Ein Knigge für Hundehalter, das wärs. Jeder sollte sich einfach mal in die Lage eines Nicht-Hundehalters versetzen und Rücksicht nehmen. Das kann doch nicht so schwer sein.
Ein Knigge kann nicht schaden
Muss es wirklich ein Knigge sein? Ja, denn nicht jeder lebt mit einem Hund. Viele Menschen haben nie einen besonderen Draht oder besondere Zuneigung für einen Hund entwickelt. Wer als Kind nie ein Haustier hatte oder nie die Gelegenheit bekommen hat sich mit Hunden zu beschäftigen oder wer, wie viele Muslime, aus religiösen Gründen einen Kontakt mit dem Hund scheut, der hat auch ein Recht darauf, dass Hunde nicht in seine Privatsphäre eindringen.
Für viele Hundehalter passt es offenbar nicht in das eigene Weltbild, dass es Menschen gibt, die einfach Angst vor Hunden haben oder sie schlichtweg nicht mögen. Was ist denn dabei den Hund an der Leine zu halten, wenn man an Kindergärten, Schulen vorbeiläuft? Ein Knigge mit Benimmregeln kann doch nicht schaden. Einfach achtsam sein, wenn man alten und gehbehinderten Menschen begegnet. Warum sollten Radfahrer, Jogger und sogar andere Hundehalter ungewollt mit deinem Hund konfrontiert werden? Was ist denn eigentlich los mit euch, ihr selbsternannten Hundefreunden, warum kommt es so vielen von euch niemals in den Sinn die Hinterlassenschaften eures Hundes aufzuheben und angemessen zu entsorgen?
Katharina Lange hält sich an Benimmregeln und fordert einen Knigge
Katharina Lange aus Steinenbronn in der Nähe von Stuttgart, gelernte Tierarzthelferin, Hundehalter Coach und Inhaberin der Hundeschule Elementar hat im März 2015 die Initiative „Projekt Wohlerzogen“ ins Leben gerufen und sagt wir brauchen ein Knigge für Hundehalter. Dabei geht es ihr nicht darum den Hund richtig zu erziehen, sondern Rücksicht zu nehmen auf andere Menschen und die Umwelt, andere Meinungen zu akzeptieren und Verantwortung für das eigene Benehmen und das des Hundes zu tragen.
Was hat dich veranlasst „Projekt Wohlerzogen“ ins Leben zu rufen?
Das Image der Hundehalter sinkt täglich ein Stückchen mehr und auch der Hass auf Hunde und deren Halter steigt. Dies hat zur Folge, dass sich Gewalt gegen Hunde und auch ausgelegte Giftköder häufen. Für mich, die Hunde liebt, ist dies unvorstellbar, es entsetzt und schockiert mich.
Auch bei der Arbeit mit Kunden, gibt es immer wieder Situationen, die mit etwas Rücksicht sich vermeiden lassen würden. In einem Training schossen drei große Hunde auf meine Kundin und ihren unverträglichen Hund mit Maulkorb zu, einen konnte ich abblocken, den anderen fing mein Rüde ab, aber der letzte schaffte es doch ihren Hund zu bedrängen. Meine Kundin fühlte sich so hilflos, dass sie anfing zu weinen, da sie wirklich hart an sich und ihrem Hund gearbeitet hatte. Diese Situation warf sie natürlich wieder im Training zurück.
Auf meine Bitte hin die Hunde doch an der Leine zu lassen, wenn diese nicht abrufbar seien, kamen die typischen Sprüche: „Das klären die unter sich“, oder „Ich verstehe das Problem nicht, ist ja nichts passiert.“ Und auch „Wenn ihr Hund gefährlich sei, müsse sie halt nachts spazieren gehen.“
Diese Ignoranz ist für mich unverständlich. Nach dem Erlebnis hab ich gesagt jetzt muss ich handeln. Es sollte doch möglich sein, entspannt spazieren zu gehen.
Wen genau willst du erreichen?
Alle. Hundehaltre wie auch Nichthundehalter. Alle Parteien haben dasselbe Anliegen. Sich entspannt in ihrer Freizeit bewegen zu können. Das geht nur, wenn alle Parteien Rücksicht aufeinander nehmen.
Wir Hundehalter aber können schon mal mit gutem Beispiel vorangehen und anderen keine Angriffsfläche mehr bieten, einfach durch vorbildliches Verhalten. Denn eines ist klar: Hunde können nichts dafür, denn sie sind nur der Spiegel unserer Kompetenz und Konsequenz, und am Ende sind sie die Leidtragenden!. Wer Veränderung will, muss die Veränderung sein. Wir sind nicht allein auf dieser Welt.
Warum glaubst du, dass vor allem auch Hundebesitzer erzogen werden müssen?
Erzogen ist in dem Kontext ein hartes Wort. Es geht mir vielmehr ein Bewusstsein zu schaffen. Ich möchte niemanden sagen, wie er sich zu verhalten hat. So ein Projekt funktioniert nur, wenn man die Menschen mit ins Boot holen kann und sie eine Sache zum Wohle aller unterstützen wollen. Ziel des Projektes ist es besseres Miteinander zu finden und zu schaffen. Rücksicht, Akzeptanz und Verantwortung sind meine 3 Eckpfeiler. Ich fordere die Hundehalter auf zu mehr Rücksichtnahme gegenüber unseren Mitmenschen und der Umwelt, Akzeptanz anderer Meinungen und Verantwortung für das eigene Benehmen und das des Hundes zu tragen. Ob sie der Aufforderung folgen liegt in ihrem Ermessen. Ich kann nur anleiten, aber nicht bestimmen.
Wie stehst du zum Hundeführerschein, ist das nicht die Lösung, die du mit deinem Projekt anstrebst?
Ein Hundeführerschein wäre sicherlich sinnvoll. Es würde zumindest die Menschen zwingen, die sich einen Hund anschaffen wollen, sich mit dessen Natur und Wesen auseinander zu setzen. Doch eine bundesweite Umsetzung die auch kontrollierbar ist, wird schwierig werden. Und es wird auch immer Menschen geben, die versuchen werden Vorschriften zu umgehen. Das sieht man ja täglich beim Autofahren.
Deine Kunden und unsere User sind doch die Menschen, die sich schon jetzt stark mit ihrem Hund auseinandersetzen und sicherlich für dein Anliegen offen sind. Wie erreicht man, aus deiner Sicht, die vielen ignoranten Hundehalter?
Nach langen Reden und Verwarnungen gehe ich heute bei solchen Haltern knall hart den offiziellen Weg übers Ordnungsamt. Nicht schön, aber wirksam. Bei wiederholtem Fehlverhalten, schreibe ich Kennzeichen auf und zeige an. Davor suche ich ein persönliches Gespräch und appelliere an ihr Verständnis. Das klappt zu 50% würde ich sagen. Die anderen 50% wollen gar nicht reden. Und dann gehe ich den rechtlichen Weg. Konsequenzen muss es jedenfalls haben.
Achtsame Hundehalter und deren Vierbeiner leiden also unter dem ignoranten Verhalten aller anderen Hundehalter. Was ist deine Botschaft an alle Nicht-Hundehalter?
Knapp und kurz: Der Hund ist das, was der Mensch aus ihm macht! Hunde zu vergiften, um deren ignoranten Besitzer eine auszuwischen ist nicht der richtige Weg. Hunde können nichts für ihre Besitzer. Sie haben sich diese, in den meisten Fällen nicht ausgesucht.
Welche Reaktionen erhältst du für dein Projekt?
Das Feedback, dass ich zum Projekt wohlerzogen bekomme ist gigantisch. Die Seite hatte innerhalb 24 Stunden über 1000 likes, das zeigt wie viele Hundehalter diese drei EcKpfeiler Rücksicht, Verantwortung und Akzeptanz tagtäglich leben. Auch viele Hundeschulen ziehen mit und bestellen Flyer und den Knigge und klären ihre Kunden auf. Daumen hoch dafür. So muss gute Arbeit in Hundeschulen, die Verantwortung tragen für das was sie lehren, aussehen.