Auch wenn dein zerbissener Kaschmirpullover, die zerrissene Vogue und die zerfetzten Sofakissen dafür sprechen: Zerstörungswut bei Hunden gibt es nicht. Stattdessen hat dein Hund etwas auf dem Herzen. Die Frage lautet: Was?

Ursachen

Ganz gleich, ob er ein pubertärer Halbstarker oder eine Lady in der Midlifecrisis ist – wenn dein Hund sich in deiner Abwesenheit an die Vernichtung deines Hausrats macht, ist das Problem selten nur eine altersbedingte Unausgeglichenheit. Doch auch blinde Zerstörungswut kommt als treibende Kraft nicht infrage. Neben Stress und Trennungsangst, die allerdings meist eine entgegengesetzte Symptomatik mit sich bringt, sind die häufigsten Ursachen zerstörerischen Hundeverhaltens Unterforderung und der Mangel an Akzeptanz deiner Führungsrolle.

Die Unterforderung deines Hundes kann hierbei körperlicher und geistiger Natur, oder aber eine Kombination aus beidem sein.

Zwar ist der Lern- und Kniffel-Wille jedes Hundes verschieden stark ausgeprägt, ist dein Hund aber bereits beim Finden versteckter Leckerlis und Einstudieren von dreifachen Saltos fit, reicht es ihm sicher nicht, wenn du zweimal am Tag mit ihm um den Block schleichst.

Ob es sich bei dem zerstörerischen Verhalten vielleicht doch eher um eine Grundsatzdiskussion in Sachen Rudelführung handelt, findest du am besten heraus, in dem du auch andere Situationen unter diesem Aspekt beobachtest.

Kommt dein Hund zum Beispiel sofort, wenn du ihn rufst, oder eigentlich erst dann, wenn er selbst dazu in Stimmung ist? Akzeptiert er, wenn du ihn ignorierst oder hin und wieder kurz den Raum verlässt? Überlässt er dir die Begrüßung, wenn ihr beide Besuch bekommt? Lässt er sich bedingungslos von dir lenken und nach deinem Wunsch platzieren? Sollten auch diese Alltagssituationen regelmäßig Austragungsort subtiler Machtkämpfe sein, ist der Fall klar: Dein Hund übernimmt schlicht und ergreifend die Kontrolle über euer Revier, sobald du die Wohnungstür hinter dir zugemacht hast.

Lösungen

Um das Problem zu lösen, ist die wichtigste Devise, nicht die Symptomatik, sondern die Ursachen zu bekämpfen. Anonyme Straf-Methoden, wie der Einsatz von Sprühimpulsgeräten oder Schepperdosen, die deinen Hund auf frischer Tat erschrecken, fügen dir vielleicht Nutzen, deinem Hund aber Schaden zu.

Nicht selten entwickeln Hunde infolge anonymer Strafen Angst davor, allein zuhause zu bleiben, weil dies unmittelbar mit Strafe verknüpft ist. So verliert dein Hund nicht nur an Sicherheit, sondern auch dein Zuhause als seinen wichtigsten geschützten Rückzugsort. Auch das Strafen nachdem du zurück nach Hause gekommen bist, macht keinen Sinn, da dein Hund sein Verhalten und die Strafe nicht mehr in einen Zusammenhang bringen kann.

Hast du die körperliche und geistige Unterforderung deines Hundes als Ursache seines Verhaltens ausgemacht, heißt das für dich: Zeit und Einfallsreichtum investieren.

Neben dem täglichen und ausgiebigen Auslauf, würde deinem Hund vielleicht ein Hobby wie Agility oder Degility, Flyball oder Dog Trekking guttun. Darüber hinaus gibt es Hundespielplätze, auf denen Kopf und Körper herausgefordert werden. Du kannst deinem Hund auch beibringen, dich zu begleiten, wenn du mit dem Fahrrad unterwegs bist. Spannend ist auch extra für Vierbeiner konzipiertes Intelligenz-Spielzeug, das du zum Teil ganz leicht selber nachbauen kannst.

Steckt ein Machtkamp hinter dem Zerstörungsverhalten, ist in erster Linie deine Souveränität gefragt. Beseitige das Chaos, das dein Hund angerichtet hat so kommentar- wie emotionslos und verstaue Dinge, die er zerbeißen, zerbeißen oder herunterwerfen könnte, für die nächste Zeit außerhalb seiner Reichweite.

Auch genügt es, wenn deinem Hund in deiner Abwesenheit nicht die ganze Wohnung, sondern lediglich ein Raum zur Verfügung steht. Zudem ist ein Kauknochen ein sinnvoller Begleiter fürs Alleinsein. Bestehe in Zukunft weiterhin auf deine Führungsrolle, mache nicht den Fehler deinen Hund für halbherzig ausgeführte Anweisungen zu belohnen und verlasse hin und wieder auch künstlich kurz die Wohnung, um ihn dann zu loben, wenn er dieses Mal nichts angestellt hat.

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