Fitnesskurse und Hotels, Mode und Friseure für Hunde gibt es längst. Jetzt geht in New York die erste Kunstausstellung – Dogumenta – für Hunde an den Start.
New York – Die Skulpturen auf Hundehöhe scheinen die Tiere tatsächlich zu interessieren – vor allem dann, wenn sie quietschen oder essbar sind. Nashville ist am Anfang so aufgeregt, dass er gleich eine der ersten Skulpturen umwirft. Der schwarze Labrador hat sich über die Installation der Künstlerin Dana Sherwood hergemacht, in der Trockenfutter
und Hundekuchen wie ein Süßwaren-Stillleben aus dem viktorianischen Zeitalter aufgetürmt sind. „Er hat sich durchgedrängelt“, sagt Frauchen Andrea Sharkey, als der vierjährige Vierbeiner seinen Appetit etwas gestillt hat. Jetzt wälzt er sich neben Eric Hibits gelbblauer Bubble-Skulptur.
Willkommen zur Dogumenta in New York, der ersten Kunstausstellung für Hunde.
Zehn mehr oder weniger künstlerische Arbeiten sind hier auf Kunstrasen-Quadraten ausgestellt. Die Galerie unter freiem Himmel erinnert ein bisschen an einen Hindernisparcours, nur dass statt Hürden und Wippen zwischendurch Häppchen und quietschende Spielzeuge warten. Es sind Skulpturen im Hunde-Maßstab, die sich ihren Beschreibungen nach durchaus mit künstlerischen Ideen befassen, aber eben auch an Hundehütten, Körbchen und Planschbecken erinnern.
Anders als in Kunstmuseen, wo Lichtschranken und Aufseher für einen sicheren Abstand sorgen, ist hier Action gewünscht.
Der australische Labradoodle Woodley steht mit erwartungsvollem Blick im dreieckigen Wasserbecken „Penumbra Oasis»“ und trinkt eben noch einen Schluck. Künstlerin Eleanna Anagnos gehe es bei dem interaktiven Werk darum, „Phänomene außerhalb unser definierbaren alltäglichen Erfahrung“ zu erforschen, „Dinge, die wir fühlen, aber nicht erklären können“, heißt es im Begleitpapier. Und Woodley scheint tatsächlich etwas zu fühlen, was er gerade einfach nicht erklären kann.
Mit Hunden kuscheln, spielen, verreisen oder eben auf eine Kunstausstellung gehen
Gut zu beschnuppern sind nicht nur die kleinen Spielwiesen, sondern auch die anderen Besucher. Die Hunde beschnuppern eine Menge Hintern, stellt Cathy Kaplan fest. Sie ist mit ihrem Beagle-Trio Henry Hudson, Cindy Sherman und Bert the Begu sowie Hundeführerin Jasmine Carrero auf der „Dogumenta“ unterwegs. Hunde sind für einige Menschen zu besten Freunden und Lebenspartnern geworden, mit denen man nicht nur kuscheln und spielen, sondern auch einkaufen, ausgehen, verreisen, oder eben auf Kunstausstellungen gehen kann.
„Sie fährt gern nach Miami“, sagt die aus Moskau stammende Esmee Aslan über Petra. Der winzige Mischling aus Spitz und Chihuahua trägt eines seiner rund 20 Outfits, ein schwarzes Hemdchen, auf dem in Gold „Rock Star“ gestickt steht. Petras Lieblings-Restaurant liegt in Soho. «“Wenn wir vorbeigehen, bleibt sie stehen und lässt mich nicht nach Hause gehen. Sie liebt deren Essen.“ Vor allem die Pasta sei ausgezeichnet. Keine Frage, dass das passende Outfit den vermenschlichten Haustieren nicht fehlen darf.
Hunde kommen in Gesellschaft und beschnuppern eine Menge Hintern
Anthony Rubio, der als Designer für Hunde arbeitet, hat die Jäckchen seiner Zwillings-Chihuahuas selbst entworfen. Kimba und Bogie heißen sie, „nach Humphrey Bogart. Er wird dem Ruf gerecht“, sagt Rubio. Und ein Hund, der bei der „Dogumenta“ etwas auf sich hält, hat natürlich auch ein eigenes Instagram-Konto. Ob Boxer, Beagle und Bulldogge in diesen Arbeiten mehr sehen als ein Spielzeug oder den schnellen Leckerbissen, sei dahingestellt.
Die Hunde kommen in Gesellschaft, lobt Carole Hughes, die ihren Spitz Satchmo mit einem Leckerli gerade auf Tibi Tibi Neuspiels wilde, wirre Collage aus Hunde-Spielzeugen und anderen Gegenständen locken will. „Ich wohne auf der Museums-Meile“, sagt Hughes, die ständig Kunstausstellungen besucht und am liebsten ins Guggenheim-Museum geht.
Und während sie erzählt, kommt ihr der Gedanke, den Kleinen in ihrer Handtasche doch einfach mal ins Museum zu schleusen. „Ich würde ihn mit ins Guggenheim nehmen. Ich glaube nicht, dass sie etwas sagen würden“, sagt Hughes. Bis Anfang September sind dort noch Gemälde des Expressionisten Jackson Pollock zu sehen.