Der Urlaub ist genehmigt, der Flug gebucht: Doch wohin mit dem geliebten Vierbeiner? In der Hundepension am Frankfurter Flughafen können Reisende ein eingezäuntes Appartment für ihren Hund mieten, bevor sie selbst in den Flieger steigen.
Hunde bellen, stellen sich auf die Hinterbeine, schlagen mit den Pfoten gegen die Gitter ihres Zwingers: Neugierig und aufgekratzt drücken einige die Schnauze gegen die Drähte. In der Hundepension am Frankfurter Flughafen riecht es nach Regen und nassem Fell. Während nicht weit entfernt die Maschinen über das Rollfeld donnern, hält ein Hund selig seinen Mittagsschlaf. Dass die Hundepension zwar im Grünen liegt, aber keine Ruheoase ist, stört ihn nicht.
„Alice Cooper“ steigt aus seinem Zwinger
Ein paar Meter entfernt steigt Alice Cooper aus seinem Zwinger, umschmeichelt Kerstin Denks Beine und schmiegt sich an seine Besitzerin. Stumpfe Schnauze, dunkelbraunes, leicht angegrautes Fell und aufgestellte Ohren: Die elf Jahre alte französische Bulldogge, benannt nach dem berühmten Rockmusiker Alice Cooper, hat eine Woche lang auf 24 Quadratmetern gelebt, in einem umzäunten Ferienappartement für Vierbeiner mit Holzboden, kleiner Hundehütte und Terrasse. Nun darf sie wieder nach Hause.
Hundepension so groß wie ein halbes Fußballfeld
Ende der 90er wurde die Hundepension vom Flughafenbetreiber Fraport in Betrieb genommen. Die Hundepension soll das Ziel des Serviceprogramms „Great to have you here!“ unterstützen. Der Flughafen Frankfurt hat das Programm ins Leben gerufen, um den Abflug und das Umsteigen an Deutschlands größtem Flughafen mit vielen Verbesserungen noch komfortabler zu machen. Die Hundepension beherbergt etwa 600 Hunde pro Jahr. Mit 3500 Quadratmetern ist das Areal etwa so groß wie ein halbes Fußballfeld.
Seit etwa fünf Jahren bringen die Denks ihre Dogge in die Pension, wenn sie in den Urlaub fahren: „Hier wissen wir, dass er in guten Händen ist, und der Hund weiß, dass er wieder abgeholt wird“ sagt Kerstin Denk. Ihren in die Jahre gekommenen Liebling möchte sie nicht an einem unbekannten Ort abgeben. „In der Hundepension ist immer jemand da, notfalls wird auch ein Tierarzt verständigt“, sagt Denk. Damit sich Alice Cooper sogar am Flughafen zuhause fühlt, haben die Denks ihm sein gewohntes Futter mitgegeben.
Das machen viele so, sagt Peter Russ. Er ist Diensthundeführer bei Fraport und täglich in der Hundepension. Jeder Hund habe eben seine Bedürfnisse, und die versuche man zu berücksichtigen. „Wenn jemand möchte, dass wir dem Hund Joghurt unter das Essen rühren und ihn anschließend den Becher ausschlecken lassen, machen wir auch das“, sagt Russ und lacht.
Wir sind keine Hundeschule
„Wir sind keine Hundeschule„, stellt der Hundeführer aber auch klar. Man erziehe die Tiere hier nicht, sondern halte lediglich Rituale ein. Denn auch Hunde würden erst mal ihre Grenzen austesten und schauen, ob ihnen fremde Menschen erlaubten, was Herrchen oder Frauchen zu Hause verbieten. Dass in der Hundepension niemand mit ihrem Hund Gassi geht, findet Denk nicht schlimm. „Dann kann er nicht weglaufen“, sagt sie.
Damit die Hunde sich bewegen können, gibt es neben den insgesamt etwa 36 Hundeappartements der Pension auch 13 umzäunte Auslaufgehege auf der Wiese. Etwas karg, ohne viel Spielzeug – dafür mit einer kleinen Hundehütte bieten sie den haarigen Gästen einen Moment der Freiheit in ihrem Urlaubsdomizil.
Eine Stunde Auslauf sei laut Gesetz mindestens nötig, heißt es vom Deutschen Tierschutzbund. In der Hundepension dürfen die Hunde laut Russ schon mal vier Stunden draußen toben – auf einem eingezäunten Terrain. Hier dreht ein Berner Sennenhund gerade seine Runden. Seine Pfoten graben sich in den schlammigen Boden und hinterlassen Abdrücke. Theoretisch sei hier für jeden Hund genug Auslauf vorhanden, auch wenn ein Mops weniger Bewegung benötige als ein Windhund, sagt Russ.
Hundehalter sollten sich genau darüber informieren, ob in einer Pension genug Freilauf vorhanden ist. „Das reine Spazierenführen an der Leine ohne zusätzlichen Auslauf lehnen wir ab“, sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund.
Auch Jagdhund Ash ist Bewegung gewohnt. Der hellbraune Labrador macht einen gut dressierten Eindruck. Mit Elan springt er aus dem vollbepackten, dunkelgrünen Landrover, landet vor seinem Herrchen und setzt sich brav auf die Hinterpfoten. Halter Jeremy Ryan ist zur Zeit auf Europareise. Bevor der 37 Jahre alte Ire nach Polen und durch Osteuropa weiterfährt, will er noch mal eine Woche in seiner Heimat verbringen. Sein Labrador soll bis dahin in der Hundepension warten.
Hunde Tagespension für nur 12,50 €
Nur knapp drei Kilometer ist die Hundepension von Terminal 1 entfernt und – trotzdem sind es nicht nur Fluggäste, die ihre Hunde in der Pension abgeben. „Geschäftsreisende und Flughafenpersonal bringen ihre Hunde auch tageweise vorbei“, sagt Diensthundeführer Russ. Für sie gebe es eine Tagespension für einen günstigen Preis von nur 12,50 €.
Die Preise für die Einzel-Hundeappartements liegen zwischen 24 und 26 Euro zuzüglich einer Pauschale von 15,50 € für die Endreinigung. Voraussetzung sei, dass die Hunde gesund und geimpft seien. „Wenn Hunde sensibel wirken, empfehlen wir schon mal einen Schnuppertag“, sagt Russ, „damit sich das Tier an die Umgebung gewöhnen kann und Schnüffel weiß, dass er wieder abgeholt wird“.
Das halten auch Tierschützer für eine gute Idee: Grundsätzlich sei es zwar das Beste, seinen Hund mitzunehmen, sagt Schmitz. Falls eine lange Flugreise für einen Hund aber zu viel Stress bedeuten würde, könne man ihn auch bei Bekannten unterbringen oder eben in eine Pension geben.