Die Frage nach dem richtigen Hundeschlafplatz kann dem modernen Halter schon mal den Schlaf rauben. Die Regale in Zoohandlungen biegen sich vor Hundebetten unterschiedlicher Farben und Formen und auch der Webspace, der Internet-Shops quält über: Decken, Donuts, Kissen, Matten, Sofas, wo das Auge reicht oder der Klick führt.
Für unseren Test haben wir uns eine kleine, schwäbische Marke ausgesucht, die mit dem „schläfrigen Hund“ firmiert: Sleepy Dog.
Die meisten Hundehalter haben sich die Frage schon gestellt: Ist ein ovales Hundebett besser als ein eckiges? Soll es lieber fest sein oder weich und kuschelig? Braucht der Hund einen Rand für den Kopf oder ist eine flache Matte gesünder für den Rücken? Fest steht: Der Hund hat die erstaunliche Fähigkeit, auch auf einem kalten, harten und ungeraden Boden entspannt zu schlafen.
Doch die Fragen sind durchaus berechtigt – allerdings spielt nicht nur die bevorzugte Schlafposition des Hundes oder die optimale Unterlage für seinen Bewegungsapparat eine Rolle. Auch der Aspekt der Schadstoffbelastung der verwendeten Materialien und der Umweltverschmutzung bei der Herstellung der Hundebetten sind für einen umwelt- und gesundheitsbewussten Hundehalter von Bedeutung.
Ein wichtiges Entscheidungskriterium bleibt nicht zuletzt auch die Optik – nicht jeder steht schließlich auf Tatzen in Babyrosa oder pastellblaue Knochen auf dem Bettbezug. Mit all den Fragen haben sich Nele und Jonas Dageförde, die Gründer von Sleepy Dog beschäftigt, als sie 2005 den ersten Hundedonut kreierten.
Hundebett für Anspruchsvolle
Die Idee entstand aus eigenem Bedarf heraus. „Auf der Suche nach einem guten Hundebett bin ich einfach nicht fündig geworden. In den großen Zoo-Handlungen gab es nur Plastik mit schrecklichem Design. Beim guten Essen mit Freunden tauchte plötzlich die Idee auf, uns selbst an Hundeschlafplätze zu wagen“, erinnert sich Nele Dagenförde. „Wir wollten ein Hundekissen produzieren, das robust, pflegeleicht und schön ist. Eins, das nicht anfängt zu muffeln, aber auch nett aussieht. Ich finde es angenehm, wenn das Hundebett zu einem schönen Zuhause passt.“ So entstand der erste Hunde-Donut.
Zwölf Jahre später ähneln die Kissen von Sleepy Dog optisch immer noch sehr ihrem Prototyp, die Modelle haben sich aber in Größe und Farbe, vor allem aber in Sachen Material geändert. „Die Betten haben sich quasi gemeinsam mit uns geändert, weil wir uns persönlich weiter entwickelt haben“, erläutert die gebürtige Kielerin. „Unsere eigenen Ansprüche in Bezug auf Ökologie und Nachhaltigkeit sind heute ganz anders als noch vor zehn Jahren. Dem tragen auch unsere Matten und Kissen für Hunde Rechnung“.
Hundekissen mit luftigen Eigenschaften
Das Hundekissen, das meine Mischlingshündin Fasa und ich testen, ist 90 x 70 cm groß und heißt fast schon poetisch AIR STONE. „Stone“ bezieht sich auf die Grautöne, in denen das Kunstleder gehalten ist: Dunkelgrau unten und hellgrau oben und auf den Seiten. „AIR“ beschreibt wiederum die besonderen Eigenschaften des Produktes: Auf den Seiten des Kissens befinden sich vier kleine Entlüftungsschlitze, durch die die Luft gezogen wird und wieder entweichen kann, je nachdem ob sich der Hund gerade auf das Bett legt oder es verlässt. Dadurch richtet sich die Füllung aus Naturlatex immer wieder in die Ursprungsform auf und bleibt länger formstabil.
Am Anfang ist meine sensible Hündin der leicht wabbeligen Unterlage gegenüber skeptisch: Als Tierschutzhund mit Vergangenheit hat sie Angst vor unbekannten Geräuschen und Gegenständen. Doch nach fünf Tagen, an denen sie das Gefahrenpotenzial, das von dem Fremdkörper ausgehen könnte, als „nicht vorhanden“ einschätzt, gehört „AIR STONE“ zu ihrem Lieblings-Schlafbegleiter.
Sie schmeißt sich mit Schmackes darauf und scheint einen großen Spaß damit zu haben, sich in die richtige Schlafposition erst einmal lange zu wühlen.
Hundebett aus Kunstleder: Die richtige Alternative?
Der Bezug der Hundeschlafplätze von Sleepy Dog besteht aus Kunstleder, einem bei Hundemöbel sehr verbreiteten Material. Die Stärken von Kunstleder kenne ich natürlich: Es ist strapazierfähig und pflegeleicht zugleich, zwei Eigenschaften, die den meisten Hundehaltern wichtig sind. Und genau diese Merkmale stellt meine Hündin ordentlich auf die Probe: Sie hat harte und scharfe Krallen, mit denen sie sich gerne ihre eigene Schlafgrube freikratzt. Dazu eignet sich sowohl der robuste Bezug als auch die weiche, formbare Füllung aus Naturlatex sehr gut.
Was mich aber persönlich besonders freut, ist die schmutzunempflindliche Oberfläche: Da Fasa mit Fleischknochen und anderen Leckereien immer auf ihr Bett flüchtet, reicht es, wenn ich hinterher den Bezug mit einem feuchten Lappen abwische. Auf alte – und ästhetisch äußerst fragwürdige – Handtücher, mit denen ich bisher hochwertige Oberflächen der Hundebetten schützte, kann ich verzichten. Ebenso auf Ersatzbezüge. Das häufige Waschen der Bezüge in der Waschmaschine entfällt. Sehr umweltfreundlich, wie ich finde. Und hypoallergen obendrauf, weil die Oberfläche weder Staubmilben noch Pollen annimmt.
Was ist aber mit den Materialien selbst? Wie groß ist ihr ökologische Fußabdruck? Kunstleder und Naturlatex gehören in der Regel nicht auf meine Einkaufsliste.
Wie künstlich ist Kunstleder und wie natürlich Naturlatex?
Kunstleder ahmt echtes Leder nach und Fakes sind mir meist unsympathisch. Auf Leder verzichte ich allerdings weitgehend aus Tierschutzgründen, es kann sich also durchaus lohnen, auf der Suche nach Alternativen das Kunstleder genauer unter die Lupe zu nehmen. Bisher fiel mir der Unterschied zwischen einem Naturprodukt und seiner künstlich erschaffenen Alternative sehr schnell auf.
Die Betten von Sleepy Dog sind in der Haptik allerdings anders als das, was ich kannte. Die Oberfläche ist weich, biegsam und erinnert eher an Wild- als an Glattleder. Dabei handelt sich um eine PVC-Oberseite und Textil-Unterseite. „Im Vergleich zu anderen auf dem Markt erhältlichen Produkten ist das von uns verwendete Kunstleder auf der Rückseite mit einem Spezialtextilgewebe verstärkt, so dass es nur minimal dehnbar und dementsprechend robust ist“, erklärt Nele Dagenförde. Das soll für Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit sorgen, es gibt schließlich viel mehr leidenschaftliche Wühlmonster unter den Hunden als nur meine Fasa.
Nach den Details für das verwendete Kunstleder antwortet die 37-Jährige. „Kunstleder an sich wird in Europa gar nicht mehr hergestellt. Unser Kunstleder kommt aus Taiwan, wo es aber nach europäischen DIN Standards produziert und getestet wird“. Die Tests stellen sicher, dass sich die Chemikalien, die bei der Herstellung eingesetzt wurden, vollständig verflüchtigen. „Solche Sicherstellung wird nur bei sehr hochwertigem Kunstleder gewährleistet und garantiert, dass gesundheitsgefährdende Materialien unter den zulässigen Grenzwerten liegen“.
Auch das Naturlatex stammt aus Asien, wird aber aus der Milch der Kautschukbäume gewonnen und ist somit ein natürlich nachwachsender Rohstoff. „Unser Naturkautschuk kommt aus einem indischen Bio-Anbau und ist fair gehandelt. Der fertige Schaumstoff ist ein Upcycling-Produkt aus der Herstellung von Matratzen in Europa, viele davon auch in Deutschland.
Da verschiedene Chargen zusammengemischt werden, können wir nicht sagen, dass es 100% in Deutschland hergestellt wird, sondern eben in Europa“. Upcycling bedeutet Müllvermeidung und ist mir besonders sympathisch. Für die Hundebetten von Sleepy Dog werden Teile der Matratzen verwendet, die für den menschlichen Gebrauch entstehen. Die kleinen Ausschnitte aus der Stiftbohrung sind genauso hochwertig, wie der Rest des Schaumstoffs, würden aber auf der Müllhalde landen. Bei Sleepy Dog bekommen sie – zu Flocken geshreddert – eine zweite Chance und werden aufgewertet in den Kreislauf zurückgebracht.
Hundebett made in Germany
Alle Hundekissen und Matten von Sleepy Dog entstehen heutzutage in Deutschland. „Früher haben wir in China produzieren lassen, aber eine hochwertige und nachhaltige Herstellung ist auch dort sehr teuer. Außerdem haben wir unsere Schwerpunkte und Prioritäten geändert“, erzählt die BWL-erin. „Nach der Geburt meines ersten Kindes hat sich die Welt diametral geändert: Ernährung, Bekleidung, Auto. Das ganze Bewusstsein verändert sich“. Also hat sich das Paar von der chinesischen Produktionsstätte getrennt und eine Manufaktur in Deutschland gesucht. „Damit wir in Deutschland produzieren können, haben wir viel von der Marge abgeben müssen.
Das Merkmal „Made in Germany“ ist vielen Kunden leider auch nicht mehr wichtig. Sie googeln nach einem Produkt und greifen oft zu dem günstigsten. Das finde ich sehr schade, bin aber mit mir wenigstens im Reinen und biete Produkte an, von denen ich überzeugt bin.“ Die größte Herausforderung ist und bleibt die Balance zwischen Ökologie und Funktion. „Wir müssen immer mit der Abwägung kämpfen: Was ist ökologisch und was kauft der Kunde?Eine Zeitlang haben wir zum Beispiel mit Kartonagen am Bettrand herumexperimentiert. Der Kunde nahm es aber nicht an, obwohl es viel umweltfreundlicher wäre. Karton ist im Kopf als billig verankert.“
Zwischen Kunden und Träumen
Das Dilemma von Sleepy Dog ist mir schmerzhaft klar. Die Bemühungen von Nele und Jonas, ein Produkt zu kreieren, das nicht nur langlebig und pflegeleicht, sondern auch umweltfreundlich ist, rechne ich dem Gründerpaar hoch an. Ich bin von AIR STONE ziemlich begeistert, auch wenn seine Bestandteile aus Asien kommen. Das Gesamtkonzept stimmt für mich. In der Zeiten der Globalisierung und des ständigen Preiskampfes ist so umweltschonender Ansatz äußerst selten geworden und ich hoffe sehr, dass der Anteil von nachhaltig denkenden Hundehalter stets wachsen wird.
Zum vollständigen Glück fehlt mir bei AIR STONE nur noch eins: ein Griff, mit dem ich das Bett auch bequem transportieren kann. Das Hundekissen soll uns nämlich auch auf Reisen begleiten, durch die weiche und „mobile“ Füllung lässt sich der Hundeschlafplatz aber schwer tragen, weil es dauernd durch die Hände gleitet. Ein zusätzlicher Griff oder Gurt würde den „Fluchtversuchen“ ein Ende setzen.
Mein Fazit über Sleepy Dog
Die Hundebetten von Sleepy Dog gibt es in fünf Farbkombinationen (Dunkelbraun/Beige, Hellbraun/Beige, Hell-/Dunkelgrau, Schwarz und Rot/Grau) und in drei verschiedenen Ausführungen:
Mit Kunstleder, Polyester, Polyacryl oder Neopren verwendet die Firma aus schwäbischen Esslingen Kunststoffe, die in ihrem Ursprung auf die endliche Ressource Erdöl zurückgreifen. Nichts Lobenswertes in meinen Augen. Doch durch den biologischen Anbau der fair gehandelten Rohstoffe, die zertifiziert schadstofffreien Bestandteile und die konsequent deutsche Fertigung der Hundebetten gleicht Sleepy Dog die Schwächen der asiatischen Herkunft der Materialien wieder aus.
Die Betten und Kissen scheinen sehr langlebig zu sein: Nach dreimonatigen Tests mit meiner energischen Hündin wies das Hundebett AIR STONE keinerlei Gebrauchsspuren auf und die Kundenstimmen auf der Webseite bezeugen eine hohe Robustheit auch nach mehrjährigem Einsatz. Das trägt entscheidend zur Abfallvermeidung bei. Ähnlich wie die Upcycling-Füllung aus deutscher und europäischen Matratzenproduktion. Und wenn man etwas genauer hinter die Kulissen von Sleepy Dog schaut, lernt man ein Gründerpaar kennen, das ohne ein Fernseher und Auto auskommt, ausschließlich zu Second-Hand- oder GOTS-zertifizierter Kleidung greift und Lebensmittel aus Bio-Anbau kauft.
Sicherlich wäre mir ein deutsches Kunstleder und ein lokal gewonnener Rohstoff für die Füllung lieber. Doch eher beginnen Kautschukbäume in unseren Breitengraden zu wachsen als die Kunden der Umwelt zuliebe en masse teurere Produkte zu kaufen.