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Auf den Hund gekommen – Campen mit Hund

Auf den Hund gekommen - Campen mit Hund

SOURCE: © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild

Urlaub mit Hund ist nicht überall erlaubt. Auf dem Campingplatz am Springsee sind die Vierbeiner hingegen ausdrücklich willkommen und werden besonders umsorgt. Dieses tierische Angebot ist einzigartig in Brandenburg

Storkow – Labrador „Chico“ liegt entspannt vor dem Wohnwagen von Ursula und Heinz Kramer am Springsee nahe Storkow (Oder-Spree). Nach einem Sprung ins kühle Wasser hat sich der braune Hund auf dem Spielplatz ausgetobt, ist über Balken balanciert, durch Röhren gekrochen und über die Hindernisse gesprungen. „Einfach traumhaft, wir fühlen uns hier wirklich willkommen und werden auf jeden Fall wiederkommen“, schwärmt das Ehepaar Kramer.

Aus Plauen im Vogtland (Sachsen) waren sie mit „Chico“ auf Empfehlung zum Natur-Campingplatz am Springsee gereist, der sich seit zwei Jahren ganz auf die Bedürfnisse von Erholung suchenden Hundehaltern mit ihren Tieren spezialisiert hat. „Ich habe selbst zwei Hunde und weiß, wie schwer es oftmals ist, sie mit in den Urlaub zu nehmen“, sagt Campingplatz-Besitzerin Silke Seidel. Bereits sieben Jahre leitet die Tourismusfachwirtin das 21 Hektar große Areal, auf dem seit 1923 gecampt wird und das damit zu den ältesten Campingplätzen Deutschlands gehört. 250 Parzellen gibt es für Dauercamper und 50 Plätze für Gast-Urlauber.

Silke Seidel, Betreiberin des Naturcampingplatzes am Springsee nahe Limsdorf (Brandenburg), genießt mit dem Hund Ted das schöne Sommerwetter auf einem Steg am Springsee. SOURCE: © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild

Campingplatz mit Angeboten für Hundebesitzer

Seit sie spezielle Angebote für Hundebesitzer macht, kämen Erholungssuchende sogar aus der Schweiz, Dänemark oder Schweden, erzählt sie. „Ich habe meine Gäste im Vorfeld gezielt befragt: Was brauchen sie für den Urlaub mit Hund“, sagt die 39-Jährige. Als Willkommensgruß gibt es für die Vierbeiner ein Leckerli-Paket. In der Tiefkühltruhe der Rezeption ist ständig Frischfleisch im Angebot. Überall auf dem bewaldeten Gelände hängen Tütenspender für die Hinterlassenschaften der Hunde beim „Gassigehen“. Fünf Euro pro Nacht und Person sowie drei Euro für den Hund zahlen Urlauber am Springsee. Es gebe viele Plätze, auf denen Hunde zwar geduldet, aber nicht unbedingt gemocht würden. Auf anderen seien Tiere gänzlich verboten, sagt Seidel.

Mit einem Tretboot fahren Sandra (l) und Tochter Yara sowie der Boston Terrier Snoopy über den Springsee am Naturcampingplatz nahe Limsdorf (Brandenburg). SOURCE: © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild

Das kann Jörg Klofski vom Verband der Campingwirtschaft im Land Brandenburg bestätigen. „Es gibt in der Mark einige Plätze, die einen Streichelzoo haben, wo Gäste aber nicht unbedingt eigene Tiere mitbringen sollten. Am Frankfurter Helenesee oder am benachbarten Müllroser See sind Hunde beispielsweise gar nicht erlaubt“, erzählt der Betreiber des Campingplatzes am Schervenzsee im Schlaubetal (Oder-Spree). Dort habe er sich speziell auf die Bedürfnisse von Familien eingestellt. „Kinder stehen bei uns im Mittelpunkt, ihre Eltern oder Großeltern dürfen sie aber gern mitbringen“, erzählt er augenzwinkernd. Am Großen Wentowsee (Oberhavel) gibt es seinen Angaben nach einen Campingplatz für Ruhe suchende Erwachsene, möglichst ohne Kinder. „So spezialisiert sich jeder Betreiber auf bestimmte Zielgruppen.“

Camping in Brandenburg

Im Land Brandenburg gibt es nach Angaben des Verbandes der Campingwirtschaft 172 Campingplätze. 53 Betreiber von 60 Plätzen sowie 13 Fördermitglieder sind im Landesverband organisiert. Die Campingsaison beginnt jährlich im April und dauert bis zum Herbst. Laut Verband gibt es in Brandenburg nur fünf bis sechs Plätze, die das ganze Jahr über in Betrieb sind.

Viele Plätze konzentrieren sich nach Angaben von Jörg Klofski, Mitglied des Verbandsvorstands, auf bestimmte Zielgruppen: Neben den traditionellen Familiencamping-Einrichtungen mit Spielplätzen und Kinderprogramm gibt es spezielle Angebote für Wassersportler, Ruhe suchende Erwachsene oder Hundehalter.

Nach Angaben des Verbandes ist Camping die einzige Branche im Tourismus, die in Brandenburg seit 1990 kontinuierlich wächst. Damals wurden landesweit 350 000 Camper pro Jahr gezählt, im vergangenen Jahr waren es bereits mehr als eine Million. Trotz des eher kühlen Saisonstarts im April würden auch 2017 ähnliche Zahlen erwartet, sagte Klofski.

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5 000 Quadratmeter groß ist der Hundeauslaufplatz lockt Urlauber mit Hund

Silke Seidel sei mit ihrem hundefreundlichen Platz im Land Brandenburg einzigartig, sagt Klofski. 5 000 Quadratmeter groß ist der Hundeauslaufplatz mit Spielgeräten. Hunde haben eine eigene, eingezäunte Badestelle. Zudem gibt es mobile Weidezäune zum Ausleihen, mit denen Camper das Areal um ihr Zelt oder den Wohnwagen umfrieden können. „Das ist genial, so müssen die Hunde nicht ständig angeleint bleiben“, sagt Bernd Hermanowski, der mit Frau und zwei Hunden extra aus Schleswig-Holstein an den Springsee gekommen ist und sich gerade in einem hölzernen Miet-Ferienhäuschen einrichtet. Bisher hätte die Familie im Urlaub nur Tagesausflüge gemacht, weil das Verreisen mit Hunden mangels entsprechender Angebote ihrer Ansicht nach schwierig ist.

„Hier versuchen wir es erstmals auf längere Zeit“, sagt Hermanowski, der es liebt, täglich zehn Kilometer mit seinen Hunden unterwegs zu sein. „Hundeliebhaber sind sehr naturverbunden. Das passt zu uns“, meint die Campingplatzchefin. Mittlerweile komme jeder zweite Gast mit Hund, sagt Seidel. „Die anderen Camper wissen und tolerieren das. Beschwerden gab es noch nicht.“ Solange es auf dem Platz kein ständiges lautstarke Gekläffe gebe und die Hunde auf ihre Besitzer hören würden, sei das Zusammenleben auf Zeit kein Problem, sagt Cornelia Buttkau, die mit ihrem Ehemann, aber ohne Hund gerade aus Hohenstein-Ernstthal (Sachsen) angereist ist.

Urlaub mit Hundeschule – alles an einem Ort

Die Hundefachwirtin Stefanie Wilke (l) mit ihrem Hund Ted und Silke Seidel Betreiberin des Naturcampingplatzes am Springsee nahe Limsdorf (Brandenburg) probieren ein hängendes Zelt aus. SOURCE: © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild

Wer ganz aktiv mit Hund Urlaub machen will, der bucht eine „Schulstunde“, Nacht- oder Erlebniswanderung bei Hundetrainerin Stefanie Wilke. Sie betreibt eine Hundeschule in Fürstenwalde (Oder-Spree) und kommt regelmäßig an den Springsee. „Die Nachfrage ist groß, denn die Leute haben einfach Zeit, sind viel entspannter, um sich intensiv mit ihrem Tier zu beschäftigen. Und dass auch gern mit Anleitung“, erzählt sie.

Wilke bietet auch einen speziellen Wasserkurs an. „Meine tierischen Schützlinge lernen Gegenstände aus dem See zu holen oder auf dem Ruderboot ruhig und gelassen zu bleiben“, erklärt sie. Nicht nur Hunde würden ihre Besitzer in den Urlaub begleiten, hat Campingplatz-Betreiberin Seidel beobachtet. „Wir hatten hier auch schon Schildkröten, Katzen, Meerschweinchen und sogar Vögel.“

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