Vor mir sitzt mein Jack Russel Mix und schaut mich freudig erwartend an. Ich ahne schon was er will. Doch weil ich mich nicht sofort auf seinen Wunsch nach einem Leckerli einlassen möchte, erzähle ich ihm, was ich noch alles zu tun habe.

„Oh mann ich muss noch den Abwasch machen und die Wäsche aufhängen bevor unser Besuch kommt.“ erzähle ich ihm unter anderem. Der Schaut mich an und neigt während ich mit ihm spreche, seinen Kopf mal auf die linke Seite und mal auf die rechte Seite. Ein dicker Tropfen Speichel fällt von seiner Zunge auf den Fliesenboden. „Bevor du dein Leckerli bekommst, machst du Platz!“ befehle ich ihm. Sein Kopf neigte sich mal links, mal rechts, doch als ich das Wort Leckerli ausspreche, juchzt er vor Freude und folgt erst nach erneuter Ermahnung auf „Platz“. Dabei wedelt der Schwanz und ich denke stolz:

Wow dieser Hund versteht wirklich alles was ich sage!

Der Hund neigt seinen Kopf, was bedeutet das?

Verstehen Hunde tatsächlich alles oder zumindest fast alles, was man zu ihnen sagt? Warum neigen sie ihren Kopf, mal auf die eine oder andere Seite, wenn man zu Ihnen spricht? Beim Menschen würde man das als aktives Zuhören bezeichnen. Der Hund vermittelt Frauchen oder Herrchen, „…ich verstehe dich!“. Oder „…genau so sehe ich das auch!“.

Ganz so ist es wohl nicht. Es gibt zum Thema Kopf neigen bei Hunden viele unterschiedliche Theorien. Die Forscher Victoria Ratcliffe und David Reby von der University of Sussex in Falmer fanden heraus, dass Hunde Informationen aus Wörtern heraushören. Die Bedeutung und die Betonung von Wörtern werden in den unterschiedlichen Gehirnhälften verarbeitet. Hunde neigen demnach den Kopf entgegen der Hirnhälfte, in der die Information verarbeitet wird. Dadurch kommt es zum neigen des Kopfes.

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Die Mimik um den Mund ist extrem wichtig

Dies tun nicht alle Hunde gleich, es gibt auch Hunde, evtl. Rassen, bei denen kaum eine Kopfneigung zu beobachten ist. Warum ist das so? Verarbeiten nicht alle Hunde, gesprochenes Wort gleich? Nach einer Untersuchung von Stanley Coren, in Psychology Today, ist die eingeschränkte Sicht des Hundes der Grund für das Neigen des Kopfes. Die Größe der Schnauze nämlich verhindert, dass der Hund die Mimik des Menschen komplett erkennen kann. Ein Hund mit großer Schnauze neigt seinen Kopf demnach häufiger als ein Hund mit einer kleinen oder flachen Schnauze.

Man muss sich nur mal die eigene Faust vor die Nase halten und man erkennt wie eingeschränkt das Sichtfeld eines Hundes mit großer Schnauze ist. Nach Coren besitzen Hunde eine ausgeprägte emotionale Intelligenz. Sie lesen sowohl die Körpersprache des Menschen als auch die Mimik. So neigen unsere Hunde also den Kopf, um unsere Mimik besser lesen zu können. Die Schnauze blockiert die Sicht des Hundes auf unsere untere Gesichtshälfte. Hunde können unseren Mund nur erkennen, wenn sie ihren Kopf neigen. Die Mimik rund um den Mund ist extrem wichtig. So bedeutet zum Beispiel Zähne zeigen, Dominanz und Agression.

Warum aber so manch ein Mops mit flacher Schnauze den Kopf trotzdem neigt, begründet Coren damit, dass Hunde eine positive Reaktion beim Menschen auslösen, wenn sie den Kopf neigen. Na ja die Wahrheit kennt der Mops sicher am besten. Fragen wir doch ihn. 🙂

Victoria F. Ratcliffe, David Reby: „Orienting Asymmetries in Dogs’ Responses to Different Communicatory Components of Human Speech“, Current Biology (2014). DOI

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