Ein Haustier: Irgendwann kommt dieser Wunsch wohl in fast jeder Familie auf. Wenn die Voraussetzungen stimmen, kann das für die Kinder viele positive Effekte haben. Denn Haustiere lehren nicht nur Verantwortung, sie sind zugleich Spielkamerad und Vertrauter.
Bremen – Niedlicher Hamster, flauschige Katze – dass bei Kindern irgendwann der Wunsch nach einem eigenen Haustier aufkommt, ist nicht weiter erstaunlich. Während Eltern zunächst vor allem an den Dreck, die Kosten und die Arbeit denken, kann ein Haustier den Kleinen sehr guttun. Es bringt Abwechslung in den Alltag und kann ein toller Spielkamerad für Kinder sein, erklärt Kathrin Fichtel vom Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft.
Trennen sich die Eltern, kann etwa ein Hund für die Kinder in der Scheidungsfamilie zum emotionalen Anker werden. Außerdem hilft der Kontakt zum Tier, Stress zu reduzieren und wirkt sich damit positiv auf das Wohlbefinden des Kindes aus. „Der Hund kann die Rolle eines engsten Vertrauten übernehmen“, erklärt Fichtel. Schließlich hört er geduldig zu und verrät garantiert keine Geheimnisse.
Am Tier können Kinder außerdem lernen, auf ein Gegenüber einzugehen.
„Tiere sind nicht nur zum Streicheln da, sondern haben eigene Rechte“, sagt die Autorin Cornelia Nitsch, die Sachbücher zum Thema Kindererziehung schreibt. Um die Bedürfnisse des Tieres zu erkennen, braucht es Sensibilität und Einfühlungsvermögen. So lernen Kinder, die Bedürfnisse eines anderen zu akzeptieren: Zum Beispiel, wenn die Katze einfach geht, sobald sie keine Lust mehr auf Streicheleinheiten hat. Und dann im Zweifelsfall die Krallen ausfährt.
Wenn Kinder sich ein Haustier wünschen, steht aber meist ein anderes Thema im Vordergrund: Wer kümmert sich darum? „Ein Kind allein kann kein Tier halten“, macht Fichtel klar. Die Verantwortung liegt am Ende immer bei den Eltern. Trotzdem lässt sich der Nachwuchs, je nach Alter, in die Pflege einbeziehen. „Man sollte Kinder da möglichst selbstverständlich heranführen“, sagt Nitsch. So kann ein Dreijähriger zwar nicht alleine füttern, das Futter holen kann er aber schon.
„Ich finde, das sollte eine Familienaufgabe sein“, meint Nitsch. Alle Familienmitglieder müssen mit dem Haustier einverstanden sein. Dann wird die Pflege zur echten Gemeinschaftsaufgabe und sorgt für Zusammenhalt. Das geht auch schon mit jüngeren Kindern. Mit zunehmenden Alter können diese immer mehr Aufgaben übernehmen und so nach und nach Verantwortungsbewusstsein entwickeln.
Problematisch ist, wenn eines der Familienmitglieder allergisch auf Tierhaare reagiert. „Dann sollte man sich kein Haustier anschaffen“, rät Werner Handrick, Kinderarzt und Spezialist für Infektiologie. Da in der Regel nur die Tierhaare Auslöser sind, kann die Familie eventuell auf Fische oder Reptilien ausweichen. Bei Reptilien und Amphibien besteht allerdings die Gefahr einer Salmonelleninfektion. Denn die Erreger gehören zur Normalflora der Kriechtiere und verbreiten sich über deren Kot.
Hier ist also besonders auf Hygiene und regelmäßiges Händewaschen zu achten. Das Gleiche gilt, wenn Kind und Tier sich nahekommen und die Hundeschnauze mal im Gesicht landet. Wer solche Hundeküsse nicht abwäscht, muss ebenfalls mit Infektionen rechnen. Damit sich über das Tier keine Parasiten verbreiten, muss es außerdem regelmäßig zur Entwurmung. „Dass Hunde oder Katzen Würmer auf Kinder übertragen, ist aber verhältnismäßig selten“, sagt Handrick.
Säuglinge und Krabbelkinder sind besonders anfällig für Infektionen und sollten daher immer unter Beobachtung sein, wenn Tiere in der Nähe sind. „Kinder von ein bis zwei Jahren sind nur Beobachter“, erklärt Fichtel. Mit Meerschwein oder Katze umgehen können sie nicht, dafür fehlt es an Feinmotorik und Verständnis für das Lebewesen. Die Anwesenheit von Hund, Meerschwein oder Vogel kann für sie aber sehr spannend sein.
Welches Tier am Ende das richtige ist, hängt nicht nur von Platz, Zeit und Geld ab, sondern auch vom Charakter des Kindes.
Ein Hund kann schüchternen Kindern zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen, Fische wirken auf viele beruhigend. Mit Ratten lässt sich wunderbar spielen und schmusen, ein Hamster braucht dagegen tagsüber seine Ruhe.
Die Lebenserwartung des Tieres spielt natürlich ebenfalls eine Rolle: Hamster werden nur wenige Jahre alt, das Kind wird den Tod des Vierbeiners also recht früh verkraften müssen. Schildkröten leben dagegen mehrere Jahrzehnte, hier ist langfristige Planung nötig. Das Wohlbefinden des Tieres sollte dabei immer im Vordergrund stehen, betont Fichtel: „Das Tier kann nur positive Effekte haben, wenn die Haltung artgerecht ist.“