Die Löwen haben in ihrer Höhle nicht schlecht gestaunt, als sie bei den Dreharbeiten im April von veganem Hundefutter hörten. Wie den Business Angels aus der Vox-Gründershow geht es auch vielen anderen Menschen. Denn – ob Hundehalter oder nicht – die Vierbeiner werden nun allgemein als Fleischfresser assoziiert und nicht als Pflanzenkiller. Vegane Hundeernährung klingt, wenn schon nicht nach einer gefährlichen Marotte, dann mindestens nach einer kurzlebigen Modeerscheinung. Ist sie es denn?

Pflanzen statt Pansen: Mit veganer Diät gegen Allergien

Dass veganes Hundefutter durchaus ernst gemeint sein kann, haben die Zuschauer der zehnten Folge der „Höhle der Löwen“ am 6. November überzeugend präsentiert bekommen. VEGDOG – wie der Name unmissverständlich verrät – bietet Veganes für Hunde und zwar als Menüs in Dosen oder Briketts in Tüten.

Wer dem Münchner Unternehmen weltverbesserische Intentionen unterstellt, wird möglicherweise enttäuscht. VEGDOG entstand nicht aus der Idee heraus, Kühe, Schafe & Co. vor ihrem grausamen Schicksal als Opfertiere zu retten. Der Auslöser war vielmehr eine Futtermittel-unverträglichkeit, unter der der Hund der Gründerin Tessa Zaune-Figlar seit seiner Adoption litt.

Speisen statt Statik: Wie Architektin zu Hundefutterproduzentin wurde

Auf tierärztliche Verordnung sollte Nelson – ein großer Mischlingsrüde, der auf jegliches Futter mit Juckreiz und Erbrechen reagierte – komplett auf tierisches Eiweiß verzichten. Keine einfache Aufgabe bei einem Fleischliebhaber. Ein von Ernährungsspezialisten erstellter Diätplan für Nelson bot Tessa zwar eine gute Orientierung, war aber auch Grund ihrer ständigen Frustrationen.

Als voll berufstätige Architektin blieb ihr kaum Zeit fürs Kochen und die wenigen auf dem Markt erhältlichen veganen Futtersorten erfüllten ihre Erwartungen nicht. Für die damals 32-Jährige war der unglückliche Umstand Grund genug, um die Herstellung des Futters in die eigenen Hände zu nehmen. So ist aus einer Architektin die VEGDOG-Chefin geworden und aus Nelson ein Vollblut-Veganer.

VEGDOG, veganes Hundefutter: Marotte oder Mission?
V.l.: Lisa Walther, Tessa Zaune-Figlar und Valerie Henssen aus München @ MG RTL D / Bernd-Michael Maurer

Kartoffeln statt Knorpeln: Veganes Nass- und Trockenfutter

Von der Idee Anfang 2015 bis zum ersten Rezept ist ein Jahr ins Land gegangen. In Zusammenarbeit mit einer bekannten Münchner Fachtierärztin für Diätetik entstanden drei Nassfuttersorten: „Adult“ für ausgewachsene, „Sensibelchen“ für empfindliche und „Senior“ für ältere Hunde. Das „Veggie Crunch“ steht Trockenfutter-Enthusiasten zur Verfügung. Statt Fleisch, Fett und Knorpeln beherbergen VEGDOGs Dosen und Tüten Kartoffeln und Karotten, Soja und Spinat, Linsen und Lupinen, Algen und Amaranth. Alles aus kontrolliertem Anbau in Deutschland, Österreich oder Italien und gentechnikfrei.

Geschick statt Gewese: Starker Auftritt bei den Löwen

Mitverantwortlich für die pflanzlichen Rezepte ist Lisa Walther, eine auf Tierernährung spezialisierte Tierärztin, die ebenfalls vor den Kameras im Vox-Studio stand – zusammen mit Tessa der Ideengeberin Zaune-Figlar und Valerie Henssen, ebenfalls Tierärztin und zweiter Geschäftsführerin von VEGDOG.

Das weibliche Trio hat die finanzstarke Jury mit seinem Auftritt überzeugt, soweit sogar, dass Judith Williams beinahe versucht war, den offenbar appetitlich duftenden Inhalt der Dose selbst zu probieren. Allerdings reichte die Begeisterung nicht aus, um dem VEGDOG-Team einen Deal anzubieten.

Am Ende schlug nur eine Löwin zu. Eine, die das Herz ohnehin längst für Tiere verloren hat: Dagmar Wöhrl, Juristin und ehrenamtliche Präsidentin des Tierschutzvereins Nürnberg-Fürth und Umgebung e.V.

VEGDOG, veganes Hundefutter: Marotte oder Mission?
Ob ich das auch essen kann? Judith Williams bewertet das Produkt kritisch. @ MG RTL D / Bernd-Michael Maurer

Fleiß statt Flausen: Profi-Auftritt von den Kameras

Was im Fernsehen so kinderleicht aussah, kostete das VEGDOG-Team viel Arbeit und Nerven. „Wir haben uns knapp vier Monate auf den Pitch vorbereitet“, erzählt Valerie. „Die Dreharbeiten selbst fanden im April statt. Wie das Ergebnis aussah, durften wir auch erst mit der Ausstrahlung feststellen. Da war natürlich Geduld gefragt, wir sind mit dem Ergebnis aber sehr zufrieden“.

„Wir haben uns knapp vier Monate auf den Pitch vorbereitet“

Auf das Ergebnis – sowohl den Auftritt selbst, als auch auf den anschließenden Deal – kann das Trio durchaus stolz sein. Denn selbst, wenn man das eigene Produkt in- und auswendig kennt, ist es eine stressige Ausnahmesituation, vor potenziellen Investoren und vielen Kameras zu stehen. „Aber irgendwann ist es wie ein Rausch. Man vergisst alles herum und möchte das Gegenüber von der Idee überzeugen. Das ist in dem Moment das einzige was zählt“, erzählt Tessa.

Zwanzig statt zehn: Ein Fünftel von VEGDOG gehört jetzt Wöhrl

Eine bittere Pille mussten die VEGDOG-Damen am Ende doch noch schlucken. Für 150.000 Euro Finanzspritze hat Dagmar Wöhrl zwanzig Prozent Firmenanteile gefordert, zehn Prozent mehr als von den Gründerinnen angeboten. „Es war schon sehr schwierig, sich in so kurzer Zeit zu entscheiden und auf einmal über doppelt so viele Prozente zu verhandeln, aber ich hatte dennoch ein gutes Gefühl und habe daher ja gesagt“, lässt Tessa hinter die Entscheidung blicken.

„Nachdem wir die Familie Wöhrl näher kennengelernt haben und wir auch gemeinsam in die Verhandlung gegangen sind, war auch schnell klar, dass es die richtige Entscheidung war.“ Die Vertragsverhandlungen dauerten etwa drei Monate. Der Vertrag wurde im Sommer unterschrieben. „Die Tatsache, dass uns die Familie Wöhrl etwa Anschlussdarlehen für die Produktion und das Marketing gewähren und wir damit eine nächste Investorenrunde verhindern, sind uns die 20 Prozent wert“, so Tessa weiter.

Analysen statt Anschauungen: Tests beweisen Bedarfsdeckung

In der Hundeszene ernten Veganfütterer oft massive Kritik: Viele Tierärzte warnen vor Mangelerscheinungen und möglichen gesundheitlichen Folgen beim Hund. Fleischüberzeugte Hundehalter greifen vegane Hundeernährung als nicht artgerecht und zu radikal an. Tessa weißt sich zu wehren: „Im herkömmlichen Futter werden zum großen Teil pflanzliche Abfälle mit Tierfett oder Tiermehl verarbeitet, das ist doch fast vegan, nur mit Schrott. Darüber regen sich die meisten aber nicht auf.

Wir verwenden Bio-Zutaten aus der Region und hatten zahlreiche Tests durchgeführt, um die perfekten Rezepturen zu kreieren.“ Nach der Probekochung wurde unter anderem eine Analyse durchgeführt, um zu sehen, wir hoch der native Vitamingehalt dann noch ist. „Nachdem die Ergebnisse vorlagen, wurde das Futter dann bis zur Bedarfsdeckung mit Mineralzusätzen ergänzt“, erklärt Tessa.

Verstand statt Verzicht: Ausgewogen muss es sein

Der gesundheitliche Aspekt von veganem Hundefutter zieht sich bei VEGDOG wie ein roter Faden durch die Unternehmensphilosophie. „Wichtiger als die Frage nach ‚Fleisch‘ oder ’nicht Fleisch‘ ist es, darauf zu achten, dass das Futter ausgewogen und vor allem bedarfsdeckend ist“, erläutert Tessa. „Bei jeder Fütterung ist es wichtig, die Gesundheit des Hundes und die Verträglichkeit des Futters an erster Stelle zu setzen.“

Die meisten Kunden setzen auf veganes Futter aus gesundheitlichen Gründen, meist dann, wenn der Hund Allergien, kranke Nieren oder Leishmaniose hat, bei der purinarmes Futter wichtig ist. „Es ist sehr erstaunlich, wie viele Hunde tatsächlich futtermittelallergisch sind und wie schwach hier die Aufklärung ist, dass es auch am tierischen Protein liegen kann“, ergänzt Valerie. „Zahlreiche Hundebesitzer kommen auf uns zu, weil sie seit Jahren keine Lösung für ihren kranken, allergischen Hund gefunden haben und hoffen, dass vegan die Antwort ist.“

Rationalität statt Revolution: Fleischkonsum reduzieren

Vegane Kundschaft, die aus Überzeugung auch ihre Hunde rein pflanzlich ernährt ist bei VEGDOG „definitiv die kleinere Nische, welche aber stetig wächst“, so Valerie. „Man kann die Uhr danach richten, wann ein Bedürfnis des Menschen auch auf den Hund übergeht – daher bedienen wir aktuell einen starken Wandel.“

„Ein Hund hat in den 50.000 Jahren seiner Domestikation nie so viel Fleisch erhalten wie heutzutage“

Veganes Hundefutter eignet sich aber auch perfekt, um den Fleischkonsum zu reduzieren. „Ein Hund hat in den 50.000 Jahren seiner Domestikation nie so viel Fleisch erhalten wie heutzutage“, erklärt Tessa. „Wenn Hundehalter nur einmal pro Woche das fleischhaltige Hundefutter durch eine Dose VEGDOG ersetzen, haben sie am Ende des Jahres 20 kg weniger fleischhaltiges Hundefutter verfüttert“.

Praxistest statt Prognosen: Veganes Futter im Hundenapf

Doch unabhängig von menschlichen Beweggründen darf der Adressat nicht untergehen: Wie schmeckt das Futter der vierbeinigen Zielgruppe? Selbst, wenn meine beiden Hunde nicht zu den Mäkelliesen gehören und einen – womit auch immer – gefüllten Napf kaum links liegen lassen würden, kann ich den Grad der kulinarischen Ekstase anhand ihrer Schlinggeschwindigkeit gut einschätzen.

Das Dosenfutter „Adult“ vertilgen Shila und Fasa so blitzartig, als wäre das ein zartes Rehgulasch – geschmacklich macht die Dose also eine sehr gute Figur. Das Trockenfutter „Veggie Crunch“ hält wunderbar als Trainingsleckerli und Belohnungshappen her.

Tun statt trödeln: VEGDOG im Wachstum

Wenn das vegane Futter auch anderen Hunden so gut schmeckt wie meinen, hat VEGDOG gute Chancen, zum führenden Veggie-Produzenten der Branche zu werden. Schon jetzt schreibt das junge Unternehmen schwarze Zahlen. „Die Umsätze sind stark angestiegen und wir konnten unser Vertriebsnetz ausweiten“, sagt Valerie. Die Veggie-Produkte haben auch in die Online-Shops von Kaufland und Fressnapf geschafft.

Das VEGDOG-Team ist auf vier Festangestellte und sechs freie Mitarbeiter angewachsen und hat Großes vor. „Wir werden voraussichtlich den Verkauf unserer Produkte von 2016 bis Ende 2018 verfünffachen können, sagt Valerie. Und Tessa ergänzt: „Dank des Investments haben wir die Finanzierung von Vorproduktion und Marketing gesichert. Durch Kontakte von Dagmar Wöhrl konnten wir zudem interessante B2B-Kunden gewinnen. Außerdem bekommt unser Unternehmen durch das Feedback und die Erfahrung des Investors mehr Struktur. Unternehmensprozesse werden professionalisiert und auf die nächste Ebene gehoben.“

VEGDOG, veganes Hundefutter: Marotte oder Mission?
Investorin Judith Williams traut sich an den Hund @ MG RTL D / Bernd-Michael Maurer

Umdenken statt nur Umsatz: VEGDOG mit einer Mission

Auch die Produktpalette wird wachsen: Demnächst stehen auch vegane Leckerli in den Regalen. Aber unabhängig von dem Hundefutter hat VEGDOG eine langfristige Vision: „Wir wollen Hundehalter aufklären und mehr Verständnis für das Thema Fütterung schaffen. Darüber hinaus möchten wir zeigen, dass die Hundehaltung und -fütterung vereinbar ist mit dem Tier- und Umweltschutz. Das ist uns sehr wichtig. Wir möchten VEGDOG zu DER revolutionären Hundefuttermarke machen, die eine gesunde rein pflanzliche Alternative bietet.“

Fazit: Egal ob aus ethischen oder gesundheitlichen Gründen: Veganes Hundefutter ist ein Phänomen unserer Zeit. Früher hätte kaum jemand Fleisch im Hundenapf in Frage gestellt. Früher gab es bei Hunden auch kaum Allergien oder Futtermittelunverträglichkeiten. VEGDOG ist eine kompetente und professionelle Antwort auf den Zeitgeist der Hundebranche. Eins ist sicher: Das Trio ist auf einem guten Weg nach oben und weiß die Medienaufmerksamkeit seit der Ausstrahlung der „Höhle der Löwen“ gut zu nutzen.

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