Für viele Menschen gelten ihre Hunde als „bester Freund“. Für manche sind sie aber auch quasi der einzige. Zum Beispiel, wenn man mit seinem Vierbeiner auf der Straße lebt.

Wie viele Hundebesitzer macht sich Friedrich Roldi jeden Tag mit seinem Johny auf in den Park – aber nicht zum Gassigehen, sondern zum Schlafen. Der Obdachlose 50-Jährige, lebt in München auf der Straße. Wenn er tagsüber in der Innenstadt im Schneidersitz hockt, sammelt Roldi in seinem umgedrehten Käppi vor sich ein paar Münzen vorbeieilender Passanten. Sein weiß-brauner Mischlingshund liegt dann neben ihm auf einer kleinen Decke. Nachts im Park ist Johny mehr als nur der sprichwörtliche „beste Freund“, wie Roldi sagt: „Er beschützt mich, wenn ich schlafe.“

Meine Kinder vermissen Johny

Der Hund ist sein Begleiter

Vor drei Monaten kam der 50-Jährige aus der Slowakei nach München – nur mit ein paar wenigen Habseligkeiten und Johny. Er wollte als Maurer arbeiten, Geld verdienen. Denn Arbeit hat er in seiner Heimat schon seit zehn Jahren keine mehr gefunden, wie Roldi sagt. Doch so richtig klappte es auch in Bayerns Landeshauptstadt nicht.

"Johny" auf der einem Gehweg und bettelt um Almosen.
Foto: Anne-Sophie Siemons/dpa (c) dpa – Bildfunk

Den Rest seiner Familie, darunter seine sechs Kinder, hat Roldi in der Slowakei zurückgelassen. „Meine Kinder vermissen Johny“, sagt er. Jeden Tag telefoniere er mit seiner Familie. Dafür ist der Hund hier in Deutschland sein einziger steter Begleiter.

Die aktuellen Angaben zur Obdachlosigkeit im Freistaat sind laut Sozialministerium im „Datenreport: Soziale Lage in Bayern 2014“ erfasst. Demnach hatten freie Träger der Wohnungslosenhilfe und Kommunen 12 053 Wohnungslose untergebracht – ein Anteil von nicht einmal 0,1 Prozent an der bayerischen Bevölkerung. Für 7129 Menschen davon lagen Angaben zur Staatsangehörigkeit vor: Rund 56 Prozent waren Deutsche, 44 Prozent hatten einen ausländischen Pass. Zum Vergleich: Der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung betrug bloß 10 Prozent.

Hunde füllen die entstandene Leere aus

Hunde beschützen Obdachlose

Allerdings sind in dieser Statistik viele Obdachlose überhaupt nicht erfasst, die Dunkelziffer ist also höher. Wie viele von ihnen einen Hund oder ein anderes Tier haben, ist ebenso völlig unklar.

Almosen für Friedrich und Hund
Foto: Anne-Sophie Siemons/dpa (c) dpa – Bildfunk

Die Hunde beschützen ihre Besitzer nicht nur vor Angriffen und Diebstählen, sie schaffen auch ein Stück weit Normalität und lenken von angewiderten Blicken anderer ab. Den Menschen sind sie treuer und vorurteilsfreier Begleiter. Sie füllen die entstandene Leere aus und geben ihren Herrchen und Frauchen im besten Fall einen Halt im Leben.

Oft geben sie den Tieren auch Beruhigungsmittel, damit sie im Laufe des Tages keinen stören

Hunde werden benutzt

Doch wie ist ein Leben auf der Straße für die Tiere zu bewerten? Judith Brettmeister leitet beim Tierschutzverein München unter anderem die Abteilung Tierschutz. Ihr zufolge muss man zwei verschiedene Gruppen von Obdachlosen unterscheiden, um die Frage beantworten zu können: die „klassischen Bettler“ und die Bettler aus der „Bettel-Mafia“. Bei der ersten Gruppe handele es sich um Hilfsbedürftige, die auf der Straße gelandet sind und einfach für sich um Almosen bitten. Bei der anderen sind es organisierte Bettler, die von Hintermännern mit falschen Versprechungen angelockt wurden und die nicht das ganze erworbene Geld für sich behalten dürfen.

Der Obdachlose und sein Hund
Foto: Anne-Sophie Siemons/dpa (c) dpa – Bildfunk

„In solchen Fällen, werden die Hunde nur benutzt, um Mitleid zu erwecken“, sagt Brettschneider. Es gebe keine Beziehung zwischen dem Obdachlosen und dem Hund, weil die Hintermänner die Vierbeiner täglich neu verteilten. „Oft geben sie den Tieren auch Beruhigungsmittel, damit sie im Laufe des Tages keinen stören.“

Manche spenden sogar für den Tierschutzverein

Im Gegensatz dazu verhielten sich die unabhängigen Hilfsbedürftigen gegenüber ihren Tieren meistens positiv. Es entstehe eine wahre Beziehung und viele kümmerten sich zuerst um den Hund und erst dann um sich selbst. „Manche spenden sogar für den Tierschutzverein„, erzählt Brettschneider. Ähnlich sorgt auch Roldi für Johny, dass es dem Hund in München so gut wie möglich geht. Ende des Monats ist Schluss damit: Dann muss der 50-Jährige das Land wieder verlassen.

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