Zwei Frauchen aus Bayern und Brandenburg streiten erbittert um eine kleine Dackeldame – bis die Justiz ein Urteil fällt.

Ferch – Jutta Kühl hat das Datum von Bonnys Rückkehr noch genau im Kopf: „Am 28. August 2016!“, sagte sie, während sie die Dackeldame im Arm hält. Der heute sechs Jahre alte Rauhaarteckel mit dem illustren Namen Bonny von Beelitz war vor mehr als fünf Jahren im Alter von neun Monaten ihren Besitzern in Ferch bei Potsdam weggelaufen und wurde von einem Touristenpaar aus Bayern aufgelesen. Vier Jahre lebte sie als Lulu in München, bis ihre wahre Herkunft durch Zufall aufflog. Doch erst nach einem erbitterten Rechtsstreit kehrte sie vor einem Jahr zu ihrem Frauchen zurück.

Nun hat sich Bonny in ihrer neuen alten Heimat wieder eingelebt.

„Jetzt hat sie wieder ein top Figur!“, freut sich Jutta Kühl. Bonny sei ein bisschen dick geworden, befand ihr Frauchen damals – und setzte den Dackel auf Diät. Gleichzeitig startete Bonny eine Ausbildung zum Jagdhund, denn Kühls Ehemann Manfred ist passionierter Jäger. Doch Bonny habe lange gebraucht, um sich nach dem Stadtleben wieder an die Natur zu gewöhnen, klagt Kühl. „Sie lief lange nur stur schnurgerade auf den Waldwegen“, erzählt sie. „Erst nach einem halben Jahr hat sie begonnen, auch mal links und rechts in den Wald hinein zu spüren.“

Jutta Kühl am 28.08.2016 in Ferch (Brandenburg) mit ihrem Dackel Bonny im Garten. SOURCE: © Bernd Settnik/dpa

Das Training werde nun fortgeführt, auch wenn Bonny für eine offizielle Prüfung inzwischen mit sechs Jahren vielleicht schon zu alt sei. „Aber sie kann ja auch so unterstützen, wenn die Männer zur Jagd im Wald sind.“ Kommende Woche gehe Bonny allerdings erstmal in Urlaub. „Wir fahren an ihren Lieblingsort – an die Ostsee!“, sagt Kühl.

Lulus wahre Identität als Bonny von Beelitz war nach Jahren bekannt geworden, nachdem die Münchner einen zweiten Hund anschaffen wollten und beim Züchter neue Papiere beantragten. Kühl forderte den Dackel sofort zurück – doch die Münchner wollten sich von ihrer Lulu nicht mehr trennen.

Potsdamer Landgericht entschied zu Gunsten des Eigentümers

Der Rechtsstreit endete vor dem Potsdamer Landgericht, das im August 2016 entschied, dass aus dem bayerischen Teckel wieder ein preußischer Dackel werden müsse. Denn: Für Fundsachen gilt Paragraf 985 des Bürgerlichen Gesetzbuchs. ‚“Der Eigentümer kann von dem Besitzer die Herausgabe der Sache verlangen.“

So kam es vor einem Jahr zur Übergabe in München – die Kühls waren dafür eigens angereist. Für das Münchner Frauchen von Lulu war es ein schwerer Gang: „Es war wie ein Sorgerechtsstreit“, sagte sie damals. „Nur dass der Hund nichts sagen konnte.“

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