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Kommissaren auf vier Beinen reicht DNA als Schlüsselreiz

Kommissaren auf vier Beinen reicht DNA als Schlüsselreiz

© Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Sie wittern Krebserkrankungen, spüren Schimmel, Drogen und Bargeld auf. Hunde helfen bei der Suche nach Vermissten und können Ganoven die Anwesenheit am Tatort nachweisen. Laut einer Studie in Leipzig reicht den Vierbeinern sogar die menschliche DNA als Schlüsselreiz.

Leipzig – Hermine springt aufgeregt aus dem Kofferraum des Polizeiautos. Der sieben Jahre alte Bloodhound zieht aufgeregt an der Leine in dem Park nahe der Rechtsmedizinischen Fakultät Leipzig. Erst als Polizeihundeführer Ralf Blechschmidt der Hündin das Geschirr anlegt, weiß Hermine, dass nun der Arbeitstag beginnt. Sie schnuppert an einer Mullkompresse, wittert den Schweiß eines Menschen darin und zieht sofort los. Hat Hermine einmal einen bestimmten Geruch in der Nase, gibt es kein Halten mehr. Nicht mal eine Minute später hat sie die Testperson gestellt.

Was am Donnerstag in dem Leipziger Park eine leichte Übung ist, hat einen gewichtigen wissenschaftlichen Hintergrund. Zwei Jahre lang haben Forscher vom Institut für Rechtsmedizin an der Universität Leipzig und der Hochschule der Sächsischen Polizei an dem Mantrailerprojekt gearbeitet. Sie wollten nachweisen, dass die speziell ausgebildeten Hunde wissenschaftlich fundierte Ergebnisse liefern, die auch in Strafverfahren vor Gericht sattelfest sind.

Hundeführer Ralf Blechschmidt hält Bloodhound Hermine während einer Pressevorführung in Leipzig eine Geruchsprobe vor. © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

DNA als Schlüsselreiz geeignet

„Wir haben nachgewiesen, dass die Hunde mit einer sehr hohen Zuverlässigkeit die individuelle Geruchsspur zuordnen konnten“, erläutert Carsten Babian vom Institut für Rechtsmedizin. In 98 Prozent der Fälle sei die Geruchsspur erkannt worden. „Weltweit erstmals haben wir sogar nachgewiesen, das neben Speichel und Schweiß auch die isolierte DNA aus Blut als Schlüsselreiz für die Hunde geeignet ist.“ Was die Hunde bei der DNA-Probe genau riechen, konnten die Wissenschaftler nicht klären. „Dieses Phänomen haben wir nicht gelöst, wird aber noch weiter untersucht. Die DNA-Probe hat jedoch als Reiz ausgereicht“, betont Babian.

Beim Test wurden den Hunden drei kleine Schaumstoffrollen vorgelegt, auf einer war die DNA einer Testperson. Bei der anschließenden Suche folgte der Hund nahezu perfekt der Spur. „Das ist halt der Unterschied zu Rauschgift- oder Lawinenhunden. Diese Mantrailer suchen nach einer bestimmten Person“, erläutert Polizeidirektor Leif Woidtke von der Hochschule der Sächsischen Polizei. Über eine Entfernung von bis zu zehn Kilometern können sie den Geruch eines Menschen wahrnehmen.

Hermine wird als sogenannter Mantrailer-Hund bei polizeilichen Ermittlungen eingesetzt. © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Mantrailerhunde wie Bloodhounds haben bis zu 250 Millionen Riechzellen, etwa 20-mal mehr als der Mensch. „Bei Hunden ist das Gehirn zudem mehr auf das Riechen angelegt als beim Menschen“, betont Prof. Andreas Thum von der Universität Leipzig. Bis zu zehn Prozent des Hundegehirns diene dem Riechen, beim Menschen seien es etwa 0,1 Prozent. Durch die komplexere Verschaltung im Gehirn können die Vierbeiner daher millionenfach sensitiver riechen als Menschen.

Beweismittel – DNA als Schlüsselreiz

Für die Ermittler ist das Projekt ein riesiger Erfolg. „Die Hunde helfen, eine Straftat zu rekonstruieren und die Anwesenheit eines Tatverdächtigen am Tatort nachzuweisen. Und die Ergebnisse halten vor Gericht als Beweismittel stand“, ist Woidtke überzeugt. Er räumt jedoch ein, dass die Würdigung dieser Beweismittel natürlich immer noch im Ermessen der Richter liege.

„Die Ausbildung der Mantrailerhunde beginnt bereits im Welpenalter“, erzählt Hundeführer Blechschmidt. Mit etwa drei Jahren sind sie einsatzfähig. Seine Hermine hat schon Dutzende Einsätze hinter sich, sie war Ausbrechern aus Gefängnissen auf der Spur und nahm die Witterung von Vermissten auf. „Den Feierabend verbringt sie in ihrem Zwinger bei mir zu Hause. Sie braucht einfach die Ruhe“, erklärt Blechschmidt. Und wenn Hermine in ein paar Jahren für den Polizeieinsatz zu alt ist, bleibt sie bei ihrem Herrchen und genießt den Lebensabend.

Diabetes, Schimmel, Krebs, Bargeld – Was Hunde riechen können

Hunde haben 20-mal so viele Riechzellen wie der Mensch. Aufgrund der komplexeren Verschaltung im Gehirn können sie sogar millionenfach sensitiver riechen als wir. Als Blinden- oder Lawinenspürhunde sind sie schon lange im Dienst des Menschen. Bei welchen Einsätze die Nase des Hundes noch hilft:

PERSONENSUCHHUNDE: Die sogenannten Mantrailer werden jahrelang darauf trainiert, selbst kleine Geruchsspuren von Gesuchten noch nach vielen Tagen zu erschnuppern – und diesen zu folgen. Studien haben belegt, dass die feinen Nasen in geschlossenen Räumen noch Monate später nachweisen konnten, dass ein Verdächtiger am Tatort war.

SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNG: Rauhaardackel „Hoheit“ ist darauf trainiert, den asiatischen Laubholzbockkäfer zu finden. Dieser gilt als einer der gefährlichsten Schädlinge für Laubhölzer weltweit. „Hoheit“ ist im Dienst des Freistaats Bayern und hat dort drei Kollegen.

SCHIMMELSPÜRHUND: Schimmelspürhunde werden in Deutschland seit mehr als 15 Jahren eingesetzt. Sie können auch flüchtige Verbindungen, die der Mensch erst in hohen Konzentrationen wahrnimmt, schon in geringeren Mengen erschnüffeln.

DIABETIKER-WARNHUNDE: Die speziell ausgebildeten Hunde können Diabetiker vor einer lebensbedrohlichen Unterzuckerung bewahren. Der Vierbeiner hilft einem Patienten, Stoffwechselentgleisungen zu erkennen, indem er dies durch erlerntes Verhalten wie etwa Bellen rechtzeitig anzeigt.

KREBSHUNDE: Japanische Forscher haben bei Tests herausgefunden, dass ein speziell trainierter Labrador Darmkrebs in einem frühen Stadium erschnüffelt. Bei „Schnüffeltests“ fand der Hund mit einer Trefferquote von über 90 Prozent die belasteten Proben heraus. Die höchste Trefferquote hatte das Tier bei Proben von solchen Patienten, die sich im frühen Krebsstadium befanden.

BANKNOTENSPÜRHUNDE: Einige Bundesländer setzen Banknotenhunde bei Ermittlungen rund um Untreue, Unterschlagung, Diebstahl und Raub bis hin zu Erpressung und Geldfälschung ein. Die Tiere stöbern Geldnoten sogar in Wandtresoren auf, die hinter einer Holzvertäfelung versteckt sind. Die Hunde erkennen neben dem Euro auch alte D-Mark-Scheine, zahlreiche Fremdwährungen sowie Falschgeld.

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