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„Heart of a Dog“ – US-Künstlerin Laurie Anderson wird 70

"Heart of a Dog" - US-Künstlerin Laurie Anderson wird 70

SOURCE: © CD-Cover/WARNER

Mit Musik, Performances und Filmen fasziniert Laurie Anderson seit Jahrzehnten. Jetzt wird die vielfach preisgekrönte Künstlerin und Witwe von Lou Reed 70 Jahre alt – und ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere.

New York – Wenn es Katzen- und Hunde-Menschen gibt, dann ist Laurie Anderson ein Hunde-Mensch – das war auch ihr Ehemann, der Rock-Pionier Lou Reed. „Er wusste viel über Hunde, hatte sein ganzes Leben Hunde und liebte sie“, erzählte Anderson jüngst dem britischen „Guardian„. Den Terrier des Paares, Lolabelle, habe Reed sehr geliebt. „Unser Tierarzt sagte uns: „Wir müssen Lolabelle einschläfern, denn sie wird den Rest ihres Lebens in einem Sauerstoffzelt verbringen müssen.“ Lou sagte: „Wo können wir ein Sauerstoffzelt herbekommen?“ Und wir haben noch an dem Tag eines besorgt und sie lebte ein weiteres Jahr.“

Mit Lou Reed war Anderson seit 2008 verheiratet, 2013 starb der Musiker. Auch Andersons Mutter stirbt – ihre Gedanken und Gefühle verarbeitete die Künstlerin schon bald in einem kunstvollen und sehr privaten Bilderrausch, dem gefeierten Film „Heart of a Dog“ (2015). In diesem Jahr erhält Anderson, die am kommenden Montag (5. Juni) 70 Jahre alt wird, unter anderem den israelischen Wolf-Preis.

Laurie Anderson – Ihr Werdegang

Geboren wurde die zierliche Frau, die sich gern mit abstehenden kurzen Haaren zeigt, 1947 in einem Vorort von Chicago im US-Bundesstaat Illinois. Sie hat drei Schwestern und vier Brüder, mit der Mutter verband sie ein schwieriges Verhältnis. Liebe? „Sie war niemand, der wirklich wusste, wie das geht. Sie hat mir andere Sachen beigebracht. Sie hat mir beigebracht, wie man Bücher und Musik liebt.“

2003 im „museum kunst palast“ in Düsseldorf vor ihrer Klangarbeit „THE PARROT“. Sie lauscht dem sprechenden Gipspapagei auf der Sitzstange. Im Hintergrund ist eine der von ihr extra für die Ausstellung in Düsseldorf angefertigten Wandmalereien zu sehen. SOURCE: © Bastian Parschau/dpa

Anderson studiert Kunstgeschichte in Kalifornien und zieht dann in den 70er Jahren nach New York, wo sie Künstler wie den Komponisten Philip Glass kennenlernt und selbst künstlerisch zu experimentieren beginnt. „Niemand von uns dachte, dass wir jemals mit Kunst unseren Lebensunterhalt verdienen würden.“ Aber Anderson schafft es – mit Musik, Filmen, Performances und Ausstellungen.

Anfang der 90er Jahre lernt Anderson Lou Reed kennen, Sänger von Velvet Underground und berühmt für Songs wie „Walk on the Wild Side“. „Lou ist der wundervollste Mensch, den ich je getroffen habe und ich denke die ganze Zeit an ihn und er inspiriert mich“, sagt Anderson. „Ich vermisse ihn sehr, aber es gibt keinen Grund traurig zu sein. Ich sehe ihn immer, er ist immer hier, eine andauernde kraftvolle Präsenz. Ich wünschte nur, ich könnte hören, was er zu Trump zu sagen hat – da wäre sicher einiges los.“ Anderson sprach sich schon mehrfach gegen den umstrittenen US-Präsidenten Donald Trump aus.

ARCHIV – Multimedia-Star Laurie Anderson aus New York am 07.11.1988 beim Jazz Fest in Berlin. SOURCE: © DB/dpa

Laurie Anderson und ihre Identität

Reeds Archiv hat Anderson der New Yorker Stadtbibliothek vermacht. „Welch besseren Ort könnte es dafür geben als das Herz der Stadt, die er am meisten liebte?“ Als Witwe sehe sie sich gar nicht, sagt Anderson. „Ich weiß, dass ich das bin, aber es ist nicht meine Identität. Ehemann und Ehefrau waren auch nicht meine Identität, auch wenn wir es waren – eher Partner.“

Aus Reeds Tod habe sie trotz aller Traurigkeit auch Kraft gezogen, sagt Anderson. „Es ist überwältigend. Es füllte mich mit Glück. Darauf war ich nicht vorbereitet – ich sollte doch am Boden zerstört sein. Aber es war wie ein ekstatisches Erlebnis und ist es noch. Es hat meine Welt geöffnet und ich beginne, Dinge auf eine ganz andere Art und Weise zu verstehen.“

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