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Scheißthema: Hundekotbeutel im Test

Scheißthema: Hundekotbeutel im Test

SOURCE: © urban.dog

Beim Thema Hundekotbeutel sehen viele rot – und das sowohl Hundehalter als auch Hundelose. Die ersten, weil es zu wenige Tütenspender oder Mülleimer gibt. Die letzten, weil die Beutel viel zu selten zum Einsatz kommen oder aber prallgefüllt in der Natur liegen bleiben. Diesmal ist allerdings weniger das städtische Kot-Entsorgungsproblem oder das mangelnde Pflichtbewusstsein der Hundebesitzer mein Thema. Ich habe mich vielmehr mit den unterschiedlichen Kottüten an sich befasst und habe für euch einen Hundekotbeutel Test gemacht.

Hundeverdauung und deren handfeste Ergebnisse zählen eindeutig nicht zu meinen Lieblingsthemen. Viel lieber beschäftige ich mich mit dem vorderen Teil des Hundes und damit verbundenen Ansichten zum Futter oder zu Ergänzungsmitteln. Allerdings gehören Ernährung und Ausscheidung untrennbar zusammen, also schreibe ich auch mal über Scheißthemen.

Bei meinem Test der unterschiedlichen, im Handel oder im Spender erhältlichen Kotbeutel beschäftigten mich zwei Fragen: Wie reißfest und transportabel sind die Tütchen? Und wie schädlich für die Umwelt?

Exkrement-Experiment mit sechs Hundekotbeutel

Nachdem ich mich vor kurzem mit der schwerverdaulichen Theorie der Kunststoff-Tüten beschäftigt habe, ist es an der Zeit, auch über die praktischen Erfahrungen mit dem Verdauten in der Tüte zu berichten. Meinem Test habe ich unterschiedliche Folientypen unterzogen: die kompostierbaren Gassi-Säckchen, die Recycling-Tüten, die oxo-abbaubaren und die herkömmlichen Plastik-Beutel.

Ich wollte wissen, wie zuverlässig sie sind. Halten sie dicht? Wie viel Druck lassen sie zu? Haben sie unentdeckte Talente? Wie viel Schaden richten sie in der Umwelt an? Über vier Wochen lang habe ich bei meinem Exkrement-Experiment sechs Beuteltypen von deutschen und europäischen Unternehmen unter die Lupe genommen.

Im Test sind:

  1. Organic Dog Life: Vegan und zersetzbar
  2. The Sustainable People: Die Hundekotbeutel mit Begleitprogramm
  3. Pooplino: Hundekotbeutel mit Mehrwert
  4. Beco Bags: Die Oxo-Variante aus Großbritannien
  5. Comodul: Spezialist für Beutelspendersysteme

Organic Dog Life: Vegan und zersetzbar

Grasgrün und samtweich: Mit der Tüte von Organic Dog Life macht das Häufchenaufsammeln fast schon Spaß. Die einzelnen Tütchen – 120 in der Packung, 15 in der Rolle – lassen sich gut abtrennen, die Folie fühlt sich sehr glatt, zart und seiden an. Sie knistert auch kaum – der haptische Unterschied zu herkömmlichen Plastikbeuteln ist sehr deutlich. Mit der stolzen Hinterlassenschaft meiner 32 Kilogramm schweren Hündin hat das grüne Säckchen keine Probleme: Auch nach 15 Minuten* Transport hält alles dicht, wenn auch nicht ganz geruchsfrei.

„China ist in der Tat ein Kompromiss“

Auf dem beige-grünen Karton lese ich „For a better tomorrow“ und „Green Tech made in China“. Geht das zusammen? Wer mich kennt, weiß, dass ich aus dem Konfuzius-Land widerspruchslos eigentlich nur meine chinesische Freundin akzeptiere. Der Rest ist mir grundsätzlich suspekt. Das lasse ich die beiden Gründer von Organic Dog Life auch deutlich spüren, als wir uns treffen. Da die Firma in Berlin beheimatet ist, darf ich Norman und Tony persönlich mit meinen Fragen bohren. „China ist in der Tat ein Kompromiss“, erklärt Tony Ebel. „Wir haben sehr lange einen Produzenten in Deutschland gesucht und auch einen mit Heimkompostierbarkeit-Zertifikat gefunden. Das Produkt wäre aber so extrem teuer, dass es niemand kaufen würde“.

Die beiden Männer um die 40 lassen bereitwillig hinter die Kulissen ihres noch jungen Start-Ups blicken und gehen mit ihren Herausforderungen offen um. Keine Werbeslogans. Keine Worthülsen. Die Karten einfach auf den Tisch gelegt. Das macht sie sympathisch. „Wir wissen, dass unser ökologischer Fußabdruck nicht zu 100% richtig ist, wollen aber mit etwas anfangen. Vom Sitzen und Jammern wird die Welt auch nicht besser“, wirft Norman Drewitz ein.

„Die Industrie ist einfach noch nicht so weit. Bis alle Komponenten stimmen, nehmen wir das kleinere Übel hin und arbeiten weiter an einer Lösung. Dafür ist unser Produkt komplett vegan, die Verpackung besteht aus recycelten Materialien, die Druckfarben sind schwermetallfrei, lebensmittelecht und wasserbasiert.

Hundekotbeutel ist zu 100 % kompostierbar

Und das Wichtigste: Unsere Kottüte ist zu 100 % kompostierbar.“ Das bezeugt auch das Keimling-Symbol auf dem Karton. Das Zeichen, vergeben von dem Branchenverband European Bioplastics, dürfen nur Produkte tragen, die keine toxischen Substanzen beinhalten, vollständig biologisch abbaubar und kompostierbar sind.

Gemäß der Norm darf von so einer Tüte nach 12 Wochen nicht mehr als 10 % übrig bleiben, gemeint ist allerdings eine Industrie-Kompostieranlage, in der 60-70 °C herrschen. In der Natur dauert so ein Zersetzungsprozess deutlich länger. Weiter nachgehakt, erfahre ich, dass die grasgrüne, mit sympathischen Motiven bedruckte Folie zu 40% aus gentechnikfreier Maisstärke besteht.

Den Rest bilden ein Olivenöl-Derivat und synthetische Polymere aus Erdöl. Seine Moleküle sind allerdings so verändert, dass sie sich komplett zersetzen. Die Zertifikate DIN CERTCO nach EN 13423 und demnächst Aib Vincotte sowie eine angestrebte Zertifizierung über die Gartenkompostierbarkeit klingen für mich zwar nach Beamtendeutsch, zeugen aber eindeutig davon, dass die beiden Gründer es mit Organic Dog Life ernst meinen.

Mein Urteil:
Ein sympathisches, angenehm grünes Produkt mit überzeugenden Eigenschaften: reißfest, kompostierbar, optisch ansprechend, in umweltfreundlicher Verpackung. Schwachpunkte: Relativ hoher Endpreis und China als Herkunftsort. Ein sehr engagiertes Berliner Duo dahinter.

The Sustainable People: Die Hundekotbeutel mit Begleitprogramm

Die Beutel der norddeutschen Marke The Sustainable People sind ein fester Bestandteil des nachhaltigen Angebots von Verpackungsprodukten der Firma. Zum Testen habe ich biologisch abbaubare Säckchen in Schwarz und Rot und schwarze Tüten aus recyceltem Hart-Polyethylen (HDPE) bekommen. Alle Sorten verzichten auf eine Kartonverpackung und kommen stirnverblockt daher, mit einer Abreißperforation und einer Dreifachlochung mit 3 Aufhängelöchern.

Das Angebot richtet sich in erster Linie an Großkunden wie Kommunen, die die Kottüten in Spendern kostenlos anbieten. 1 Block umfasst 50 Beutel. Stempel oder Aufdrucke fehlen gänzlich: The Sustainable People setzt wohl auf Minimalismus. Das spart vor allem aber auch die Produktionskosten, reduziert den Energieaufwand und schont die Ressourcen. Dadurch bleibt der Preis äußerst attraktiv – und das toppt in meinen Augen jegliche optische Kauf-Anreize und Marketing-Versprechungen. Die meisten Kunden schauen schließlich hauptsächlich nach den Kosten.

Bio-Beutel bestehen zu 30 % aus gentechnikfreier Maisstärke

Die biologisch abbaubaren Beutel sind – ähnlich wie die von Organic Dog Life – matt und seidig in der Haptik und lassen sich kinderleicht an der Perforationslinie durchtrennen. Die schwarzen Bio-Tüten lassen sich leichter aufmachen als die roten: Bei den letzteren muss ich die Folie mehrmals zwischen den Fingern reiben, damit sie sich öffnen lässt. Trotz der hauchdünnen, 15 Mikrometer starken Wände halten sie auch prall gefüllt einen 15-minütigen* Marsch zum Mülleimer stand. Die Bio-Beutel bestehen zu 30 % aus gentechnikfreier Maisstärke, der Rest ist erdölbasiert.

Auch das andere Produkt – der Beutel aus recyceltem Hart-Polyethylen – kommt mit dem Darminhalt meiner Hündin ohne Ermüdungserscheinungen eine Viertelstunde zurecht. Länger musste ich eine Kottüte bisher auch nie tragen. Die HDPE-Folie lässt sich sehr leicht öffnen: Die Wände der schwarzen Tüte kleben nicht so fest aneinander wie bei der Bio-Variante. Das Recycling-Säckchen ist glänzender und knisternder als seine bioabaubare Schwester. Trotz der geringeren Stärke von lediglich 13 Mikrometern füllt sich der Beutel dicker und stabiler an. Durch das eingesetzte HDPE (Hart-Polyethylen) kann der CO2-Ausstoß im Vergleich zu Neugranulat um bis zu 70 % reduziert werden und der Boden wird weniger beansprucht. Die Erdöl-Förderung entfällt ja schließlich.

Der Mensch hinter „The Sustainable People“

Das Besondere an den beiden Tüten ist allerdings nicht das Produkt selbst, das auf dem Markt in der einen oder anderen Ausführung immer häufiger Fuß fasst, sondern die Menschen bzw. der Mensch dahinter: Arne Krämer. Der 30-Jährige ist Sales Manager der People Sustainable GmbH und Ideengeber von Poop Bag Map, einer 2013 gestarteten Initiative zur Vermeidung von Umweltverschmutzung durch liegen gelassene Kottüten. Auf der Webseite von Poop Bag Map findet der interessierte Besucher eine interaktive Karte mit der Anzahl der in der Natur gefundenen Kottüten sowie Daten und Fakten zu Hundebeuteln und praktikablen Lösungsmöglichkeiten.

„Deswegen stellen wir rote Hundekotbeutel her…“

Eine davon ist der Einsatz von gefärbten Tütchen. „Gefüllte Hundekotbeutel werden bevorzugt dort entsorgt, wo ausreichend Sichtschutz vorhanden ist oder anders formuliert: im Gebüsch versteckt“, erklärt Arne Krämer. „Deswegen stellen wir rote Hundekotbeutel her, die hauptsächlich von Städten eingesetzt werden. Entsorgt ein Halter so einen Beutel im Gebüsch, hat er ein höheres Risiko, darauf angesprochen zu werden. Der Beutel fällt nämlich deutlich mehr auf. Die Signalfarbe erhöht also die Hemmschwelle, aber auch die Sichtbarkeit, was das Aufsammeln erleichtert.“ Die schwarzen Beutel werden laut Anne Krämer häufiger von Privatkunden gekauft.

Kein Wunder: Schwarz ist nicht nur dezenter, falls man sich des Beutels unbemerkt entledigen will, sondern auch blickdicht. Wer trägt schon voller Stolz Exkremente durch die Gegend?

Mein Urteil:
Ein schlichtes, minimalistisch anmutendes Produkt mit Kommunen und Gemeinden als Hauptzielgruppe. Reißfest und stabil. Konsequentes Konzept und überzeugendes Sortiment von Bio- und Recycling-Tüten. Schwachpunkt: China als Herstellungsort.

Pooplino: Hundekotbeutel mit Mehrwert

Die orangefarbenen Hundekotbeutel von Pooplino sind in einer dekorativen Tube untergebracht und werden bei Bedarf durch eine Öffnung im Deckel herausgezogen. Die Folie erinnert in der Haptik an die herkömmliche Kunststoff-Einkaufstüte und ist einseitig mit einer Hundesilhouette, dem Lebenszyklus der Tüte in Bilderform und etwas Werbung bedruckt. Jede Tüte lässt sich relativ einfach an der Perforationen von der Rolle abtrennen und mühelos aufmachen.

„In den Anfängen planten wir einen biologisch abbaubaren Hundekotbeutel“

Auch größere Hinterlassenschaften meiner Hunde ertragen die semitransparenten Beutel 15 Minuten lang* unbeschadet. Sie bestehen aus recycelten PET-Flaschen und anderen Gegenständen, die – anstatt in der Mülldeponie zu landen – eine zweite Chance bekommen. Solche Hundesäckchen sind zwar nicht biologisch abbaubar, schonen aber die endlichen Vorräte an Erdöl und reduzieren die Emissionen. Die CO2-Ersparnis gegenüber dem Polethylen-Neugranulat reicht bis zu 70 %.

„In den Anfängen planten wir einen biologisch abbaubaren Hundekotbeutel“, erläutert Daniel Oswald, Gründer von pooplino. „Meine Recherchen haben aber sehr schnell ergeben, dass die Recycling-Tüte ökologisch eine bessere Alternative darstellt“. Durch unser Produkt werden weder Maisplantagen beansprucht noch kommt Lebensmittelverteuerung zustande. Wir verbrauchen auch kein Rohöl. Das ist ein Produkt aus Bestandteilen, die schon da sind und die andere weggeworfen haben“.

Leider kein umweltfreundlicher Karton-Spender

Das lästige Kotthema wollte Daniel lustiger, peppiger als die Konkurrenz aufziehen und kam auf die Idee mit dem bunten Tütenspender, der zugleich als Deko und Erinnerung fungiert: Im Flur deponiert wird er ein Teil der Wohnungseinrichtung und erinnert den Halter vor jeder Gassirunde daran, ein paar Tüten mitzunehmen. Die Designs der Tuben reichen von bunten Kaleidoskop-Mustern über einen mit Farbe verschmierten Welpen bis hin zu einem Urlaubsbild mit Hund und Halter.

Nur eins passt zu dem Recycling-Hintergrund der Kottüten nicht: Der runde Karton, der nicht aus Altpapier besteht und nicht mit Öko-Farbe bedruckt wurde. „Ich habe versucht, eine Recycling-Version des Kartons zu finden, die Preise sind aber bei der Größenordnung nicht bezahlbar. Wenn man gewisse Nachhaltigkeitsvorstellung hat, ist es sehr schwierig, akzeptable Preise zu bekommen“, erklärt Daniel. Dafür ist die Tube sehr stabil, langlebig und lässt sich leicht mit einer neuen Tütenrolle nachfüllen.

Mein Urteil:
Erfrischend neue Idee zum Thema Kottütenspender und nachvollziehbare Entscheidung für die Recycling-Folie. Schwachpunkte: relativ hoher Preis und kein umweltfreundlicher Karton-Spender.

Beco Bags: Die Oxo-Variante aus Großbritannien

Die grünen Beco Bags erinnern rein optisch an die von Organic Dog Life, sind allerdings leicht größer und rascheln etwas lauter. Von der Rolle lassen sie sich sogar noch einen Tick leichter abtrennen. Dem Darminhalt meiner Hunde halten sie locker stand: Nach 15 Minuten* Baumelnd in der Hand entsorge ich den Beutel ganz ohne undichte Stellen. Bei dem Satz „No more unpleasant accidents“, den ich auf der Tüte lese, frage ich mich unweigerlich, ob er sich auf eine alte Variante der Tüte oder auf die Konkurrenz-Produkte bezieht.

Herstellung von 100% kompostierbaren Beuteln ist sehr teuer

Die britische Marke Becopets, bekannt für ihr Hunde- und Katzenzubehör aus Naturkautschuk, Baumbus und Reisspelzen, hat das Konzept der Tüten nämlich vor kurzem massiv geändert. „In der Vergangenheit haben wir die Hundekotbeutel aus Maisstärke gemacht. Der Umwelt zuliebe und aus anderen praktischen Gründen haben wir uns dazu entschlossen, zu den oxo-biologisch abbaubaren Tüten zu wechseln“, erklärt der Pressesprecher Alec Lom. Diese Tütenvariante besteht aus Polythylen, ist aber zusätzlich mit dem Additiven D2W versehen, der den Zerfall beschleunigt. Nach den genauen Gründen der Entscheidung gefragt, antwortet Alec Lom: „Die Herstellung von 100% kompostierbaren Beuteln ist sehr teuer.

Kompostierbare Beutel haben auch negative Umweltauswirkungen

Eine Packung mit 60 Tüten müsste über £ 8 kosten. Die Oxo-Beutel kosten dagegen nur £ 3. Der hohe Preis hat die Kunden abgeschreckt.“ Ja, das Geld regiert bekanntlich die Welt. Aber was hat das mit der Umwelt zu tun? „Kompostierbare Beutel haben auch negative Umweltauswirkungen“, ergänzt der Pressesprecher. „Sie können nicht in der gelben Tonne entsorgt werden, weil sie den Plastik verunreinigen. Sie zersetzen sich aber auch nicht auf dem Gartenkompost und müssten in einer Industrie-Kompostanlage kompostiert werden.“

Das stimmt. Allerdings wurde das Argument auf der Webseite nicht genannt, als die Beco Bags noch aus Maistärke hergestellt wurden. Jetzt wollen die Briten wohl aber eine klare Sprache sprechen. „Da der Begriff ‚oxo-biologisch abbaubar‘ mit ‚biologisch-abbaubar‘ leicht zu verwechseln wäre, drucken wir den Claim gar nicht erst auf den Tüten“, erläutert Alec lom. „Dafür haben wir das D2W-Logo angebracht. So können sich die Kunden bei Bedarf selbst über die Additiven informieren.“

Produktion in China und die Umweltverträglichkeit

Wenn wir schon bei den umweltfreundlichen Aspekten wären, will ich auch noch wissen, warum Becopets in China produziert. „Der chinesische Standort wird oft missverstanden. In der öffentlichen Wahrnehmung ist alles, was auch China kommt, schlecht. Dabei stimmt das gar nicht. Von China aus beliefern wir über Seefracht 42 verschiedene Länder: Unter allen Transportmöglichkeiten erzeugt diese die geringste CO2-Emission. Wir sind außerdem in der Lage, unterschiedliche Produkte in einer Lieferkette zu kombinieren.

Durch den direkten Kontakt zu Rohstofflieferanten können wir alle Aspekte der Produktion hinsichtlich der Umweltbelastung überprüfen und verbessern. Die Produktion in China trägt tatsächlich zu einer besseren Lebenszyklusbewertung bei, als bei den in anderen Ländern hergestellten Produkten.“ Trotzdem zerstört die Produktion in Fernost die Öko-Bilanz, auch wenn die Tüten per Schiff nach Europa kommen. Laut einem UN-Bericht beträgt der jährliche CO2-Ausstoß der weltweiten Handelsschifffahrt 1,12 Milliarden Tonnen, doppelt so viel wie in der Flugzeugindustrie. Die Emissionen von Schiffen sind hinter Autoverkehr, Haushalt, Landwirtschaft und Industrie die fünftgrößte CO2-Quelle.

Oxo-biologische Kunststoffe sind Ökologisch sehr fragwürdig

Außerdem – und das weiß oder erwähnt der Pressesprecher von BecoPets nicht – ist die oxo-abbaubare Folie laut Informationen des Europäischen Parlaments ökologisch sehr fragwürdig. „Herkömmlichen Kunststoffen werden hier „oxo-biologisch abbaubare“ Zusatzstoffe, in der Regel Metallsalze, zugesetzt. Aufgrund der Oxidation dieser Zusatzstoffe zerfallen die Kunststoffe in kleine Partikel, die in der Umwelt verbleiben. Durch den Zerfall in kleine Partikel wird sichtbarer Abfall, beispielsweise in Form von Kunststofftüten, zu unsichtbarem Abfall in Form sekundärer Kunststoff-Mikropartikel.

Dadurch wird das Abfallproblem nicht gelöst – die Umweltverschmutzung durch diese Kunststoffe wird sogar noch verstärkt. Aus diesem Grund sollten derartige Kunststoffe nicht für Kunststoffverpackungen verwendet werden.“ So das Europäische Parlament.

Diese Meinung vertritt auch das Umweltbundesamt mit Sitz in Dessau-Roßlau. „Wir stehen dem oxo-biologisch abbaubaren Kunststoff sehr kritisch gegenüber“, betont Gerhard Kotschik. „Die Bezeichnung ist irreführend und der Nutzen für die Umwelt gar keiner. Die Tüte wird zwar recht schnell unsichtbar, gelangt aber als Mikroplastik in den Boden“. Der Oxo-Beutel kann sogar noch größeren Schaden anrichten. „Gelangen die oxo-abbaubaren-Tüten in die gelbe Tonne, können sie tendenziell auch den Recycling-Prozess stören“, ergänzt Gerhard Kotschik.

Mein Urteil:
Die Tüte überzeugt mit Optik, aber nicht mit inneren Werten. Die Entscheidung von biologisch-abbaubaren auf oxo-biologisch abbaubare Kottüten umzusteigen war eine Verschlimmbesserung: Der Preis ist zwar kundenfreundlicher, der Schaden für die Umwelt – solange die Beutel in der Natur entsorgt werden – aber höher.

Comodul: Spezialist für Beutelspendersysteme

Das Angebot von Comodul, einem niedersächsischen Unternehmen, umfasst sowohl kompostierbare, nach EN 13432 zertifizierte Bio-Folie als auch herkömmliche Tüten, vor allem aber Stadtmöbel. Dazu zählen nicht etwa Bänke oder Teppichstangen, sondern Abfallbehälter, Wandascher, Kotbeutelspender und Hundetoilletten.

Um die Palette der getesteten Produkte zu komplettieren, habe ich die Bio-Variante zwar wohlwollend registriert, mich aber auf die gewöhnlichen Kunststoff-Beutel konzentriert. Diese werden – ähnlich wie bei The Sustainable People – zu 50 Stück geblockt geliefert und sind dank einer Perforation sehr leicht abzureißen. Die Tüte selbst ist schwarz, undurchsichtig und mit einer weißen Hundesilhouette sowie Gebrauchsanleitung als Piktogramm bedruckt.

Anders als die restlichen Test-Produkte verfügt die Comodul-Tüte über eine Trageschlaufe. Diese habe ich allerdings weniger zum Transportieren und viel mehr zum Binden genutzt: Das eine Ende der Tüte durch die Öffnung durchgefädelt, ließ sich der Beutel noch schneller binden. Angenehm praktisch. Mit 15 Mikrometern Materialstärke – aber vor allem wohl dank der typischen Plastik-Zusammensetzung – kam die Tüte auch mit voller Ladung eine Viertelstunde* problemlos zurecht.

„Leider werden die Bio-Beutel kaum nachgefragt, weil sie zu teuer sind“

Der Unternehmensseite von Comodul entnehme ich unter anderem, dass ihre „Produkte das klare Ziel verfolgen, die Natur zu schützen“. Das mag auf die in Deutschland angefertigten Edelstahl-Behälter zutreffen, die Tüten aus Hart-Polyethylen gehören eindeutig nicht dazu.

Auf die Frage, warum Comodul neben der kompostierbaren Folienvariante überhaupt noch Hart-Polyethylen anbietet, sagt der Geschäftsführer Jörg-Uwe Stark: „Leider werden die Bio-Beutel kaum nachgefragt, weil sie zu teuer sind“. Ja, das liebe Geld. Der Umweltschutz hört für viele Kunden eben schon dann auf, wenn es um Moneten geht.

Mein Urteil:
Die Tüte punktet mit der praktischen Schlaufe, unschlagbar niedrigem Preis und ist angenehm undurchsichtig. In meinen Augen ist der Gebrauch von Kunststoff aber nicht zu verantworten, zumal es recycelte oder biologisch abbaubare Alternativen gibt.

Mein Fazit über Kottüten

Eine perfekte, also ökologisch einwandfreie Kottüte gibt es noch nicht: Entweder werden für die Produktion wertvolle Erdöl-Reserven verschwendet oder Lebensmittel angebaut. Mal stimmt die Öko-Bilanz wegen langer Transportwege nicht, mal ist die Verpackung nicht umweltfreundlich. Es entstehen kompostierbare Gassi-Säckchen, die aber nicht im Bio-Müll entsorgt werden dürfen. Auf der anderen Seite bleiben oft Beutel in der Natur liegen, die gefährliche Mikroplastik-Partikel ins Grundwasser und in den Boden befördern.

Die Vielfalt der unterschiedlichen Tüten ist zu groß und die Auskunft über die Herstellung und Entsorgung viel zu spärlich. In meinen Augen sollten die herkömmlichen Kunststoff-Beutel ein für allemal verboten werden, damit die Gemeinden nicht dazu verleitet werden, die Billigvariante unters Volk zu bringen. Auf der andere Seite müsste jede deutsche Gemeinde dazu verpflichtet werden, ökologische Tütchen kostenlos zu verteilen: Die Hundesteuer ist schließlich auch keine freiwillige Leistung. Auf die Einzelverpackung und Bedruckung der Tütchen könnte getrost verzichtet werden – das würde den Müll reduzieren und Energie sparen.

Drohne statt Tüte?

Selbst bei unwiderstehlich süß dreinschauenden Piktogramm-Hündchen bleibt eine Kottüte eben nur ein Transportmittel für Exkremente. Ich kenne keinen Hundehalter, der die Bedruckung der Beutel entzückt studiert oder die Bedienungsanleitung für die Beseitigung der Häufchen braucht.

Eindeutig positiv ist es, dass sich zahlreiche Unternehmen mit dem Thema befassen und in naher Zukunft möglicherweise die optimale Alternative entwickeln. Vielleicht kommt es aber ganz anders: Wer weiß, ob es in 10 Jahren nicht die Drohnen sein werden, die den Hundekot aufspüren und zu Sammelstellen transportieren, wo er in wertvolle Energie oder Dünger verwandelt wird.

*Längere Strecken wurden nicht getestet.

Infografik Hundekotbeutel-Vergleich. Darf unter der Angabe und Verlinkung der Quelle verwendet werden. SOURCE: © urban.dog
Infografik Hundekotbeutel-Vergleich. Darf unter der Angabe und Verlinkung der Quelle verwendet werden. SOURCE: © urban.dog
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