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Mehr Toleranz für Besucher, Gastgeber und Haustiere

Mehr Toleranz für Besucher, Gastgeber und Haustiere

SOURCE: ©pixabay

 

Wer Freunde mit Haustieren besucht und selbst so gar nichts mit Vierbeinern anfangen kann, sollte das ansprechen. Denn Katzen am Tisch und Mäuse auf dem Sofa mag nicht jeder. Dann ist Toleranz auf allen Seiten gefragt.

München/Hamburg – Springende Hunde, Katzen, die um die Beine streichen oder wuselige Kleintiere – manche haben Angst vor Tieren oder fühlen sich unwohl in ihrer Gesellschaft. Aber was, wenn man bei Freunden zu Besuch ist, um deren Haustier man eigentlich lieber einen Bogen macht?

Das Wichtigste sei offene Kommunikation, meint Birgitt Thiesmann vom Tierschutzverein Vier Pfoten. „Wer Angst hat oder sich in der Nähe des Tieres unwohl fühlt, sollte den Gastgeber das vorher wissen lassen.“ Dann kann man direkt nach Tipps fragen, wie man sich dem Tier gegenüber am besten verhält. Vielleicht weiß er Tricks, etwa ob sich das Tier über ein Leckerli vom Gast freut.

Und der Gastgeber kann sich darauf einstellen, wenn er rechtzeitig erfährt, dass seinem Besuch Distanz zum Tier wichtig ist.

„Viele Hunde reagieren zum Beispiel stürmisch, wenn Besuch kommt, und bellen oder springen am Gast hoch“

„Viele Hunde reagieren zum Beispiel stürmisch, wenn Besuch kommt, und bellen oder springen am Gast hoch“, sagt Thiesmann. Wer weiß, dass sein Gast sich davor fürchtet, muss dafür sorgen, dass der Hund bei dessen Ankunft nicht an die Tür kommt.

Bevor man Freunde besucht, vor deren Tieren man Angst hat, könne man sich mental auf die Situation vorbereiten, rät Tierverhaltenstherapeutin Marion Granzow. „Wer die Situation in Gedanken durchgespielt hat, dem fällt es leichter, bei der Begegnung mit dem Tier locker zu bleiben.“ Entspannt auftreten sollte man auf jeden Fall, denn Tiere spüren, wenn jemand Angst hat. „Durch eine schnelle Atmung oder hektische Bewegungen werden die Tiere dann selbst unsicher und reagieren unter Umständen abwehrend“, erklärt Granzow.

Sucht das Tier während des Besuchs Kontakt, rät Granzow, es einfach zu ignorieren:

„Vor allem Hunde verlieren schnell das Interesse, wenn man ihnen die Aufmerksamkeit entzieht.“

„Vor allem Hunde verlieren schnell das Interesse, wenn man ihnen die Aufmerksamkeit entzieht.“ Springt ein Hund an einem hoch, sollte man sich wegdrehen – die meisten Hunde lassen dann allein von einem ab. Wichtig ist außerdem, vom Hund wegzuschauen.

Auch bei Katzen vermeidet man den direkten Blickkontakt besser, denn das könnte sie aggressiv machen. Anders als Hunde verlören Katzen aber nicht von selbst das Interesse, wenn man sie ignoriert, erklärt Granzow. „Katzen kommen von allein, streichen um die Beine oder setzten sich auf den Schoß.“ Auch bei Kleintieren wie Vögeln, Kaninchen oder Ratten ist es schwierig, sie von sich fernzuhalten. Dann ist es Aufgabe des Gastgebers, dafür zu sorgen, dass sich Besuch und Haustier nicht zu nahekommen.

Das Wohl des Gastes ist genauso wichtig wie das des Tieres

Sagt man dem Gastgeber, dass man sich in der Gesellschaft des Tieres unwohl fühlt, ist Taktgefühl wichtig, sagt Knigge-Trainerin Agnes Jarosch. „Für viele Menschen ist das Haustier ein Familienmitglied, und es kann verletzend sein, wenn jemand das Tier nicht mag.“ Die Kunst ist es deshalb, das Unwohlsein zu äußern, ohne dem Gastgeber zu nahe zu treten. „Wer einen sachlichen Grund wie eine Allergie hat, der hat es leicht, den Gastgeber zu bitten, das Tier aus dem Raum fernzuhalten.“ Wenn es keinen rationalen Grund dafür gibt, dass man das Tier nicht in seiner Nähe haben will, versucht man einfach, um Verständnis zu werben.

Wichtig ist aber, keine Bedingungen oder Forderungen zu stellen, rät Jarosch.

„Generell bestimmt der Gastgeber die Spielregeln in seinem Zuhause.“

„Generell bestimmt der Gastgeber die Spielregeln in seinem Zuhause.“ Das Wohl des Gastes sollte ihm aber genauso wichtig sein wie das des Tieres. Deshalb sei es ratsam, als Gast ehrlich zu sein. Wer sich ekelt, wenn die Katze beim Kochen über die Arbeitsplatte läuft, sollte seine Bedenken als „Ich-Botschaft“ senden und deutlich machen, dass er den Gastgeber nicht kritisiert. Denn Hygiene-Maßstäbe sind unterschiedlich.

Wer nicht möchte, dass ein Hund seine Schnauze auf den Schoß legt oder die Hand ableckt, erklärt, dass der Ekel keine Kritik am Tier, sondern eine persönliche Empfindung ist. Alternativ kann man einen anderen Ort für ein Treffen vorschlagen. Wer sagt „Hauptsache, wir sehen uns, der Ort ist doch nicht so wichtig“, gibt dem Gespräch einen positiven Charakter.

Toleranz auf beiden Seiten

In jedem Fall gilt: Der Schlüssel ist Toleranz auf beiden Seiten, meint Thiesmann. „Hat man als Besuch einfach weniger Interesse an Tieren als der Gastgeber, dann sollte man versuchen, dem Tier mit Offenheit zu begegnen.“ Handelt es sich aber um Ekel, Angst oder eine richtige Phobie, dann sei es Aufgabe des Gastgebers, auf die Empfindung des Gastes zu reagieren. „Wenn sich jemand in der Gesellschaft eines Tieres unwohl fühlt, bringt es nichts, den Kontakt zu erzwingen“, sagt die Expertin. Eine Lösung, mit der sich Gastgeber, Besuch und Tier wohlfühlen, kann man nur finden, wenn man von Anfang an miteinander spricht.

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