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Urlaub in Polen: Kaschubei mit Hund

Urlaub in Polen: Kaschubei mit Hund

Ein Urlaub in Polen steht nur selten auf der Wunschliste der deutschen Hundehalter, dabei bietet das Nachbarland Einiges an Naturschauplätzen und Sehenswürdigkeiten. Allein die Kaschubei – auch als Kaschubien bekannt – wartet auf ihre Besucher mit unberührter Natur, spannenden Freilichtmuseen und vorzüglicher Küche. Ein Paradies für Hund und Halter.

Während Schlesien oder Masuren den meisten hierzulande ein Begriff sind, verbindet kaum jemand etwas mit Kaschubien. Dabei ist der Landstrich in Pommerellen – etwa 450 Kilometer von Berlin entfernt – für einen spannend-entspannten Urlaub in Polen einfach prädestiniert. Nicht umsonst wird die seenreiche Region im Norden des Nachbarlandes auch Kaschubische Schweiz genannt.

Wer Ruhe sucht und mit seinem Hund der Zivilisation entfliehen will, findet hier seine Zuflucht, eine magische Gegend, die von der Verschandelung durch Hotelbunker gänzlich verschont geblieben ist. Neben wunderschönen Wanderwegen in atemberaubender Natur und uneingeschränktem Badespaß gibt es hier einige Freilichtmuseen, die man auch mit Hund problemlos betreten darf.

Hundeliebe unter Umständen

Bevor man sich als Hundehalter ins Urlaubsgeschehen stürzt, bleibt die Suche nach einer geeigneten Unterkunft die größte Herausforderung. Schließlich grenzt die Phrase „Hunde erlaubt“ die Suchergebnisse auf gängigen Online-Portalen drastisch ein. Oft gilt die Hundeerlaubnis auch nur für einen einzigen Hund in der handlichen Fußhupengröße. Eine unüberbrückbare Hürde für meine zwei stattlichen Monster.

An den Einschränkungen bezüglich der Anzahl oder Größe der geduldeten Hunde sowie den Zusatzgebühren, die oft pro Tag verlangt werden, kann man gut die Hundefreakness vom Geschäftssinn unterscheiden. Die echten Hundeliebhaber unter den Haus- oder Wohnungseigentümern stellen keinen Bedingungen. Hunde sind einfach willkommen. Punkt.

Urlaub in Polen: Kaschubei mit Hund
Die neu fertig gestellten Häuser in „Malinówka“ © Kinga Rybinska

Eine Woche in Malinówka

Nach einer längeren Suche im Netz bin ich auf das Angebot von „Malinówka“ gestoßen, eine kleine Ferienanlage in Krzeszna [kscheschna], einem unscheinbaren Ort im Herzen der Kaschubei, malerisch zwischen zwei großen Seen eingeklemmt. Die Anlage mit dem Namen „Malinowe Wzgórze“ [malinowe wsgusche] – übersetzt Himbeerhügel – bietet eine Pension mit 13 Zimmern und einem Restaurant sowie sieben große Häuser, wunderschön auf einem Grundstück am Waldrand gelegen.

Vier Zweigeschosser, im Sommer 2017 fertiggestellt, stehen in einer Reihe nebeneinander und beeindrucken mit einem einmaligen Seeblick von der Terrasse im erstem Stock. Drei weitere, ebenerdige, etwa 60 qm große Häuser haben eine großzügige Alleinlage inklusive großer Rasenflächen.

Massivholzmöbel aus regionalen Manufakturen

Eins der drei kleineren Häuser wurde für eine Woche unser Zuhause. Zwei Schlafzimmer und ein großzügiges Wohnzimmer bieten genug Platz für sechs Personen, eine vollständig ausgestattete Küche stellt auch leidenschaftliche Köche zufrieden. Das Badezimmer punktet mit bodengleicher Dusche. Einzig der Lüfter, der an den Lichtschalter gekoppelt war, nervt mit seinem Brummen. Die Massivholzmöbel und andere Ausstattung der Häuser kommen aus regionalen Manufakturen – der Lokalpatriotismus ist mir auf Anhieb sympathisch. Die auf ihre Herkunft so stolzen Kaschuben auch.

Wer ein Mitbringsel sucht, findet in „Malinówka“ eigens kreierte Leckereien wie Erdbeer- oder Himbeer-Marmelade, einen Obstler oder Wurst im Glas. Mit Fleisch von kleinen, lokalen Bauernhöfen, versteht sich. Die täglichen Einkäufe kann man – sieben Tage die Woche – im eigenen Lebensmittelladen tätigen. Mit dem vor 27 Jahren geöffneten Geschäft hat der Betreiber angefangen. Der Geschäftssinn fehlt ihm nicht, keine Frage.

Hunde herzlich willkommen

Mitten im Oktober überraschte uns die Kaschubei mit strahlender Sonne und angenehmen 16 Grad. Die abendliche Kälte haben wir mit einem Kaminfeuer aus den Räumen gejagt – der Kaminofen war für mich auch einer der ausschlaggebenden Gründe für den Kurzurlaub in Malinówka. Zur Verfügung stand auch eine Fußbodenheizung, ein in meinen Augen unnötiger Luxus, nichts ist für mich nämlich angenehmer und behaglicher als das in Flammen knisternde Holz. Dieses gab es auch ohne Einschränkung kostenlos dazu. Ähnlich wie zwei Hundedecken, die uns bei der Begrüßung überreicht wurden.

Außerhalb der Saison hatten wir die ganze Anlage für uns alleine, was Shila und Fasa auch eifrig ausgenutzt haben: Jeden Tag schnupperten sie sich vom Rasen zum Rasen und erkundeten das riesige Areal. Vom Juni bis August und in der Skisaison wäre so viel Hundefreiheit aus Rücksicht auf andere Gäste sicherlich nicht möglich, doch mitten im Herbst gehörte die ganze Anlage uns. Einfach herrlich.

Über tausend Seen in Kaschubien

Eigentlich gilt das im Nordosten Polens gelegene Masuren als das „Land der Tausend Seen“, doch Kaschubien verdient den Namen ebenso: Über 1000 kleine und große Seen bezaubern die Besucher mit kristallklarem Wasser und seltenen Vogelarten. Wer gerne segelt, wird die Kaschubei nie wieder verlassen wollen. Zahlreiche kanalartige Verbindungen zwischen den einzelnen Gewässern bieten kilometerlange Wasserwege für Boote, Yachten und Kajaks.

Viel Platz zum Sonnen, Schwimmen und Angeln © Kinga Rybinska

Mit ihren intakten Fischbeständen bleiben die kaschubischen Seen auch ein Paradies für Angler, die hier zum festen Element der schilfreichen Ufer gehören. Ähnlich wie die Fischreiher, die geduldig und erhaben ihrer Beute harren. Meine Hunde haben auf jeden neuen Strand, an dem wir Halt gemacht haben, mit unverminderter Begeisterung reagiert und sich in wilden Wasserspielen vergessen. An einem der Seen in unmittelbarer Nähe zu der Ferienanlage hat „Malinówka“ auch einen privaten Steg, reserviert für eigene Gäste. Im Sommer ist das sicherlich von Vorteil, doch im Oktober waren die Strände herrlich leer – bis auf die unermüdlichen Angler.

Regionale Küche mit besten Pierogi

Wer sich sein Abendessen nicht selbst fangen will, wird auch ohne eine Angel satt: Zahlreiche Lokale, großzügig auch in kleinsten Ortschaften verstreut, locken mit traditionellen, meist deftigen regionalen Speisen. Auch die Ferienanlage in Krzeszna bietet ein Restaurant, in dem unter anderem „die besten Pierogi“ serviert werden. Das sagt nicht nur der Eigentümer Dariusz Sikorski, sondern auch eine unabhängige Jury: Auf einer Danziger Messe wurden die Teigtaschen mit Himbeeren von „Malinówka“ in der Tat mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Einen regionalen Wettbewerb hat das Restaurant als das beste im Bezirk gewonnen.

Ich durfte mich von seiner kulinarischen Leistung leider nicht überzeugen: Als ich dort essen wollte, war das Lokal gerade zu. „Im Juli und August sowie in der Skisaison von Weihnachten bis Ende Februar ist das Restaurant täglich geöffnet“ erklärt der Betreiber. „Außerhalb der Saison nur an den Wochenenden.“ Wer Pierogi noch nicht kennt, muss sie unbedingt probieren: Am leckersten sind die herzhaften, die mit Kraut und Pilzen oder mit Quark, Zwiebeln und Kartoffeln.

Danzig: Die goldene Stadt

Die Danziger Altstadt © Kinga Rybinska

Kulinarische – aber auch architektonische – Highlights findet man zu Genüge in Danzig, einer der schönsten polnischen Städte, ca. 50 Kilometer von Krzeszna entfernt. Die alte Hansestadt, malerisch an der Danziger Bucht der Ostsee gelegen, hat mir den Atem verschlagen. Die prunkvollen Fassaden der Altstadt, kunstvoll an der Oberfläche der Mottlau gespiegelt, machen das Flanieren entlang des Flussufers zum unvergesslichen Erlebnis. Dazu tragen auch die Juweliergeschäfte und -stände bei, die Schmuck und Gadgets aus Bernstein anbieten, einem wunderschön warmen Edelstein, dem Danzig seinen zweiten Namen verdankt: die goldene Stadt.

Von der Uferstraße gelangt man durch das Frauentor (Brama Mariacka) auf die enge Frauengasse, die mich mit ihren wunderschönen Bürgerhäusern regelrecht verzaubert hat. Die kunstvollen Beischläge – vor den Haustüren gelegene, erhöhte Terrassen mit verzierten Treppen – geben einen kleinen Einblick in die einstige Danziger Straßenbebauung. Schade, dass von solchen Straßen nur noch ein Bruchstück geblieben ist – im zweiten Weltkrieg war die einzigartige Stadt fast vollständig zerbombt.

Die geheime Sprache: Das Kaschubische

Die aufmerksamen Zuhörer unter den Touristen werden bei ihrem Urlaub in Polen auf eine Besonderheit stoßen: In Kaschubien spricht man eine eigene Sprache. Das Kaschubische – ähnliche wie das Sorbische – gehört zu den slawischen Sprachen und ist manch einem aus dem Grass’chen Roman „Die Blechtrommel“ bekannt. Der Protagonist Oskar beschreibt, wie seine Mutter und sein Onkel das Kaschubische als eine Geheimsprache verwenden, sie bedient sich sogar eines eigenen Alphabets, das am ehesten auf den zweisprachigen Ortsschildern ins Auge sticht.

Kultur mit Hund

Wer so richtig in die lokale Geschichte eintauchen will, soll unbedingt das Freilichtmuseum in Wdzydze [fzize] besuchen – ein 22 Hektar großes Areal am Gołuń-See, bebaut mit 52 Objekten der Regionalarchitektur aus der Zeit vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Die Bauern- und Gutsherrenhäuser, Ställe und Scheunen, Schmieden und Schulen, Kirchen und Handwerkstätte werden in ihren Ursprungsorten abgebaut und auf dem Gelände des Kaschubischen Ethnografischen Parks wieder aufgebaut.

Das Kopf-Über-Haus im Freilichtmuseum in Szybark © Kinga Rybinska

Auch das 40 Kilometer weiter gelegene Szymbark [schimbark] mit seinem eklektischen Freilichtmuseum ist sehenswert, wenn auch deutlich kommerzieller. Zu beiden Arealen haben Hunde freien Eintritt. Und wem das Lokalkolorit noch nicht zu viel geworden ist, kann sich für eine Zugfahrt entscheiden. Krzeszna hat eine eigene Bahnstation mit der Verbindung nach Danzig (auch zum Flughafen), Gdingen oder Zopott.

Mein Fazit zu Kaschubien:

Die Kaschubei bietet eine ausgewogene Mischung aus Natur, Kultur und Architektur und kann wunderbar mit Hund bereist werden. Die Ferienanlage „Malinówka“ ist ausgesprochen hundefreundlich und hat außer einer wunderschönen Lage am See auch eine Bahnverbindung und einen hohen Wohnstandard. Zwischen meinem Wohnort Berlin und der Kaschubei liegen 450 Kilometer – eine Entfernung, die man stressfrei überwinden kann (deutlich näher als Masuren).

PRO

• große, komfortable Häuser
• sehr gute Ausstattung inkl. Kaminofen Fußbodenheizung & Spülmaschine
• mehrfach ausgezeichnetes Restaurant
• Market vor Ort
• hundefreundlich (Hundedecke zur Verfügung, keine Extra-Gebühr für Hund)
• kostenloses Internet
• wunderschöne Lage (300 m zum See, am Waldrand, mit Wanderwegen)
• absolut ruhig, kein Straßenlärm
• direkte Bahnverbindung nach Danzig, Gdingen und Zopott (Ostseebad)
• Parkplatz am Haus

KONTRA

• sehr unebene Zufahrtstraße (ca. 50 m)
• Grundstücke zurzeit nicht umzäunt (wird in der nächsten Zukunft nachgeholt)

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