Leder ist beliebt. Es steht für Wertigkeit, Langlebigkeit, Handarbeit. Ein Naturprodukt, zu dem auch Hundehalter gerne greifen. Lederhalsbänder und Hundeleinen aus Leder gehören zu den meist gesuchten Hundeaccessoires.

Leider auch zu den heikelsten, wenn man ihre Herkunft, die Haltungsbedingungen der Hautlieferanten und die umweltschädliche Herstellung betrachtet. Dass es auch anders geht, beweist Nicole Kraft mit ihrem Label ecodog®. Eins ihrer Produkte, eine verstellbare Hundeleine, durfte ich ausgiebig testen. Was mich endgültig überzeugte, war der Besuch in Nicoles Atelier.

Herzlichen Glückwunsch an Susanne E. Viel Spaß mit der neuen Hundeleine von ecodog®.

Ein Blick hinter die Kulissen der Lederindustrie müsste das Blut in den Adern zum Stocken bringen, und das nicht nur bei eingefleischten Veganern – was für ein witziges Wortspiel –, sondern bei jedem, der ein Mittelmaß an Sensibilität besitzt. Die meisten Lederprodukte weltweit stammen aus Indien oder China. Gerade in der Volksrepublik werden neben Rindern, Ziegen und Schafen auch Hunde und Katzen ihrer Häute wegen getötet. Die Verbraucher hierzulande können sich nie hundertprozentig sicher sein, von welchem Tier die Haut ihrer ach so beliebten Lederwaren tatsächlich stammt.

Die Lederproduktion fördert auch die Massentierhaltung, denn Leder ist schon lange kein Abfallprodukt der Fleischindustrie mehr.

Laut Peta dienen 40 Prozent der weltweiten Schlachtungen nicht dem Verzehr, sondern einzig der Lederherstellung, die einen Umsatz von 80 Milliarden US-Dollar pro Jahr erzielt. Ein lukratives Geschäft, das in der Regel auf grausamen Haltungsbedingungen und meist qualvollem Tod der Tiere aufgebaut wurde.

Auch der Entstehungsprozess ist äußerst kritisch: Damit aus feuchten Tierhäuten haltbares Leder wird, werden bei der klassischen Herstellung tonnenweise giftige und krebserregende Chemikalien eingesetzt, die auch später noch in den Leinen, Halsbändern und Geschirren zu finden sind. Für 250 Kilogramm Leder verwenden die Hersteller doppelt so viele Chemikalien, darunter hoch toxisches Chrom zum Gerben, aber auch Biozide oder flüchtige organische Lösemittel.

Von Tierärztin zur Sattlerin

Hält man sich die Tatsachen vor Augen, statt sie zu verdrängen, müsste man auf Leder ganz verzichten und nach sinnvollen Alternativen suchen. Es gibt ja genug Leinen und Halsbänder aus Segeltuch, Feuerwehrschlauch oder Biothane. Dass es auch Lederprodukte gibt, die keine Schuldgefühle hervorrufen müssen, habe ich beim Besuch von ecodog® gelernt. Das junge Berliner Label setzt auf Tierwohl, Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Nicole Kraft stellt ihre Halsbänder und Leinen in aufwändiger Handarbeit aus einem ganz besonderen Leder her.

Hundeleine von ecodog® im Test: Leder mit sauberem Gewissen
SOURCE: © ecodog

Es stammt von Wasserbüffeln, die in einem Demeter-zertifizierten Landwirtschaftsbetrieb in Brandenburg leben. „Wasserbüffel sind Landschaftspfleger bei der Renaturierung der Moore“, erklärt Nicole. „Die Herden leben im Freien, auf sumpfigen Weiden. Die Tiere werden nicht enthornt, Kälber wachsen im Familienverbund auf.“ Mit etwa drei Jahren werden die Tiere geschlachtet und zwar direkt auf der Weide, mit einem Kugelschuss. „Wurde ein Büffel zur Strecke gebracht, grasen die anderen einfach weiter, als wäre nichts passiert“, erzählt die 43-Jährige.

Und sie muss wissen, wovon sie spricht. Noch vor kurzem trug sie einen Arztkittel und arbeitete als Amtstierärztin in Brandenburg. „Ein Teil meines Jobs war die Kontrolle der Bauern- und Schlachthöfe, sagt die gebürtige Berlinerin. „Man muss sich immer persönlich ein Bild vor Ort machen. Das habe ich getan und weiß, dass es ‚meinen‘ Wasserbüffeln gut geht.“

Ecodog macht Leder salonfähig

Das Besondere an ecodog®-Produkten ist aber nicht nur das Wasserbüffel-Leder, das als Nebenprodukt der Schlachtung – ein recht exklusiver Abfall – übrig bleibt. Es ist die gesamte Wertschöpfungskette, die Nicole Kraft für die Herstellung ihrer Leinen und Halsbänder installiert hat. Für das Gerben des Leders verwendet die Gründerin den Extrakt aus getrockneten Olivenblättern. „Pflanzliche Gerbung ist nicht nachhaltig, wenn dafür Bäume abgeholzt, ja ganze Plantagen gerodet werden. Es ist nicht umweltgerecht, Pflanzen zu opfern, die als Lebensmittel hätten genutzt werden können“, so Nicole.

Hundeleine von ecodog® im Test: Leder mit sauberem Gewissen
Hundeleine von ecodog® im Test: Leder mit sauberem Gewissen. SOURCE: © KINGA RYBINSKA

Olivenblätter fallen dagegen bei der Olivenernte von den Bäumen ab und werden in der Regel verbrannt. Es ist ein Abfallprodukt, das sich hervorragend als Gerbstoff eignet. Den dunklen, satten Braunton verdanken die ecodog®-Produkte allerdings nicht den Olivenblättern, sondern einem Farbstoff, mit dem das Leder in der ökologischen Gerberei wet-green® in Reutlingen behandelt wird. Individuelle Akzente bekommen die Leinen und Halsbänder durch verschiedene Garnfarben sowie unterschiedliche Längen und Breiten des Lederriemens.

Sattlerin aus Berufung

Jeder Schritt der Herstellung erfolgt manuell: Das Leder auf die richtige Länge zuschneiden, ein Loch für die Schließe stanzen, eine Kerbe für die Naht ziehen, in der sie später versenkt wird, die Löcher für die Nadelstiche vorstanzen, damit die Naht später einheitlich aussieht. Bevor Nicole das Leder in den Holzschraubstock einspannt und – rittlings, auf einem Nähross sitzend – zu nähen beginnt, hat sie schon eine ganze Reihe seltsamer Werkzeuge in die Hand genommen und damit Bewegungen ausgeführt, die mir als einem Laien seltsam, aber faszinierend erscheinen.

Hundeleine von ecodog® im Test: Leder mit sauberem Gewissen
SOURCE: © ecodog

Die Sattlernaht wird beidhändig mit zwei Enden eines Fadens aus entgegengesetzter Richtung erzeugt. „Es gibt keine Maschine der Welt, die die Handnaht imitieren kann“, sagt Nicole. Ist die Naht fertig, werden noch die Kanten mit einem Leim bearbeitet, den die Sattlerin aus Knochenmehl und heißem Wasser zusammenmischt, mit einem kleinen Schwamm auf die Kanten des Halsbandes aufträgt und mit einem Tuch Stelle für Stelle einreibt.

Die Leinen behandelt Nicole zusätzlich mit einem Kantenzieher, damit sie nicht so scharf bleiben, sondern abgeschrägt und schön geschmeidig werden. Das Sattler-Handwerk hat sie sich in einigen Sattlerkursen angeeignet, den Rest über die Versuch-und-Irrtum-Methode beigebracht. Den Schritt, den Tierarzt-Job an den Nagel zu hängen, bedauert sie nicht. „Man gibt zwar seinen Status und Sicherheit auf. Ich wollte aber unbedingt etwas mit den Händen machen, einfach etwas Ehrliches“, erklärt Nicole.

Dir gefällt ecodog®? Dann schnüffel doch einfach mal im Online-Shop von ecodog®. Vielleicht findest du was passendes.

Lederleine unter der Lupe

Ihr Konzept geht auf – sowohl die Online-Aufmachung ihres E-Shops als auch die Produkte selbst machen auf mich einen authentischen, ehrlichen Eindruck. Die Leine, die ich zum Testen bekomme, hat schlichte, cremefarbene Nähte, eine schön genarbte, in der Haptik seidig weiche Oberfläche – die sogenannte ‚Fleischseite‘ – und angenehme, flauschige Rückseite, im Fachjargon ‚Narbenseite‘ bezeichnet. Das Naturmaterial fühlt sich warm und kernig an. An beiden Enden der Leine sind rostfreie, gleich große Messing-Karabiner angebracht, die das Anleinen meiner beiden Hündinnen erlauben. Dürfen sie frei laufen, lässt sich die Leine bequem zu einer Schlaufe verkürzen und um die Schulter tragen.

Hundeleine von ecodog® im Test: Leder mit sauberem Gewissen
Hundeleine von ecodog® im Test: Leder mit sauberem Gewissen. SOURCE: © KINGA RYBINSKA

Nach sechsmonatigem, fast täglichem Einsatz gewinnt die ecodog®-Leine an Geschmeidigkeit und ich die Überzeugung, dass mir auch Lederprodukte Spaß machen können. Wer hochwertige Handarbeit schätzt, Umweltschutz ernst nimmt und auf nachhaltigen Konsum setzt, ist bei ecodog® gut aufgehoben. Die Leinen und Halsbänder fühlen sich an, als wären sie für die Ewigkeit gemacht.

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