medizinische Gründe für ihren Einsatz geben, vielleicht als kurzfristiger Leck- oder Knabberschutz bei Wunden oder plötzlich auftretender Aggression. Im Zweifelsfall bieten sie auch einen höheren Schutz vor ausgelegten Giftködern – deren Anzahl ja bekanntlich zunimmt.

Unsicheren Hundehaltern großer oder schwerer Hunde gibt ein Maulkorb während des Trainings möglicherweise etwas mehr Sicherheit. Denn auch wenn der direkte Kontakt zwischen den Hunden vermieden wird, hilft vielen Besitzern schon der Gedanke, dass im Notfall nichts passieren kann. Auch die allerliebsten und sehr gut erzogenene Listenhunde müssen dieses „Schmuckstück“ an vielen Orten tragen.

Gesetzeslage und lokale Regelungen

In vielen Bundesländern Deutschlands wird in entsprechenden Vorschriften bestimmten Hunderassen (den Listenhunden) generell das Tragen eines Maulkorbs (manchmal auch nur ein “Halti”) auferlegt. Allerdings können die Hunde unter Umständen nach einer Prüfung von der Maulkorbpflicht befreit werden. Leidet ein lediglich aufgrund seiner Rassezugehörigkeit als gefährlich eingestufter Hund aufgrund einer Erkrankung besonders unter dem Maulkorbzwang, “so kann er befristet von der Maulkorbpflicht befreit werden, solange von ihm keine konkrete Gefährdung ausgeht”, so das Berlin Online-Stadtportal. Grundsätzlich ausgenommen von den Bestimmungen sind im Einsatz befindliche Polizeihunde, Hilfs- und Rettungshunde, ausgebildete Jagdhunde, sowie Assistenzhunde (z. B. Blindenführhunde).

Auch vor dem Buchen eines gemeinsamen Reisezieles sollte man sich vorher erkundigen, wie die Regelungen vor Ort sind. Als Beispiel sei hier die österreichische Regelung genannt:

Maulkorb in Österreich

Leine und Maulkorb müssen stets mitgeführt werden. In Österreich obliegt die Regelung der Leinen- bzw. Maulkorbpflicht den einzelnen Gemeinden. Generell wird vom oberösterreichischen Hundehaltegesetz ausgegangen, wo es heißt: Im Ortsgebiet herrscht Leinen- oder Maulkorbpflicht. In öffentlichen Verkehrsmitteln und bei Bedarf auch an den Haltestellen, in Kindergärten und Schulen, auf Spielplätzen sowie bei größeren Menschenansammlungen besteht Leinen- und Maulkorbpflicht.

Der Tourismusverband des gewählten Urlaubsortes gibt Auskunft über die in der jeweiligen Gemeinde, geltenden Bestimmungen.

Der Maulkorb muss gut passen

Natürlich können sich Hunde daran gewöhnen und vermutlich bin ich es eher, die daraus so ein Drama macht. Durch eine einfühlsame Maulkorbgewöhnung erleidet der Hund keinerlei Einschränkungen seiner Lebensqualität. Er kann damit spielen, toben, trinken und mit anderen Hunden kommunizieren. Auch für Plattnasen, also kurznasige Hunde wie Bulldoggen & Co gibt es bereits passende, angenehm zu tragende Körbe und natürlich man kann diese auch individuell anfertigen lassen.

Wichtig ist bei jeder Art von Maulkorb, dass der Hund zum Regulieren der Körpertemperatur frei hecheln kann. Maulkörbe gibt es in unterschiedlichsten Materialien und Stärken. Teilweise sind sie sehr erstaunlich leicht und biegsam und neuerdings gibt es sie auch in fröhlichen Farben. Was die bessere Akzeptanz bei Spaziergängen mit sich bringen könnte.

Aktion Maulkorb drauf!

Ihr seht schon, es gibt keinen Grund, die Halter oder ihre maulkorbtragenden Hunde zu diskriminieren. Denn eines steht wohl fest: Herrchen oder Frauchen haben sicher ihren Grund für das Tragen und sich bestimmt gründlich mit dem Thema auseinandergesetzt. Im Gegenteil! Man sollte Hund und Halter unterstützen, ermutigen und respektieren. Zu diesem Zweck rief Carolin Opitz aus Markkleeberg bei Leipzig im Juni 2014 auch ihre Aktion „Maulkorb drauf“ ins Leben. Wir finden das gut und sinnvoll und sagen: “besser haben als brauchen”!

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