Bei der Familie Wirth werden immer mal wieder Hühner im Haus aufgepäppelt. Das erschüttert die anderen tierischen Mitbewohner – unter ihnen ein Jagdhund und eine Katze – schon lange nicht mehr.
Schmitten – Die Golden-Retriever-Hündin Emma sieht aus, als würde sie denken: „Hühner sind Freunde“. Sie liegt entspannt auf dem Teppich in ihrem heimatlichen Wohnzimmer in Schmitten und schaut auf das Huhn Gisela, das es sich neben ihr gemütlich gemacht hat. „Sie ist im Haus, weil sie derzeit etwas unpässlich ist“, berichtet Anja Wirth über das Huhn.
Die 48-Jährige hält im Hochtaunuskreis gemeinsam mit Mann Rolf (61) und Tochter Emely (16) ihre 15 Hühner eigentlich in einem Stall im Garten. Wenn es einem der Tiere nicht gut geht, darf es jedoch ins Haus. So behandelt sie etwa Hühner, die sich erkältet haben, im Badezimmer mit ätherischen Ölen. Das bereits betagte Huhn Miss Potter nächtigte einen ganzen Winter lang in einem Korb neben dem Ehebett.
Wohngemeinschaft der Tiere – Die Mitglieder
So etwas erschüttert auch den anderen Hund der Familie namens O’Malley – von der Rasse her ein Jagdhund – schon lange nicht mehr. Zu den Tieren der Familie gehören außerdem noch die Katze Mariechen, mehrere Kaninchen sowie ein Bartagame. Alle leben einträchtig miteinander.
Die beiden Hunde und die Katze scheinen zu wissen, welche Tiere zur Familie gehören und tun ihnen nichts. Und das neun Monate alte Huhn Gisela wirkt auch nicht so, als ob es Angst hätte. Gerne faulenzt sie neben Emma oder läuft im Wohnzimmer herum, dort hängen an den Wänden von Anja Wirth selbstgemalte Bilder von Hühnern und Kühen. Ihren Schlafplatz hat Gisela im Obergeschoss des Hauses.
Familie Wirth hatte auch schon mal einen Hahn, der versehentlich bei ihnen im Haus schlüpfte und dort sein Leben verbrachte. Purzel hieß das mittlerweile gestorbene Tier, das sich ein bisschen wie ein Hund benahm und in die Hühnerherde nicht mehr zu integrieren war. Er besaß ein Kuscheltier in Form einer Henne, bettelte gemeinsam mit Emma und O’Malley um Leckerchen oder kuschelte mit den Hunden. Abends saß er gemeinsam mit seinem Herrchen Rolf Wirth auf der Couch, schaute Fernsehen und nippte am Bierschaum.
Alter wichtig für die Wohngemeinschaft der Tiere
„Offenbar spielt das Alter der Tiere für den Beziehungsaufbau eine große Rolle. Je jünger das Tier, umso wahrscheinlicher die Prägung auf eine andere Art“, sagt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Es gebe immer wieder Berichte über Freundschaften zwischen Tieren verschiedener Arten.
So habe sich etwa in Schleswig-Holstein ein junges Wildschwein einer Rinderherde angeschlossen. Oft entstünden diese „Freundschaften“ aus Mangel an Artgenossen. Zum Beispiel könnten Hunde lernen, andere Tiere wie eben auch Geflügel neben sich zu dulden. Manchmal würden aus solchen Duldungen Freundschaften.
Die Nachteile in der Wohngemeinschaft der Tiere
Für die Familie Wirth hat das Zusammenleben mit Hühnern im Haus allerdings auch seine Nachteile – die Tiere werden nicht stubenrein. Feuchttücher liegen immer griffbereit in der Nähe. Wann Gisela wieder raus zu ihren Artgenossen darf, steht noch nicht fest. „Ihr muss es erst wieder ganz gut gehen“, sagt ihr Frauchen. „Denn sie ist sonst die schwächste im Hühnerstall und wird immer fortgejagt.“